Herne/Wanne-Eickel. Immer wieder gibt es Ärger um Wechsel im Amateurfußball. Wie sich die Spieler verhalten, ist aber nur Teil eines Gesamtbildes, meint unser Autor.

Zuerst war der SV Sodingen sauer, weil Kaan Cosgun trotz Zusage doch zu Westfalia Herne wechselte, dann die SpVgg Horsthausen, weil Marvin Pollesch den Westfalenligisten trotz anderer Abmachung in Richtung VfB Börnig verlässt. Und jetzt werfen der FC Brünninghausen Amine Ennaji (SV Wanne 11) und Eintracht IckernZouhir Akrifou (FC Marokko Herne) vor, ihr Wort gebrochen zu haben. Wortbruch ist grundsätzlich natürlich ein Unding, aber so berechtigt der Ärger in jedem einzelnen Fall auch sein mag: Dass Spieler wortbrüchig sind, ist ein Ausschnitt des gesamten Bildes - aber es gehören noch andere Teile dazu.

Denn das Taktieren, das Hinhalten und andere gegeneinander auszuspielen beherrschen nicht nur Spieler, sondern auch Sportliche Leiter oder Trainer. Auch die Vereine tragen Verantwortung, wenn es gang und gäbe ist, dass ein Wort nichts mehr zählt. Sie haben die Wahl: Wollen sie einen Spieler in ihren Reihen haben, der sein Wort gegenüber einem anderen Verein gebrochen hat? Nur weil er ein bisschen besser kicken kann als andere? Viele anscheinend schon.

Ein Trainer sagt: „Da bin ich ja der Dumme“

Manche animieren Spieler sogar dazu: So erzählt ein Trainer, dass er zu Beginn seiner Laufbahn eigentlich den Vorsatz hatte, keine Spieler anzusprechen, die schon bei einem anderen Klub zugesagt haben. Kollegen scheinen das anders zu sehen. Erst neulich sei ein Spieler, dessen Zusage er für die kommende Spielzeit hat und der auch schon präsentiert worden ist, von einem anderen Coach angesprochen worden, der von der Übereinkunft habe wissen müssen. Daher wirft der Trainer seinen guten Vorsatz jetzt über Bord. „Da bin ich ja der Dumme, wenn alle anderen sich so verhalten, nur ich nicht“, sagt er.

WAZ-Redakteur Sebastian Schneider
WAZ-Redakteur Sebastian Schneider © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch Vereine benutzen „Notlügen“

Außerdem überdeckt das Jammern über wortbrüchige Spieler auch, dass es gute Gründe dafür geben kann. Zum Beispiel eine berufliche Veränderung, oder dass sich seit der Zusage eine ganz neue Situation beim Verein ergeben hat. Natürlich ist das häufig vorgeschoben, aber auch Vereine benutzen diese Notlüge ja gerne und häufig. Oder glaubt wirklich irgendjemand daran, wenn es mal wieder heißt, es habe eine „einvernehmliche Trennung“ von einem erfolglosen Trainer gegeben, oder der sei urplötzlich beruflich unheimlich stark beansprucht und könne daher nicht weitermachen? Nicht selten hat er dann kurz darauf woanders einen neuen Job, der mit seiner beruflichen Tätigkeit locker zu vereinbaren scheint.

Der Punkt ist: Sicherlich gibt es Spieler, die ihr Wort im Laufe ihrer Karriere häufig brechen. Das ist ein Unding. Die einzige Möglichkeit für Vereine, dagegen etwas zu tun, ist, selbst ihr Wort zu halten, auf taktische Spielchen zu verzichten und konsequent einen Bogen um Spieler zu machen, von denen man weiß, dass sie nicht immer das halten, was sie versprechen.

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