Herne. Jürgen Schubert hat sich zur Zukunft des Herner EV geäußert. Wenn die Probleme nicht gelöst werden könnten, sei es „das Aus für Profi-Eishockey“.

Von Zeit zu Zeit wendet sich Jürgen Schubert in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Mal, um den Anhang des Herner EV über die aktuelle sportliche und finanzielle Entwicklung beim Eishockey-Oberligisten zu informieren, oder auch, um der Mannschaft den Spiegel vorzuhalten, wenn die mal wieder deutlich an den eigenen Möglichkeiten vorbeigespielt hat.

In seiner jüngsten Botschaft stellt der Geschäftsführer der Gysenberghallen GmbH einmal mehr die Existenzfrage in Sachen Eishockey-Profisport in Herne. Er tut dies eindringlich, sachlich, nüchtern – und für viele sicher auch ernüchternd. Denn die kommende Saison, das spricht Jürgen Schubert offen aus, könnte durchaus die letzte für den HEV im DEB-Ligenbereich sein.

Sechsstellige Mehrausgaben aufgrund der Energiepreise

Seine Ausführungen untermauert er mit Zahlen. Es sind nachvollziehbare Zahlen, die deutlich machen, welche Folgen Corona und die Energiekrise für die Vereinsfinanzen hatten und noch haben werden. Als warnendes Beispiel nennt er den jüngsten Insolvenzantrag der Crocodiles Hamburg, dazu kommen die Rückzüge von Diez-Limburg, Landsberg und Klostersee in die Viertklassigkeit – Eishockey unter Profibedingungen halten die Verantwortlichen dort nicht mehr für darstellbar. Auch die Oberliga-Zukunft des Krefelder EV ist kurz vor dem Ende der Meldefrist noch unklar.

Jürgen Schubert will vermeiden, dass der Herner EV den Weg mehrerer bisheriger Konkurrenten gehen muss.
Jürgen Schubert will vermeiden, dass der Herner EV den Weg mehrerer bisheriger Konkurrenten gehen muss. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Jürgen Schuberts Angaben zufolge werden die gestiegenen Energiepreise den Etat der Gysenberger in der kommenden Saison mit Mehrkosten in sechsstelliger Höhe belasten, „und hoffentlich nur mit einer eins davor.“

Weniger Zuschauer sollen mehr bezahlen

Zudem ist der Zuschauerschnitt in der Hannibal-Arena gegenüber der letzten Saison vor der Pandemie um 600 gesunken, was sich laut Jürgen Schubert zu Mindereinnahmen von 200 000 Euro summiert hat. Inwieweit die Stadt Herne ihre Unterstützung ausweiten kann, müssen Gespräche klären

Damit der Herner EV nicht den gleichen Weg wie die genannten Vereine gehen muss, nimmt sein Geschäftsführer aber auch und im Besonderen die Fans in die Pflicht. Denen wurden allerdings bereits Preiserhöhungen angekündigt, was nicht bei jedem auf Verständnis stößt. Zumal man aus Sicht von Kritikern in den sozialen Netzwerken gewissermaßen die Katze im Sack kaufen soll – auf der offiziellen Kaderliste stehen derzeit erst sieben Namen.

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Ein gutes Dutzend weiterer dürften folgen, die demnächst Zug um Zug bekannt gegeben werden. Dennoch bittet Jürgen Schubert die Fans, in Vorleistung zu treten, nachdem der Dauerkartenverkauf nur schleppend angelaufen ist. „Wir waren auf einem anderen Weg, aber Corona hat uns zurückgeschmissen“, sagt er und schickt ehemaligen Akteuren noch einen Abschiedsgruß hinterher: „In Sachen Einstellung haben wir viel Mieses erlebt. Jetzt arbeiten wir hart an einem charakterstarken Kader und haben bereits eine große Strecke hinter uns. Der Erfolg wird kommen, aber das muss nicht zwingend Platz eins, zwei oder drei bedeuten.“

Und er spricht den überhitzten Spielermarkt in der Oberliga an: „Viele verdienen da mehr als in der DEL2. Das machen wir nicht mit.“ Um die Kurve zu kriegen, brauche man die Unterstützung aller Fans und Sponsoren und es klingt beschwörend: „Wir können es nur alle zusammen schaffen, wir sind Ruhrpott.“

Und was, wenn nicht? „Dann ist es das Aus für Profi-Eishockey in Herne.“

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