Herne. Herne gegen Tilburg, schon ein Oberliga-Klassiker – diesmal, beim 5:4 der Miners nach Penaltyschießen, war’s einer mit besonderen Noten.

Jede Eishockey-Saison hat ihre besonderen Spiele, die in Erinnerung bleiben. Das am Freitag in der Hannibal-Arena war eines davon. Trotz vieler personeller Rückschläge kämpfte der Herner EV in einem packenden Krimi die Tilburg Trappers nieder und setzte sich am Ende mit 5:4 (0:0, 2:1, 2:3) nach Penaltyschießen durch.

Herner EV kann nur fünf Verteidiger aufbieten

Schon die Eingangsvoraussetzungen seitens der Miners waren nicht die besten. Nach einem Coronafall im Umfeld hatte sich das komplette Team mehrmals testen lassen müssen und zwei Tage nicht trainieren können und auch am Spieltag selbst rissen die schlechten Nachrichten nicht ab. Außer Christoph Ziolkowski und Nils Elten stand auch Robert Peleikis nicht zur Verfügung, und so musste der HEV mit nur fünf Verteidigern in den längst zum Klassiker gewordenen Kampf mit den Niederländern ziehen.

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Dass sich Denis Fominych schon nach sechs Sekunden eine Fünf-Minuten-Strafe abholte, machte die Sache nicht leichter, doch die Gäste waren noch nicht auf Betriebstemperatur. Die Miners überstanden die frühe Unterzahl und lieferten auch weiterhin in der eigenen Zone einen soliden Job ab. Weil auch die Defensive der Trappers kaum Fehler machte, gab es im ersten Drittel auf beiden Seiten nur wenige zwingende Tormöglichkeiten und das 0:0 nach 20 Minuten war gerecht.

Trappers gehen nach gewonnenem Rebound in Führung

Nach Wiederbeginn lichteten sich die Herner Reihen weiter. Mit Sebastian Moberg musste ein weiterer Verteidiger verletzt passen, aber der HEV blieb stabil. Jetzt wurde die Begegnung offener und Kevin Orendorz hatte die erste wirklich gute Chance für die Gastgeber (22.). Ruud Leeuwesteijn im Tilburger Tor parierte jedoch und zehn Minuten später ging sein Team nach einem gewonnenen Rebound in Führung.

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Nun stand die umkämpfte Begegnung im Zeichen der „special teams.“ Innerhalb von zwei Minuten drehten die Miners das Spiel mit zwei Überzahltoren, doch in Unterzahl ging es in den Schlussabschnitt. Auch die Trappers nutzten ihr Powerplay und wenig später wurde es richtig eng für den HEV. Nach einem Stockschlag auf die Hand konnte auch Benjamin Hüfner die Partie nicht mehr fortsetzen – mit nur noch drei gelernten Verteidigern gingen die Miners in die Schlussphase.

Nils Liesegang rückt in die Abwehr

Nils Liesegang rückte in die Abwehr und ging kaum noch vom Eis, doch ausgerechnet ihm, dem Routinier, unterlief bei eigener Überzahl ein fataler Scheibenverlust in der eigenen Zone. Trappers-Topscorer Brett Bulmer ließ sich die Chance nicht entgehen – der HEV schien am Boden.

Nils Liesegang (Mi.) half im umkämpften Spiel gegen die Trappers in der Abwehr aus.
Nils Liesegang (Mi.) half im umkämpften Spiel gegen die Trappers in der Abwehr aus. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Aber er stand wieder auf und fuhr einen schnellen Gegenangriff über die Außenbahn. Kevin Orendorz hämmerte die Scheibe unhaltbar zum 3:3 unter die Latte und 624 Herner Fans waren aus dem Häuschen.

Den personell gerupften Hernern schwinden die Kräfte

Dem personell arg gerupften HEV schwanden jetzt natürlich die Kräfte, und Tilburg drückte weiter. Das 3:4 war nicht zu verhindern, doch die Miners entpuppten sich einmal mehr als Moralwunder. Nur elf Sekunden später krachte Denis Fominychs Handgelenkschuss ins lange Eck und Björn Linda rettete sein Team mit mehreren „big saves“ in die Verlängerung.

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Die brachte Chancen auf beiden Seiten, aber immer noch nicht die Entscheidung – es ging ins Penaltyschießen. Nachdem 13 Schützen vergeblich angelaufen waren, setzte Kevin Orendorz den Schlusspunkt unter den denkwürdigen Schlagabtausch und sicherte seiner Mannschaft den zweiten Punkt.„Es ist für uns ein bisschen frustrierend, aber Herne hatte einen starken Goalie und hat sehr körperlich gespielt. Sie haben hart gearbeitet und hatten es verdient, zu gewinnen“, kommentierte Gästetrainer David Livingston die Nervenschlacht. HEV-Trainer Danny Albrecht musste nicht mehr viel hinzufügen: „Wir haben in wichtigen Situationen die Tore gemacht und immer wieder Moral gezeigt.“

Tore: 0:1 (32:30), 1:1 (35:50, 5-4) Orendorz (Liesegang/Marsall), 2:1 (37:43, 5-4) Ackers (Wilenius/Orendorz), 2:2 (41:06, 5-4), 2:3 (49:14, 4-5), 3:3 (53:50) Orendorz (Marsall/Wilenius), 3:4 (56:18), 4:4 (56:29) Fominych (Swinnen/Liesegang), 5:4 (65:00, Penalty) Orendorz.

Strafminuten: Herne 8 plus 5 (Fominych) – Tilburg 16.