Herne. Zum zweiten Mal in zwei Jahren steigt Westfalia Herne ab - und ist bald Landesligist. Vorsitzender Brüggemann über die Gründe und Prioritäten.

Es war am Sonntag der Tag, an dem die erste Mannschaft von Westfalia Herne abgestiegen ist – demnächst spielt sie in der Landesliga, Liga sieben. Aber die Verantwortlichen von Westfalia Herne blickten auch an diesem Tag über den Tellerrand, der die erste Mannschaft einrahmt, hinaus.

Michele Di Bari, der nach dieser Saison als Sportlicher Leiter bei der Westfalia aufhört, zog schon vor dem Anpfiff des Spiels bei Türkspor Dortmund eine Bilanz – erfolgreich sei der Verein durchaus gewesen – „nur nicht mit der ersten Mannschaft“.

Die U19 hat 2022 den Aufstieg in die Landesliga geschafft, die U15 ist im vorigen Jahr in die Westfalenliga aufgestiegen und kämpft dort noch um den Klassenerhalt. Die neu gegründete zweite Mannschaft hat ebenfalls 2022 den Sprung in die Kreisliga B geschafft. Und an diesem Wochenende haben die Routiniers von Westfalia Herne den Deutschen Ü40-Pokal gewonnen, und die U18 hat den FC Frohlinde mit 2:1 geschlagen, ist Meister der Kreisliga A und spielt um den Aufstieg in die Bezirksliga.

Westfalia Herne: 2020 waren Westfalen- und auch Landesliga schon ein Thema

Als Ingo Brüggemann angetreten ist 2020, da hat er vor allem als Ziel ausgegeben: Der Verein solle zusammenwachsen. Während der Corona-Zeit und nach der Insolvenz hatte es bei den Blau-Weißen Überlegungen geben, ob Westfalia damals noch weiter in der Oberliga spielen solle oder in der Westfalenliga weitermachen solle. Er hätte sich damals auch schon die Landesliga vorstellen können, sagt Ingo Brüggemann – schließlich entschieden sich die Verantwortlichen damals dann doch, weiter in der Oberliga zu kicken.

Es sind nun zwei Abstiege hintereinander gefolgt. Aber Ingo Brüggemann antwortet auf die Frage, was dieser weitere Abstieg für den Verein bedeutet: „Nix. Wir spielen jetzt eine Liga tiefer. Es ist mir persönlich egal ob wie in Hohenlimburg oder Iserlohn spielen oder in Hordel oder bei den Sportfreunden Wanne.“ Nachbarschaftlicher wird es in der Landesliga aber allemal zugehen.

Trainer Henry Celik: „Wir kommen zurück“

Ein sportliches Ziel auszurufen, dazu ist es noch viel zu früh. Trainer Hayrettin „Henry“ Celik allerdings hatte schon vor Wochen angekündigt: „Wir kommen zurück.“

Ob und wie schnell das geht: Abwarten. Ingo Brüggemann ist überzeugt von den sportlich Hauptverantwortlichen: „Henry ist ein guter Trainer. Schon immer gewesen. Er spricht die Sprache der Jungs.“ Michael Strysz, der neue Sportliche Leiter, nutzt in diesen Wochen sein Netzwerk, um ein Team für die neue Saison zusammenzustellen.

Torhüter Daniel Dudek (Mi.) spielte eine starke Partie im Tor von Westfalia Herne beim 1:4 auswärts gegen Türksppor Dortmund – bei den vier Gegentreffern war er chancenlos.
Torhüter Daniel Dudek (Mi.) spielte eine starke Partie im Tor von Westfalia Herne beim 1:4 auswärts gegen Türksppor Dortmund – bei den vier Gegentreffern war er chancenlos. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Es soll nicht solch ein kompletter Umbau werden wie zu dieser Saison. Das sei auch ein Faktor gewesen, sagt Michele Di Bari: „Um etwas aufzubauen, brauchst du mehrere Jahre, vielleicht fünf, oder sechs.“ Dazu sagt Di Bari anerkennend Richtung Nachbarschaft, zum aktuellen Landesliga-Tabellenführer: „Das sieht man zurzeit vor allem auch beim SV Wanne 11.“

Auch die Ausfälle von verletzten Spielern, auch längerfristig, hätten eine Rolle gespielt, sagen Di Bari wie auch Brüggemann. „Wir konnten eigentlich nie eine eingespielte Mannschaft aufbieten“, sagt der Vorsitzende.

Das soll zur neuen Saison anders sein. Der Kern der Mannschaft will bleiben, auch für die Landesliga, und das Team soll punktuell verstärkt werden. Einer der Neuzugänge ist der auch von anderen Vereinen umworbene Marvin Schuster, der für den Hombrucher SV in dieser Saison schon 26-mal getroffen hat.

Vom SV Horst 08 kommt Samir Bouachria. Am Sonntag in Dortmund hat bereits Gafuru Said (zuletzt beim Oberligisten St. Tönis am Ball) sein Debüt gegeben.

Dazu sind die Sezen-Brüder Boran und Sergen Sezen zurück auf dem Platz und fest für die nächste Saison eingeplant.

Westfalias Vorsitzender bleibt seiner pragmatischen Linie treu, die regelmäßig aufgeblitzt ist, zum Beispiel im September 2021 mit dem Satz: „Die wirtschaftliche Machbarkeit wird das Sportliche einordnen.“ Mit Blick auf die neue Saison sagt Ingo Brüggemann: „Trainer und Spieler werden jedes Spiel gewinnen wollen. Wer das schafft, wird auch Meister.“

Das gilt ja überall, egal in welcher Liga.

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