Herne. Oberligist Herner EV geht im Derby gegen die Moskitos unter. HEV-Kapitän Michél Ackers findet deutliche Worte – und spricht über seine Zukunft.

Unterschiedlicher hätten die Gefühlswelten nach der Schlusssirene kaum aussehen können: Im Hintergrund feierten die mitgereisten Fans der Moskitos Essen ihre Spieler, die nach der 7:2 (2:1, 2:0, 3:1)-Machtdemonstration im Revierderby auf dem Eis tanzten. Wenige Meter weiter standen die Verlierer des Herner EV, schauten bedröppelt auf die Tribüne und lauschten der Ansage des Vorsängers der HEV-Fanszene.

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„Ich glaube, die Stimmung war ein bisschen am Siedepunkt. Es waren keine schönen Worte, die uns da zugeflogen sind“, sagte HEV-Kapitän Michél Ackers, der den Frust der Anhänger verstehen kann. „Das hat mich ein bisschen an die letzten Jahre auf Schalke erinnert.“ Ganz so schlimm wie um den Fußball-Zweitligisten steht es nicht um die Miners, die aber dennoch eine über weite Strecken enttäuschende Saison spielen.

Herner EV lässt sich im Derby von den Moskitos her spielen

Das Derby-Debakel vor heimischer Kulisse? Der Tiefpunkt am Gysenberg. Besonders im Schlussdrittel ließen sich die Gastgeber vor 2800 Zuschauern in der Hannibal-Arena herspielen. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, riefen die Fans. „Ich finde gar nicht, dass wir erst im letzten Drittel auseinandergefallen sind“, meinte Ackers. „Die Essener Mannschaft war vom ersten Bully an bereiter, besser, spritziger. Zu sagen, dass wir erst im Schlussabschnitt auseinandergefallen sind, wäre falsch und würde den Moskitos nicht gerecht werden. Man kann schon fast sagen, dass das heute ein Klassenunterschied war.“

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Die beiden Duelle am Westbahnhof entschied Herne zwar knapp für sich, in den beiden Spielen sei es allerdings auch schon ähnlich gewesen, räumte Ackers ein. „Nur haben die Essener da das Tor nicht getroffen.“ Innerhalb weniger Monate haben sich die Machtverhältnisse im Eishockey-Revier um 180 Grad gedreht: Die Moskitos spielen auf Platz zwei eine herausragende Saison, der HEV dümpelt hingegen drei Spieltage vor dem Hauptrundenende auf Rang neun herum.

HEV-Kapitän Ackers: Darüber müssen wir nach der Saison sprechen

Der Grund dafür? „In Essen wurden scheinbar die richtigen Entscheidungen im Sommer getroffen, bei uns ist es in die andere Richtung gelaufen. Wir sehen auch an den vergangenen fünf, sechs Jahren, in denen wir vielleicht die besseren Entscheidungen getroffen haben, dass es schnell gehen kann“, erklärt Ackers, der bereits seit elf Spielzeiten im HEV-Trikot aufläuft. „Wir müssen nach der Saison hier ganz klar darüber sprechen, was falsch gelaufen ist und dann definitiv die Lücke zu Essen wieder schließen.“

Am Ende des Tages zähle nur eines im „Pott“. „Dass du die Nummer eins bist“, so der 32-Jährige. „Das sind wir aber in diesem Jahr definitiv nicht.“ Nach der Klatsche gegen den Erzrivalen sind auch die letzten leisen Hoffnungen auf das Heimrecht in den Pre-Playoffs verflogen, die Miners können nach Punkten zwar noch mit dem Tabellenachten Erfurt, der neun Zähler mehr auf dem Konto hat, gleichziehen, weisen allerdings das schlechtere Torverhältnis auf.

Herner EV: Am Sonntag zu den Hannover Indians

„Ich glaube, das ist nach den letzten Wochen für uns schon in weite Ferne gerückt. Wir hatten immer wieder Spiele, vor denen wir uns gesagt haben, dass es die letzte Chance ist“, erklärt Ackers. Rechnerisch sei das Heimrecht zwar noch möglich gewesen, insgeheim hatte sich die Mannschaft aber gefühlt schon vor dem Derby von dem Gedanken verabschiedet. Im Hauptrundenendspurt trifft der HEV am Sonntag (19 Uhr, Pferdeturm) auf die Hannover Indians, am letzten Wochenende empfängt der Oberligist die Tilburg Trappers und Schlusslicht Herforder EV.

Wir müssen uns zusammenraufen und dann schauen, dass wir irgendwie zwei Spiele gewinnen, damit wir in den Süden fahren dürfen.
Michél Ackers, Kapitän des Herner EV, mit Blick auf die Pre.-Playoffs

„Wir müssen gucken, dass wir uns in den letzten Spielen irgendwie noch in einen leichten Flow spielen und in Form bringen“, meint Ackers. „In den Pre-Playoffs ist dann wieder alles möglich.“ Dort gehe es um Kampf, Herz und Leidenschaft. „Wir müssen uns zusammenraufen und dann schauen, dass wir irgendwie zwei Spiele gewinnen, damit wir in den Süden fahren dürfen.“ Was die Spieler auf diesem Weg versuchen müssen, auszublenden: Cheftrainer Tobias Stolikowski verlässt die Miners nach der Saison. Das dürfe die Spieler in der Situation aber nicht zu sehr interessieren, meint Ackers.

Herner EV: Das sagt Kapitän Ackers zu seiner Zukunft

„Klar, sagst du, dass du für den Verein spielst und versuchst, für ihn alles zu geben, am Ende des Tages spielt aber jeder für seinen eigenen Lebensunterhalt.“ Jeder Spieler müsse sich beweisen für die neue Saison – egal, ob in Herne oder bei anderem Verein. Stolikowski geht – und Ackers? Der Verteidiger hat vor der laufenden Saison gleich um zwei Jahre verlängert. Bedeutet das auch, dass Ackers automatisch beim HEV bleibt? „Stand jetzt: Ja“, sagt er. In ein paar Wochen oder Monaten könnte es allerdings aussehen.

In den vergangenen Jahren habe Ackers nie großartig in Erwägung gezogen, den Verein zu verlassen. „Aber ich muss natürlich auch abwarten, wer der neue Trainer wird, was er für ein Konzept fährt und wie es hier weitergeht“, erklärt der Kapitän. „Ich würde schon gerne noch was gewinnen und um was spielen. Ich würde niemals nie sagen, aber aufgrund meiner Verbundenheit zum Verein würde ich hier schon ganz gerne weiterspielen und meine Karriere hier irgendwann beenden. Es muss aber alles passen: Nicht nur von meiner Seite, sondern auch von Seiten des Vereins.“

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