Herne. Beim 49:58 gegen Göttingen versagt der Herner TC im Angriff. Der HTC verliert das Heimspiel -- und seine Spielmacherin Kennedy Leonard.

Schlechter hätte das Sportjahr für die Basketballerinnen des Herner TC kaum beginnen können. Eine Heimniederlage gegen die Göttinger flippo Baskets BG 74 mag ja noch angehen, die Offensivleistung allerdings, die der deutsche Meister beim 49:58 (27:29) anbot, war selbst für wohlmeinende HTC-Fans schwer zu ertragen.

Als sei das nicht schon ärgerlich genug, hatten Verein, Team und Trainer einen weiteren Tiefschlag zu verdauen.

Kennedy Leonard verabschiedet sich nach dem Spiel aus Herne

Kennedy Leonard, Aufbauspielerin mit britischem Pass, verabschiedete sich nach dem Spiel aus Herne und fliegt bereits am Sonntag in die USA zurück. "Aus persönlichen Gründen", wie sie über ihren Agenten mitteilen ließ.

Selten hat man Marek Piotrowski so sauer und zerknirscht gesehen wie an diesem Samstagabend.

"Alle Planungen dieses Winters über den Haufen geworfen"

"Damit sind alle Planungen dieses Winters über den Haufen geworfen", konstatierte er knapp. Nachdem Drew Sannes einen "Spot" für eine Nicht-EU-Spielerin freigemacht hatte, hielt der Herner Headcoach eigentlich Ausschau nach einer Verstärkung für die großen Positionen.

Jetzt aber ist ihm quasi über Nacht die "Eins" abhanden gekommen, sein verlängerter Arm, der das Spiel lenkt, die Angriffe initiiert, die Systeme ansagt. "Und solche Spielerinnen sind zum jetzigen Zeitpunkt in Europa nicht zu bekommen", weiß der 60-Jährige.

Suche nach Point Guard auf dem unübersichtlichen US-Markt

Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf dem unübersichtlichen US-Markt nach einem neuen Point Guard zu suchen und bereits geknüpfte Kontakte zu großen Spielerinnen einzufrieren.

Auch die Mannschaft war von Leonards Schritt geschockt, viele Spielerinnen waren stocksauer. Aber vielleicht ist ja gerade das die Basis für eine passende Reaktion. Um die große Enttäuschung in positive Energie umzuwandeln, muss Marek Piotrowski, der alte Magier, aber ganz tief in seinen Zauberkasten greifen.

Gegen Osnabrück muss eine gewaltige Steigerung her

Und dass schon am nächsten Samstag eine Steigerung her muss, eine gewaltige Steigerung sogar, dürfte allen Beteiligten klar sein. Sonst droht gegen Osnabrück die nächste Pleite.

Warum die HTC-Damen den Start ins neue Jahr derart vermasselten, war für ihren Trainer schnell klar. "Aus der Mitteldistanz haben wir einen von elf getroffen, von der Dreierlinie drei von 25. Das sind zusammen vier Treffer bei 36 Würfen, also elf Prozent. Damit gewinnst du kein Spiel, auch nicht in der Oberliga", zeigte Piotrowski entsetzt auf den Scoutingbogen.

Jede Menge freie Würfe und nichts getroffen

Sein Fazit: "Wir müssen nicht über Defense reden, über Setplay oder sonstwas, wir haben jede Menge freie Würfe gehabt, aber nichts getroffen. Das ist auch kein Pech, sondern eine Frage der Konzentration."

Bei allem Ärger über das eigene Unvermögen darf man eines allerdings nicht außer Acht lassen: Göttingen zeigte mit einer kleinen Rotation eine richtig starke Leistung, verteidigte aggressiv, wirkte im Angriff frischer, schneller und harmonischer als der Meister und verlor auch nicht die Linie, als sich Megan Mullings bei einem eigenen Foul verletzte und ausschied.

Partie bis ins letzte Viertel hinein offen

Bis ins letzte Viertel hinein war die Partie dennoch völlig offen. Auch dank Neuzugang Angelika Stankiewicz, die sehr stark begann, erwischte Herne einen ordentlichen Start und legte bis zum 9:7 (5.) stets vor, ehe plötzlich fast nichts mehr in den Gästekorb fiel.

Ob Abaiburova oder Frericks, Westerik, Claesson oder Leonard - wer auch immer es versuchte, nichts passte. Und so nahmen die flippo Baskets eine 14:11-Führung mit ins zweite Viertel.

HTC-Fans hoffen vergeblich auf das Happy End

Hier schien sich Herne langsam zu fangen, kam über die großen Positionen (Brajkovic, Frericks) schnell zu ein paar Körben und setzte sich auf 23:18 (15.) ab. Um danach erneut den Faden zu verlieren. Mit einem 7:0-Lauf übernahmen die flippo Baskets bald wieder die Führung (23:25/17.), und mehr als den Ausgleich schaffte Herne in der Folge nie mehr.

Allerdings konnten sich auch die Gäste in dem schnellen Kampfspiel mit vielen Fehlern nie richtig absetzen. Mit 39:41 ging es in den Schlussabschnitt, bis zum 44:48 (35.) blieb Herne auf Schlagdistanz.

Dann verkrampfte das Team vollends, traf falsche Entscheidungen, verweigerte freie Würfe und brachte sich selbst unnötig in Zeitnot. So hatten die Gäste wenig Mühe, ihren verdienten Sieg ins Ziel zu bringen. Und die enttäuschten HTC-Fans hofften vergeblich auf eine Crunchtime mit möglichem Happy End.

Viertel: 11:14, 16:15, 12:12, 10:17

HTC: Frericks (12/1 Dreier, 13 Rebounds), Fikiel (10), Stankiewicz (10/1), Brajkovic (6), Westerik (6), Rupnik (3/1), Leonard (2), Claesson, Abaiburova, Schmidt, Polleros.

BG 74: Kelly (15), Blazevic (12), McMorris (10), Crowder (9/2), Morton (7/1), Mullings (3), Karambatsa (2), Azinovic.

Statistik (HTC - BG) - Zweier: 43 % (13/30) - 35 % (18/52); Dreier: 12 % (3/25) - 38 % (3/8); Freiwürfe: 74 % (14/19) - 72 % (13/18); Rebounds: 40 (33 defensiv, 7 offensiv) - 41 (32, 9); Turnover: 17 - 11, Assists: 5 - 3; Steals: 3 - 6; Fouls: 19 - 21.