Herne. Zwei Tage nach dem Pokalsieg über Osnabrück verliert der Herner TC 64:71 gegen Keltern. Bei dieser Niederlage kommt einiges zusammen.
Das war zu befürchten. Keine 48 Stunden nach dem hart erkämpften Pokalsieg gegen Osnabrück fehlten Hernes Basketballerinnen die Kraft und die Frische, auch den Meister aus Keltern zu bezwingen. Mit 64:71 (31:30) verlor der Herner TC gegen die zuvor punktgleichen Rutronik Stars und klebt damit auf Rang fünf der Bundesligatabelle fest.
Herner TC muss früh wachgerüttelt werden
Gerade eine Minute war gespielt, da lag der HTC schon mit 0:6 hinten. Bereits nach 42 Sekunden hatte Trainer Marek Piotrowski eine Auszeit genommen und lautstark versucht, sein Team wachzurütteln. Mit etwas Verspätung meldeten sich die Hernerinnen dann auch im Spiel an, konnten ihren verschlafenen Start aber nie wettmachen und liefen bis zum Schluss hinterher. Unermüdlich, aber vergeblich.
Ein einziges Mal, beim 26:26 Mitte des zweiten Viertels, schaffte Herne den Ausgleich, hatte bei eigenem Ballbesitz auch die Chance, erstmals in Führung zu gehen. Doch dann passierte das, was dem HTC immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Ein absolut unnötiger Ballverlust, in diesem Fall von Kristina Topuzovic, bescherte den Sternen zwei leichte Punkte durch Sanja Mandic, und nach Katarzyna Trzeciaks Fehlwurf legte Agnieszka Skobel, ihre polnische Landsfrau im Kelterner Trikot, einen blitzsauberen Dreier nach, wenig später einen zweiten zum 27:34 (18.). Statt das Spiel umzubiegen, hatten sich die Rutronik Stars wieder leicht abgesetzt und nahmen dann auch einen Acht-Punkte-Vorsprung mit in die Kabinen (31:39).
Nicole Enabosi rackert sich unter dem Korb ab
Dabei spielte Keltern keineswegs die Sterne vom Himmel, wirkte längst nicht so dominant, wie in den letzten Jahren. Aber die Gäste bewegten den Ball recht flüssig und sicher, kreierten viele offene Würfe und trafen vor allem von außen hochprozentig. Beim HTC hingegen stockten die Angriffe häufig, wirkten mitunter etwas statisch und ideenlos. Weil auch die Dreier nicht fielen, versuchten es die Piotrowski-Schützlinge sehr häufig über Nicole Enabosi, die sich unter dem Korb abrackerte und oft auch durchsetzte. Doch mit zunehmender Spieldauer rochen die Gäste den Braten und doppelten Hernes Centerin, so dass Enabosi nur noch hart bedrängt zum Abschluss kam.
Hier fehlten Herne an diesem Sonntag einfach die Alternativen. Während Veronika Remenárová nach ihrer Knie-OP mit einer Orthese auf der Bank mitfieberte, war Kapitänin Sofia Pelander in der Offensive wie schon in den letzten Spielen kein großer Faktor. Auch Kristina Topuzovic hat man schon stärker gesehen. Und Sarah Polleros hatte, ebenso übrigens wie Laura Zolper, am Samstag noch in der Regionalliga-Reserve ausgeholfen. Da durfte niemand Wunderdinge erwarten.
Auch den Start in Hälfte zwei verpatzt
„So wie heute mit nur einer Spielerin auf den großen Positionen ist ein solcher Gegner nicht zu schlagen“, sah auch Trainer Marek Piotrowski hier eine Ursache für die Niederlage. Eine zweite lag sicher darin, dass sein Team auch den Start zur zweiten Hälfte wieder verpatzte. Zolpers schöner Mitteldistanzwurf und ein Enabosi-Korb waren die Ausbeute der ersten vier Minuten. In dieser Zeit sammelten die Sterne jedoch wieder zwölf Punkte und schraubten ihren Vorsprung weiter in die Höhe (35:51/24.). Und selbst den HTC-Fans fehlte die Fantasie, wie dieser Rückstand noch wettzumachen sei. Zu berechenbar wirkte ihr Team, zu wenige Hernerinnen spielten in Best- oder zumindest Normalform, zu klein war die Rotation.
Dennoch: Die Mannschaft ließ sich nie hängen, kämpfte leidenschaftlich und unverdrossen um den Anschluss – und schaffte es. Jedenfalls fast. Angetrieben von Laura Zolper, Tayler Mingo und Jelena Vucetic knabberten die Hernerinnen den Rückstand ab, statt minus 16 stand kurz vor Viertelende minus 6 (51:57/28.) auf der Anzeigetafel. Und hätte Tayler Mingo bei ihren spektakulären Dribblings zum Korb nur ein wenig mehr Wurfglück gehabt, wäre noch mehr drin gewesen.
Ordentliche Leistung reicht nicht gegen starken Gegner
So aber schleppte der HTC den Rucksack aus der ersten Spielminute auch mit ins Schlussviertel. Das begann mit etlichen Ballverlusten auf beiden Seiten, beide Teams wirkten nervös, das Spiel war zerfahren. Erst nach knapp drei Minuten brachte Enabosi wieder etwas Zählbares aufs Scoreboard. Nun ging es hin und her, der Kelterner Vorsprung blieb im hohen einstelligen Bereich. Beim 61:68 (38.) witterte Piotrowski die Herner Siegchance, sagte in einer Auszeit die nächsten Spielzüge an. Kaum wieder auf dem Feld, ließ die immer noch sehr leichtfüßige Laura Zolper ihren dritten Dreier zum 64:68 (38.) durch die Reuse rauschen. Auf der Gegenseite fiel der Korb nicht, Topuzovic packte sich den Rebound, Herne versuchte es wieder über Enabosi, doch die wurde von Kiss-Rusk geblockt, die dann auch gleich zum 64:70 (39.) traf.
Nun musste Herne mit schnellen Dreiern antworten. Doch Mingo verweigerte eine Wurfchance, Enabosi verlor den Ball, die Sekunden verrannen. Nach Topuzovics Verzweiflungswurf holt Keltern den Defensivrebound, Enabosi muss foulen, Mandic geht an die Linie, verfehlt den ersten, trifft den zweiten. Und Herne ist geschlagen.
„Wir haben mit ihnen gefightet, aber zwei Spiele in kurzer Zeit plus Regionalliga war ein bisschen viel“, meinte Marek Piotrowski. „Wir haben eine ordentliche Leistung gezeigt, aber das war gegen einen starken Gegner nicht genug. Schade.“
Viertel: 17:23, 14:16, 20:20, 13:12)
HTC: Enabosi (21), Zolper (15/3), Mingo (12/1), Topuzovic (6), Vucetic (6), Trzeciak (2), Pelander (2), Polleros, Groll, Reich, Köhne.
RSK: Skobel (17/3), Richardson (16/1), Mandic (14), Kiss-Rusk (9), Deura (8/2), Pokk (4), Tavic (3/1), Rivers, Schüler.
Statistik (HTC – RSK) – Zweier: 42 % (16/38) – 44 % (17/38); Dreier: 26 % (4/15) – 77 % (7/9); Freiwürfe: 71 % (20/28) – 72 % (16/22); Rebounds: 26 (7 offensiv, 19 def.) - 28 (2 off., 26 def.); Assists: 11 – 13; Steals: 9 – 8; Turnovers: 14 – 19; Fouls: 22 – 23.