Herne. SV Sodingen und Westfalia Herne treffen am ersten Spieltag aufeinander – wie schon 2004/2005. Ein Rückblick auf das Spiel vor fast 18 Jahren.

Exakt 17 Jahre, elf Monate und 16 Tage ist es am kommenden Sonntag her, als sich der SV Sodingen und Westfalia Herne im damaligen Verbandsliga-Derby im Glück-Auf-Stadion am Sodinger Holzplatz gegenüberstanden.

Der SVS war gerade in die heutige Westfalenliga aufgestiegen, der SCW kam als Tabellendritter der Vorsaison nach Sodingen.

„Parkplatznot, lange Schlangen an den Kassen - das hatte es in Sodingen seit vielen Jahren nicht gegeben“, schrieb die WAZ am 30. August 2004.

Über 2000 Zuschauer sahen ein 2:2 im Derby, bei dem die Westfalia erst in der Nachspielzeit zum Ausgleich kam.

SV Sodingen - Westfalia Herne: „Alles gestandene Fußballer“

„Ich möchte keinem der heutigen Spieler beider Teams zu nahe treten, aber damals standen richtige Persönlichkeiten auf dem Platz, alles gestandene Fußballer“, erinnert sich Jürgen Wellmann an Namen wie Dirk Sadowicz oder Bagdad Ballout auf Seiten des SVS sowie an Andreas Wienroth und Edin Terzic, den heutigen Coach des Bundesligisten Borussia Dortmund, auf Seiten der Westfalia.

SV Sodingen gegen Westfalia Herne 2004: So berichtete die WAZ seinerzeit.
SV Sodingen gegen Westfalia Herne 2004: So berichtete die WAZ seinerzeit. © Michael Muscheid

Der damalige Sodinger Trainer machte es dem klaren Favoriten mit seiner erfahrenen Mannschaft über die kompletten 90 Minuten richtig schwer und führte bis zur 81. Spielminute nicht unverdient mit 2:0.

Stocker hatte die Entscheidung auf dem Fuß

Pedrag Crnogaj brachte dem SVS damals mit 1:0 in Führung, der eingewechselte Maik Stocker erhöhte nach einem Konter über Andreas Kluy und Christian Pflüger auf 2:0 für die Grün-Weißen. Sami El-Nounou konnte für den SCW neun Minuten vor dem Ende zwar auf 1:2 verkürzen. Maik Stocker hätte die Partie entscheiden können, doch der Stürmer hatte drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit seine Nerven vor dem Tor der Westfalia nicht im Griff.

„Auch wenn ich das Tor nicht gemacht habe, wir haben uns definitiv richtig gut verkauft“, sagt Stocker, der heute die SpVgg Röhlinghausen trainiert. „Beim Cranger Kirmes-Cup, wenige Wochen vorher, kassierten wir von der Westfalia noch eine richtige Reise. Dafür haben wir uns in der Liga dann aber definitiv revanchiert“, so Maik Stocker weiter.

2004 Torschütze zum 2:2-Endstand war per Kopfball André Dohm. Hier ist er rechts für die Ü40 von Westfalia Herne in einem Spiel gegen die Traditionself des FC Schalke 04 (Mi. Jiri Nemec) am Ball.
2004 Torschütze zum 2:2-Endstand war per Kopfball André Dohm. Hier ist er rechts für die Ü40 von Westfalia Herne in einem Spiel gegen die Traditionself des FC Schalke 04 (Mi. Jiri Nemec) am Ball. © Funke Foto Services | Rainer Raffalski

Als die Nachspielzeit von fünf Minuten angezeigt wurde, gab es auf der SVS-Bank komplette Entrüstung. „Im Nachhinein muss man aber sagen, dass die Mannschaft, die führt, sich immer über die Nachspielzeit aufregt. Die Länge damals war schon gerechtfertigt“, relativiert Jürgen Wellmann heute.

Nach einem langen Einwurf von Flügelflitzer Sven Barton verlängerte Edin Terzic den Ball in den Strafraum, wo André Dohm mit seiner ganzen Erfahrung richtig stand und zum umjubelten 2:2 einnetzte. „Wir waren der klare Favorit in der Partie und hatten uns vorher auch super verstärkt. Ich weiß nicht, ob die große Kulisse den einen oder anderen bei uns etwas belastet hat“, erinnert sich Dohm.

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„Meinen Treffer habe ich auch heute noch sehr gut vor Augen, denn es war eins meiner wirklich sehr wenigen Kopfballtore“, lacht die damalige Nummer acht des SCW.

„Am Ende war der Herner Fußball der Gewinner des Tages. Und ich glaube, wenn Frank Schultz und ich uns vorher noch etwas mehr freundschaftlich bekriegt hätten, dann wären noch mal 1000 Zuschauer mehr gekommen“, so Jürgen Wellmann, der bis heute ein freundschaftliches Verhältnis zum damaligen SCW-Coach pflegt. Schultz war unter dem erfahrenen Trainer Wellmann Kapitän der A-Jugend bei der Westfalia gewesen.

Ob es am kommenden Sonntag auch wieder so voll wird? Der damalige SVS-Coach wollte sich da nicht festlegen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es erneut so voll wird, aber ich würde es beiden Teams wünschen. Ein Derby zum Saisonauftakt ist immer eine tolle Sache.“ Freuen würde sich dann auch Dr. Veselko Jovanovic.

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Der damalige SVS-Boss und heutige Ehrenpräsident und Namensgeber des Stadions in Personalunion wurde vom Andrang im Jahr 2004 absolut überrascht: „Ich hatte insgeheim mit 1500 Zuschauern gerechnet. Dann waren es aber noch mal deutlich mehr“, sagt er.

Wenn sich diese Zahl am Sonntag, dann im Dr.-Jovanovic-Glück-Auf-Stadion, auch nur ansatzweise wiederholen sollte, dann gibt es schon vor dem Anpfiff einen Gewinner: den Herner Fußball.