Ruhrgebiet. Der Verband ermahnt die Vereine zur Vorsicht – und erwischt sie mit kalt. Die gute Nachricht für die Klubs: Es geht um ein Missverständnis.
Post vom Verband am Dienstagabend: In einem von den drei Vizepräsidenten Holger Bellinghoff (Jugend), Manfred Schnieders (Amateurfußball) und Peter Westermann (Leichtathletik) unterzeichneten Schreiben mahnt der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen seine Vereine zur Vorsicht mit Blick auf die Lockerungen der Corona-Kontaktbeschränkungen.
Der Hammer kommt in einem Satz zum Ende des zweieinhalb Seiten langen Briefs: „Für den Amateurfußball gilt ein Turnierverbot bis einschließlich zum 31. August 2021.“ Nach einem ersten Schreck herrscht aber Erleichterung. Für die zahlreichen Vorbereitungsturniere, wie zum Beispiel der Cranger-Kirmes-Cup in Herne oder den Hecker-Cup in Dortmund, gilt das aber nicht.
Corona-Schutzverordnung: Sportfeste sind bis Ende August verboten
Dabei handelte es sich um ein Missverständnis: In der aktuell (seit 28. Mai) gültigen Corona-Schutzverordnung ist zwar das Wettkampfverbot aufgehoben. Sportfeste sind allerdings erst ab dem 1. September wieder erlaubt und nur in Städten der Inzidenzstufe 1 (unter 35). Darauf bezieht sich der Begriff Turnierverbot, wie Manfred Schnieders auf WAZ-Anfrage erklärt: „Darunter verstehen wir zum Beispiel Jugendturniere mit zehn Mannschaften, die an einem Tag um einen Pokal spielen.“
Anders dagegen verhalte es sich mit Vorbereitungsturnieren: Wenn nur ein Spiel oder zwei Spiele pro Abend stattfinden, behandle man das wie Freundschaftsspiele. „Die Vereine müssen dann mit den Behörden vor Ort gucken, ob zum Beispiel die Umkleiden womöglich besonders gelüftet oder gereinigt werden müssen.“ Mit dem Schreiben habe man bloß die Coronaschutz-Verordnung erläutern wollen. Und nichts zusätzlich verbieten.
Das sollte für große Erleichterung bei den Vereinen sorgen – ein mögliches Turnierverbot hatte Stefan Gosing vom SV Sodingen in einer ersten Reaktion als „desaströse Nachricht“ bezeichnet. Von der (missverständlichen) Verbandsnachricht wurden viele Klubs kalt erwischt.
Verbandsschreiben sorgt für Kopfschütteln bei den Klubs
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Der SVS hatte bislang den groben Rahmen und die Teilnehmer des Cranger-Kirmes-Cups fix – konkrete Pläne und ein Hygienekonzept wollte man Anfang Juli, also etwa zwei bis drei Wochen vor Turnierstart passend zur Corona-Lage machen. Auch in Sachen Zuschauer hatte sich der SVS noch gar nicht festgelegt.
Die Herner Verantwortlichen hatten direkt Kontakt zum ASC 09 aufgenommen, der in Dortmund den großen Hecker-Cup ausrichtet. Dessen Vorsitzender Michael Linke sagte den Ruhrnachrichten: „Ich bin völlig fassungslos. Ich kann nur den Kopf schütteln.“ Städte seien voll, Restaurants offen. „Nur der Fußball wird wieder verboten.“ Dieses Missverständnis sollte jetzt ausgeräumt sein. Dass Jugendturniere mit mehreren hundert Kindern an einem Tag auf einer Anlage nicht möglich sind, dafür haben die Vereine Verständnis.
FLVW mahnt die Vereine zur Vorsicht
Das Turnierverbot erklärt der Verband in seinem Schreiben nicht gesondert, allerdings äußern die FLVW-Vizepräsidenten deutliche Skepsis vor Freundschaftsspielen: Die Anreise in Fahrgemeinschaften, die Umkleidesituation und die Zuschauer, besonders Eltern bei Jugendspielen – das alles seien zusätzliche Risikofaktoren im Testspielbetrieb im Vergleich mit dem Trainingsbetrieb. Der FLVW „appelliert an die Vernunft“ und schreibt: „Der insgesamt positive Trend darf nicht durch ein Ausreizen rechtlicher Möglichkeiten aufs Spiel gesetzt werden.“
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Die Klubs bereiten die entsprechenden Maßnahmen natürlich schon vor. „Die Anlage bei uns ist so weitläufig und es würden ja, wenn überhaupt, auch keine tausend Zuschauer pro Tag kommen“, so Gosing. „Unser Hygienekonzept lässt sich auf jedes Freundschaftsspiel anwenden, also auch für ein Turnier.“
Man habe Kooperationen mit Schaustellern geplant, damit die Protagonisten der Kirmes nicht vergessen würden. Dass die Kirmes mit Millionenpublikum abgesagt wurde, kann Gosing natürlich verstehen – wenigstens der Kirmes-Cup soll aber stattfinden. „Bei uns herrschte aufgrund der sinkenden Zahlen und der Impfungen zuletzt viel Optimismus. Auch die Resonanz von anderen Vereinen und möglichen Zuschauern war gut.“ Jetzt muss nur noch die Corona-Entwicklung in die richtige Richtung gehen – dann scheint der Rückkehr des Kirmes-Cups nach Sodingen nichts mehr im Wege zu stehen.
In einer ersten Version des Textes wurde berichtet, der Kirmes-Cup und andere Turniere stünden vor der Absage. Nach der Antwort des Verbands auf unsere Anfrage wurde das entsprechend korrigiert.