Herne. Ajdin Hrustic ist Europa-League-Sieger mit Frankfurt. Bruder Adin, Spieler von Westfalia Herne, ist bisher auf einem anderen sportlichen Weg.
Das ist ja immer die Frage, wenn es um die großen, die wichtigen Ereignisse geht. Wo warst du, als Deutschland Weltmeister wurde? Als Schalke den Wiederaufstieg geschafft hat? Adin Hrustic, den kann man fragen: Wo warst du, als dein Bruder Ajdin seinen Elfmeter beim Europa-League-Sieg von Eintracht Frankfurt gegen die Glasgow Rangers verwandelt hat? Adin Hrustic war tatsächlich in Herne, in der Polygonvatro-Arena, der Heimat des SC Westfalia.
Im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan in Sevilla sind 38.842 Zuschauer, dort ist es ausverkauft. In Herne, vor einem Bildschirm in einem Raum des Stadions am Schloss, sitzen genau zwei Leute auf der Couch: Adin Hrustic und Westfalia-Trainer Danny Voß. Vorher war noch Training beim Tabellenletzten der Oberliga Westfalen, und diese beiden sind noch geblieben, um das Europa-League-Finale zu gucken.
Na klar, Adin Hrustic ist Fan von Eintracht Frankfurt: „Ich bin sein Fan, egal, wo er ist“, sagt Hernes Defensivspieler über seinen Bruder.
Westfalia Hernes Adin Hrustic: Video-Anruf aus dem Camp Nou
Die Familie kommt aus Australien, ist für eine Zeit nach England gezogen, dann nach Deutschland. Die Brüder waren in England eine Zeit lang beide bei Stoke City. Dass beide fußballerisch unterschiedliche Wege gegangen sind, nimmt Adin Hrustic locker: „Vielleicht hätte ich auch so weit kommen können. Aber zwischendurch war ich ein bisschen faul, hatte auch Pech mit Verletzungen.“
Für ihn, sagt Adin Hrustic, sei Ajdin der Bruder und nicht der Fußballprofi. Der Spaß am Fußball ist unabhängig von der Liga in der Familie geblieben. Weshalb bei Hrustics der jüngere Bruder schon mal vom älteren via FaceTime aus dem vollbesetzten Camp Nou angerufen wird. Man gewinnt ja nicht alle Tage 3:2 im Europa-League-Viertelfinalrückspiel beim FC Barcelona.
Am Finalabend am Mittwoch, erzählt Adin Hrustic, sei für ihn das Elfmeterschießen ein einziger Gänsehautmoment gewesen. Als sein Bruder Ajdin zum Strafstoß angetreten ist, ist er schon nervös gewesen, berichtet er – aber der Ball war drin. „Qualität“, sagt der 21-Jährige knapp dazu mit Fußballer-Lockerheit.
Was den Fußball angeht, sind auch die Leistungen des jüngeren Bruders immer mal wieder Thema: „Ich schicke Ajdin immer mal wieder Videos mit Szenen von mir von den Aufzeichnungen unserer Spiele, frage ihn dann immer, wo ich mich noch verbessern kann“, so Adin Hrustic.
Dass er die Westfalia verlässt, steht schon seit Längerem fest. Wohin es geht, aber noch nicht. Höherklassig, so Adin Hrustic, möchte er in Zukunft aber schon spielen.
Warum die Saison so gelaufen ist für Westfalia Herne? „Es ist, wie es ist“, sagt Adin Hrustic dazu. „Wir haben schon am Anfang der Saison fast jeden Tag trainiert, aber es hat in den Spielen nicht gut funktioniert. Wir sind ja alle noch jung. Vielleicht hätten uns von Anfang an ein, zwei Spieler mit etwas mehr Erfahrung geholfen. Aber wir als Mannschaft kommen untereinander gut klar.“
In den letzten Spielen dieser Saison – drei mit dem von diesem Freitagabend gegen den TuS Ennepetal sind es noch – will Adin Hrustic mit seinen Teamkollegen auf jeden Fall noch Punkte holen.
Danach muss man mal abwarten, wo er dann vielleicht Gänsehautmomente bei seinen eigenen Spielen erlebt. Sein Bruder Ajdin hat, nach dem Sieg und der Party im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan, bestimmt noch ein paar beim Empfang auf dem Frankfurter Römer gehabt.