Herne/Wanne-Eickel. Die Auszeit wegen Corona hinterlässt Spuren an der Basis – und einen überraschenden Gewinner. Herner C1 hingegen verpasst nur knapp den Aufstieg.
Die alte Saison nicht wirklich beendet und die neue zwar terminiert, aber immer vorbehaltlich der aktuellen Gesamtsituation – auf Rück- und Ausblick lassen sich in Zeiten der Corona-Pandemie auch bei den Jugendfußballern kaum normale Maßstäbe anlegen.
Vor allem an der Basis, bei den jüngeren Altersklassen, haben die letzten Monate Spuren hinterlassen. „Es ist schon eine brutale Sache, wenn du über drei Monate fast gar nichts machen kannst“, sagt Cihan Yilmaz, Trainer der U13-Junioren des SC Westfalia.
Trainingsplan: „Außer Laufen stand da nicht viel drin“
Als Herner Eigengewächs hatte er es seinerzeit bis zum Profi in der höchsten türkischen Liga gebracht, doch gegen die Auswirkungen des Virus auf Spiel- und Trainingsbetrieb war auch er machtlos.
„Die Jungs haben einen Trainingsplan mitbekommen, doch außer Laufen stand da nicht viel drin. Es war oft langweilig, aber wenigstens haben es alle gut überstanden“, sagt Yilmaz.
Nach Freigabe der Plätze wurde noch ein paarmal trainiert, doch jetzt hat er seine Schützlinge erst mal wieder nach Hause geschickt. „Bis zum 27. Juli. Wir wissen nicht, wann genau es wieder los geht und es ist schwierig, bei einer zu langen Vorbereitungsphase die Spannung hochzuhalten.“
Saisonstart für 5./6. September vorgesehen
Den Saisonstart im überkreislichen Jugendfußball plant der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) für den 5./6. September – aber immer abhängig von der aktuellen Gesamtsituation.
Dass seine Mannschaft wegen des Abbruchs nicht mehr in den Bezirksliga-Spitzenkampf eingreifen konnte, ist für Cihan Yilmaz zweitrangig. Der 37-Jährige hatte immer wieder betont, dass nicht der Tabellenplatz, sondern die Ausbildung des Einzelnen im Vordergrund steht und die verlief durchaus erfolgreich.
Einer seiner Spieler wechselt zum VfL Bochum, ein anderer zu Rot-Weiss Essen. In der neuen Saison will Yilmaz seine Philosophie mit einem vergrößerten Kader als neue U14 des SCW in der Kreisliga fortsetzen.
C1-Jugend verpasst den Aufstieg mit dem um 0,01 Punkte schlechteren Quotienten
Bei der C1-Jugend der Strünkeder hätte man mit dem Saisonabschluss eigentlich zufrieden sein können. Nach dem verkürzten Spieljahr ohne Abstiegssorgen und Aufstiegshoffnungen stand für die Westfalia von Trainer Michael Göbel ein achtbarer vierter Tabellenplatz auf dem Zettel, doch der sollte sich für den Landesligisten am Ende als ausgesprochen undankbar erweisen.
Was zum Zeitpunkt des Abbruchs noch niemand wissen konnte: Der Westdeutsche Fußball-Verband beschloss im Nachhinein eine Aufstockung der C-Jugend-Regionalliga, was einen vermehrten Aufstieg in den unteren Ligen zur Folge hatte.
Jetzt hätte dem SCW urplötzlich ein dritter Platz zum Aufstieg in die Westfalenliga gereicht, doch der war wegen eines um winzige 0,01 Punkte schlechteren Quotienten verpasst worden.
Keine Katastrophe, aber zumindest bedauerlich
Keine wirkliche Katastrophe, aber doch zumindest bedauerlich, findet Michael Göbel. Wo man die entscheidenden Punkte liegengelassen hatte, weiß er noch genau: „Gegen Hombruch II, den späteren Dritten, haben wir in letzter Minute verloren, auch das Heimspiel gegen den Vorletzten Neheim. Und das Spiel in Marl-Hüls wurde unter dubiosen Umständen abgesagt.“
Wäre dieses Nachholspiel noch ausgetragen und vom SCW gewonnen worden, hätte es zum dritten Platz und unverhofften Aufstieg gereicht.
Tom Heermann zieht den Hut vor seinen Jungs vom SV Wanne 11
Zum Gewinner der Krise wurde aus Herner/Wanne-Eickeler Sicht eine Mannschaft, die in der ganzen Saison nichts gewonnen hatte und mit null Punkten und einer deprimierenden Torbilanz von 6:134 vor dem sicheren Abstieg aus der D-Jugend-Bezirksliga stand.
Da es den aber in diesem Jahr nicht gibt, darf der SV Wanne 11 auch weiterhin in der höchsten U13-Klasse an den Start gehen.
Die Umstände, so Tom Heermann, seien ihm zwar etwas unangenehm. Andererseits zieht der Trainer der Elfer den Hut vor seinen Jungs, die sich Woche für Woche der übermächtigen Konkurrenz gestellt hatten.
Für die nächste Saison sieht er an der Hauptstraße bessere Voraussetzungen: „Der 2008er-Jahrgang hat mehr Potenzial.“
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