Haltern am See. Neuntes Spiel, achte Niederlage: Doch die Oberliga-Partie in Haltern hätte Westfalia Herne nach starker Leistung niemals verlieren dürfen.
Als ganz Haltern im kollektiven Jubel versank, genoss Maurice Temme seinen großen Moment. Temme, Halterns aktueller und Westfalia Hernes ehemaliger Spielführer, drehte sich zur SCW-Bank um und küsste demonstrativ das TuS-Wappen. Gerade hatten die Seestädter das 2:1 erzielt, die dritte Minute der Nachspielzeit lief. Es war das Siegtor in einer Partie, die in der Schlussphase vogelwild wurde und die der TuS am Ende mit 2:1 (0:0) gewann. Und es war eine Partie, die Herne beim Debüt von Trainer David Zajas niemals hätte verlieren dürfen.
So ging die Westfalia selbst erst in der 78. Minute in Führung, ein Distanzschuss von Orkun Koymali. Der erste Saisonsieg, er war im Spiel Nummer eins von Knappmann-Nachfolger Zajas zum Greifen nah. Und das berechtigt. Herne zeigte eine gute Partie, ließ den Ball das ein oder andere Mal kurz durch die eigenen Reihen laufen. Das sah nach Fußball aus. „Seit Jahren habe ich sowas bei Herne nicht mehr gesehen“, kommentierte ein Zuschauer den blau-weißen Auftritt.
Westfalia Herne kassiert späte Nackenschläge gegen den TuS Haltern
Zur spielerischen Note kam die typische Galligkeit, die Herne auch schon unter Knappmann ausgezeichnet hatte. Dagegen fand Haltern nur selten Lösungen, es musste schon eine Einzelaktion her. Die lieferte Maxmilian Dagott, der in der 89. Minute aus rund 25 Metern Torentfernung abschloss und den Ausgleich markierte.
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Die Westfalia antwortete fast im Gegenzug, eine Doppelchance, unter anderem scheiterte wiedergenesene Jamal El Mansoury an Halterns Torwart Cedric Drobe – Haareraufen bei David Zajas, der anschließend mit ansehen musste, wie seine Mannschaft gleich zweifach verpasste, den Ball aus dem eigenen Sechzehner zu klären. Irgendwie rutschte das Spielgerät zu Peter Elbers, der in der dritten Nachspielzeitminute zum 2:1 traf. Der späte Knockout für Herne, Temme küsste das Wappen.
Lesen Sie hier: Zajas über seine Ziele bei Westfalia Herne.
So nah dran, und doch wieder einen Nackenschlag kassiert: Es war Hernes neuntes Ligaspiel ohne Dreier. Das tat der Bank um Neu-Trainer Zajas weh. „Sehr, sehr bitter“, so das Fazit des Trainers. „Man kann den Jungs überhaupt keinen Vorwurf machen.“ Die Westfalia habe alles rausgehauen, was sie sich vorgenommen hatte, sagte Zajas.
Westfalia Herne zeigt sich deutlich verbessert
Dazu gehörte, auch mal spielerische Lösungen zu finden. Aus einer stabilen Viererkette heraus, links verteidigte Nick Jünemann, setzte Herne nicht nur auf lange Bälle. In der 34. Minute kombinierte sich der SCW beispielsweise mit mehreren Pässen durch die TuS-Abwehr. Kaan Terzi vergab vor Torwart Drobe. Amed Öncel hatte Sekunden vor der Pause ebenfalls das 1:0 auf dem Fuß, ehe Ramazan Karatas im Strafraum gelegt wurde – Herne forderte Strafstoß, bekam ihn aber nicht.
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Das sollte sich ausgleichen, denn auch Haltern wollte in der 49. Minute einen Elfmeter. Die Pfeife von Schiedsrichter Björn Sauer blieb abermals stumm – anders als in der Schlussphase, in der Sauer die ein oder andere Nickeligkeit abpfeifen musste.
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Die Frage, die man sich in Herne nach dem Abpfiff stellte, war: Warum hat es die Mannschaft nicht geschafft, die knappe Führung über die Zeit zu retten? Der Kopf habe eine Rolle gespielt, so Zajas, aber auch die Kraft. „Auch wenn es von Tag zu Tag weniger Zeit wird“, sagte der Trainer über die ausbaufähige Ausdauer manch eines Spielers, „ist das eine Geschichte, an der wir arbeiten müssen.“
Westfalia Herne: „Sind auf dem richtigen Weg“
Gutes Stichwort: Arbeiten werden Herne und der neue Trainer auch weiter am ersten Saisonsieg. Der Auftritt in Haltern kann jedenfalls Mut machen. „Wir haben viele Sachen richtig gut gemacht“, lobte Zajas. „Wir sind auf dem richtigen Weg und werden ihn weitergehen.“
TuS Haltern – Westfalia Herne 1:2 (0:0)
Tore: 0:1 Koymali (78.), 1:1 Dagott (89.), 2:1 Elbers (90+3.).
Herne: Rothkamm, Jünemann, Yilmaz, Hrustic, Curaba (Gweth), Terzi (El Mansoury), Öncel, Koymali (Koc), Baraza, Erdogan, Karatas.