Herne. Thomas Stilltano, Trainer des SV Sodingen, scoutet Talente für RB Salzburg. Sein größter Erfolg war ein Spieler, der jetzt zu Union Berlin geht.
Mit Spannung verfolgen Fußballinteressierte jedes Jahr in Sommer- wie Winterpause Transferaktivitäten von Vereinen. Wer kommt? Wer geht? „Hast du auch schon gehört …?“ Im Profibereich sorgen Stäbe von Scouts für das Herauspicken genau der Talente, die sich der Verein gerade wünscht. Thomas Stillitano, Westfalenliga-Trainer des SV Sodingen, ist einer dieser unentwegt Suchenden. Seit fast zehn Jahren durchforstet er konkret für RB Salzburg internationale Ligen. Die Zahl an Kickern, die Stillitano in den letzten Jahren analysiert hat, dürfte längst fünfstellige Größenordnung annehmen, schätzt er.
Ausgesucht hatte sich der Sodinger Coach die Scouting-Position nicht. „Es war pures Glück“, beschreibt er den Startpunkt. „Der damalige Organisationsleiter bei RB Leipzig hatte mich bei Xing entdeckt und angeschrieben.“ Dem Online-Netzwerk war zu entnehmen, dass Stillitano als Jugendcoach bei Schalke 04 und VfL Bochum tätig war. „Und dass ich Italienisch spreche“, fügt er einen wichtigen Aspekt hinzu.
Stillitanos Entdeckung Brenden Aaronson wechselt jetzt nach Berlin
„In Leipzig haben sie damals jemanden für die italienischen Ligen gesucht.“ Ambitionen hatte er also eigentlich keine in diesem Bereich. Nach einer Probephase aber merkte der Trainer, dass auch diese Aufgabe Spaß macht.
In den Folgejahren wurden die Scouting-Abteilungen des Brause-Konzerns in Leipzig und Salzburg getrennt und Thomas Stillitano wurde „Salzburger“. Die Expertise für den italienischen Raum erweiterte er später auf Portugal, die USA, auf Japan und Südkorea und seit Neuestem auch auf Israel. Aus Israel glückte ihm erst im Winter ein Fang, als er den 18-jährigen Oscar Gloukh von Maccabi Tel Aviv nach Österreich lotsen konnte.
Auf freiberuflicher Basis arbeitet er täglich aus dem Homeoffice heraus für RB Salzburg. Im Schnitt beobachte er zwei, drei Spieler je Tag. Was über die Zeit gesehen eine hübsche Summe an Namen ergibt. „Es dürften schon zehntausend gewesen sein“, überschlägt Thomas Stillitano. Und die Erfolgsquote? „Du guckst dir an die tausend Spiele an und da ist dann vielleicht einer dabei. Viele denken, das ist ja cool.“ Es mache zwar auch viel Spaß – aber eben auch nicht immer.
Dass er sich mit Namen wie Erling Haaland oder Dayot Upamecano beschäftigen darf, ist nett, oft aber nicht zielführend. „Der Verein hat ja immer ein ganz klares Profil für einen Spieler, den er sucht“, erklärt Stillitano. „Ich könnte zum Beispiel auch Toni Kroos analysieren, da wüsste ich aber schon nach zwei Minuten, dass der nicht geeignet ist.“ Ein toller Fußballer zwar, aber eben nicht für den aktuellen Bedarf bei RB Salzburg.
Der größte Coup sei Stillitano wohl mit Brenden Aaronson (jetzt: Union Berlin) gelungen, erinnert er sich. Den hatte er ein Jahr lang beobachtet, bevor er für etwa fünf Millionen Euro aus Philadelphia nach Salzburg kam. 2022 wechselte er dann für das gut Fünf- bis Sechsfache zu Leeds United.
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Für Sodingen fällt bei den Arbeiten leider nichts ab. „Nein“, lacht Thomas Stillitano und kontert mit der rhetorischen Gegenfrage: „Salzburg sucht Profis und holt nur Top-Talente. Was sollen die mit dreimal Training pro Woche bei einem Sechstligisten?“ Eine potenzielle Park-, Zwischen- oder Aufbaustation in Herne fällt also aus. Für die eigene Arbeit zieht der Trainer dennoch seinen Nutzen. „Es hilft mir auf jeden Fall, eigene Profile zu erstellen, um dann einen Wunschspieler zu finden. Aber im Amateurfußball muss man dennoch viel, viel flexibler sein.“
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