Frust auf der einen, Freude auf der anderen Seite: Der Herner EV verlor das Derby gegen Moskitos Essen mit 2:5. Warum das eine Überraschung war.

Herne. Ausgerechnet im Derby gegen die Moskitos Essen versaute sich der Herner EV seine weiße Weste. Nach fünf Siegen mussten sich die Miners am Sonntag dem Revierrivalen mit 2:5 (1:0, 0:3, 1:2) geschlagen geben und viele der 2099 Zuschauer machten sich kopfschüttelnd auf den Heimweg.

Die Derbyblamage gegen den Oberliga-Rückkehrer kostete den HEV nicht nur die Tabellenführung, sondern wohl auch einige Zuschauer beim nächsten Heimspiel gegen Hamm. Denn was die Heimmannschaft ihrem treuen Anhang in der Hannibal-Arena am Sonntag zumutete, war alles andere als Eigenwerbung für ein vermeintliches Spitzenteam.

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„Kämpfen“ lautete das Zauberwort an diesem Abend und beide Trainer machten hinterher ausgiebig davon Gebrauch. Der eine, Frank Petrozza, nachdem seine Mannschaft 60 Minuten lang unermüdlich um jede Scheibe und jeden Zentimeter Eis geackert hatte und der andere, Danny Albrecht, weil der bei seinem Team in dieser Hinsicht deutliche Defizite ausgemacht hatte.

In der Tat grenzte der Auftritt der Gysenberger über weite Strecken an pure Arroganz, womöglich noch mit dem 10:1-Testspielsieg gegen den gleichen Gegner vor wenigen Wochen im Kopf. Allenfalls in der Anfangsphase schien der HEV seiner Favoritenrolle gerecht werden zu können, doch zwei frühe Strafen gegen Essen konnten nicht genutzt werden.

Gegen den Beton der Moskitos findet Herne keine Lösungen

Auch im fünf-gegen-fünf taten sich die Miners schwer. Die Moskitos rührten vor dem eigenen Tor Beton an und der HEV fand nur selten eine aussichtsreiche Schussposition. Erst bei eigener Unterzahl war mehr Platz. Dennis Swinnen schnappte sich die Scheibe in der neutralen Zone und überwand zwar begleitet, aber nicht gestört Essens Keeper Fabian Hegmann mit einem Schuss ins lange Eck.

Die Führung beflügelte die Gastgeber allerdings nicht. Essen war bis dahin kaum gefährlich vor dem Tor von Christian Wendler aufgetaucht, doch jetzt häuften sich die Puckverluste und Leichtsinnspässe bei den Miners. Weil dann auch nicht schnell genug umgeschaltet wurde, sah sich der Herner Goalie, der den erkrankten Björn Linda vertrat, immer öfter einem freistehenden Essener gegenüber, doch die ersten beiden Male konnte er noch klären.

Torschützen unter sich: Dennis Swinnen gegen Saccomani Enrico im Derby Herne gegen Essen.
Torschützen unter sich: Dennis Swinnen gegen Saccomani Enrico im Derby Herne gegen Essen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das dritte Geschenk nahmen die Moskitos schließlich an und ähnlich ging es weiter. Wendler wurde zur sprichwörtlich ärmsten Sau auf dem Eis – immer wieder sträflich allein gelassen von seinen Vorderleuten, die auch im Spiel nach vorne kaum noch etwas Durchdachtes aufs Eis brachten. „Der Essener Sieg war verdient, es geht ums Kämpfen. Wir waren schon im Powerplay zu kompliziert und haben es mit drei Reihen nicht geschafft, Druck zu machen“, fasste HEV-Coach Danny Albrecht den Rest der Partie zusammen.

Petrozza froh: „Meine Mannschaft war unglaublich“

Die war spätestens nach dem Essener Drei-auf-eins-Konter zum 1:4 verloren und zu schlechter Letzt verlor auch noch Michél Ackers die Nerven. Der prügelnde HEV-Kapitän bekam kurz vor Schluss eine Spieldauerdisziplinarstrafe aufgebrummt und ist damit am Freitag gegen Hamm nur Tribünengast.

Essens Trainer Frank Petrozza konnte sein Glück nach dem Coup an seiner alten Wirkungsstätte und dem ersten Sechs-Punkte-Wochenende seines Teams kaum fassen: „Meine Mannschaft war unglaublich, Eishockey ist verrückt. Der Schlüssel war, dass wir die beiden Strafen am Anfang überstanden haben und nach den zwei vergebenen Großchancen immer weitergekämpft haben.“

Tore: 1:0 (11:22, 4-5) Swinnen, 1:1 (21:24), 1:2 (23:41), 1:3 (26:46), 1:4 (42:23), 1:5 (52:23, 5-6), 2:5 (55:21, 4-4) Wilenius (Swinnen/Moberg).

Strafminuten: Herne 7 plus Spieldauer (Ackers) – Essen 6.

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