Herne. Für Westfalia Herne beginnt mit einem umformierten Kader die Wintervorbereitung. Das Insolvenzverfahren ist eröffnet worden.
Die ersten Vorbereitungen sind getroffen für die Rückrunde des SC Westfalia Herne in der Fußball-Oberliga Westfalen. Man sieht das über den Plätzen der Bänke im Allerheiligsten des Herner Teams. Zum Beispiel ist schon ein Kleiderhaken reserviert für Kaan Terzi, Nummer 28. Es sind schon einige Schildchen ausgewechselt worden, einige neue kommen noch dazu.
An diesem Donnerstag, nach dem ersten Training 2020, haben schon die ersten Zugänge der Westfalia erstmals ihre neuen Kabinenplätze aufgesucht.
Insolvenzverfahren ist eröffnet worden
Zum Trainingsauftakt hatte Westfalia-Trainer Christian Knappmann am Donnerstagabend gebeten. Eine für den Verein insgesamt bedeutsame Nachricht kann Uwe Heinecke, der Vorsitzende, schon am Mittag bestätigen: wie von der Westfalia erhofft, sei das Insolvenzverfahren eröffnet worden, so Heinecke.
Nicht nur sportlich fällt in dieser ersten Januarwoche mit dem Beginn der Vorbereitung ein Startschuss. „In den nächsten Tagen werden wir einen Finanzplan für den Rest dieser Saison vorlegen“, so Vorstand Uwe Heinecke.
Westfalia startet nach neun Punkten Abzug als Drittletzter in die Rückrunde
Das ist Arbeit für die allernächste Zukunft. Christian Knappmann arbeitet mit seinem gründlich umformierten Team, zu dem noch weitere Neuzugänge kommen sollen, mit einer ganz anderen Perspektive.
Die Herner sind nach dem Abzug von neun Punkten im Dezember wegen des angestrebten Insolvenzverfahrens Drittletzter der Oberliga.
Die Neuen
Gedruckt sind bisher die Kabinen-Namensschildchen für Tarik Baydemir (Westfalia Rhynern), Go Buk Seo (SV Straelen), Aleksandar Jesic (SSVg Velbert), Kaan Terzi (Ratingen 04/19), Maximilian Eisenbach (TVD Velbert) sowie, frisch zum Jahreswechsel, Enes Yilmaz (FC Kray) und Ikumi Yamashita (SF Baumberg).
Das Thema Geld und Insolvenz ist zum Beispiel für Kaan Terzi nicht von allzu großer Bedeutung.
Der 20-Jährige kommt von Ratingen 04/19, hatte trotz starker Vorsaison aber bisher nur wenige Einsätze in dieser Oberliga-Saison. „Dort war ich zuletzt hinten dran. Aber vor drei, vier Wochen hat mich Knappi angeschrieben, und ich hatte ein super Gefühl dabei. Man hat gemerkt, dass er mir vertraut und dass er unbedingt will, dass ich komme“, sagt Terzi, der fürs Ratinger Bezirksligateam in drei Spielen achtmal getroffen hat.
Was sportlich möglich ist mit der Westfalia? Terzi, „Gelsenkirchener Junge“, der zehn Minuten vom Schloss Strünkede entfernt wohnt, sagt: „Ich bin zwar Neuzugang, aber ich kenne die Hälfte der Mannschaft und glaube, dass wir eine gute Truppe mit guten Aussichten haben werden.“
Der Kapitän
Kerem Sengün gehört zu den Spielern, die geblieben sind. Und er schließt sich Kaan Terzi an, auch er will nur kicken. „Ich habe einfach Bock auf Fußball“, sagt Kerem Sengün. Für das neue Fußballjahr habe er eine besondere Motivation, sagt er: „Zur Rückrunde bin ich Kapitän – und das mit neunzehn Jahren bei Westfalia Herne.“
Für Trainer Knappmann ist das Alter aber kein Thema. „Kerem kannst du nachts um vier anrufen, dann kommt er zum Training. Ich brauche in diesem Amt in dieser Liga keinen Politiker, weil hier der Trainer ja schon genug redet. Kerem ist ein Vorbild in Sachen Sport und Einstellung. Jeden Tag ist er bei hundert Prozent.“ Der neue Kapitän sagt zu den sportlichen Aussichten: „Ich kenne viele von den Spielern, die neu kommen. Ich bin mir sicher, dass wir die Klasse halten werden.“
Der Sportliche Leiter
Tim Eibold, Sportlicher Leiter der Westfalia, glaubt, dass die vielen neuen Leute im Kader der Mannschaft insgesamt gut tun werden: „Wir haben jetzt einen Cut gemacht. Es werden noch drei, vier Spieler dazu kommen, und wir haben eine Mannschaft, die nach der schwierigen Situation in der Hinrunde den Schalter umlegen kann.“
Der Trainer
Christian Knappmann, der Trainer, knüpft da an: „Es ist wichtig, dass wir viele neue Gesichter mit einer riesigen Eigenmotivation haben.“ Der Rückrunde will der Trainer ausdrücklich positiv entgegensehen: „Wir brauchen Sichtweisen, die uns helfen, und nicht blockieren.“
Dass sich die Mannschaft schnell finden wird, davon ist Knappmann überzeugt: „Ich glaube, gute Spieler finden auf jedem Niveau schnell zusammen. Die Spieler, die zu uns kommen, sind alle jünger. Und ich glaube, dass junge Spieler es schnell schaffen, als Mannschaft zueinander zu finden.“
Die Abgänge
Zu den bisher bekannten Abgängen kommt auch Enes Schick, der sich kurzfristig abgemeldet hat, aber noch einen Vertrag bei der Westfalia hat. Gleiches gilt für Kai Hatano, dessen Abmeldung durch den SV Straelen bei der Westfalia eingetroffen ist.
Anders ist die Situation bei Nazzareno Ciccarelli und Bilal Abdallah, die ihre Verträge zwar aufgelöst, sich aber noch nicht abgemeldet haben. So gut wie durch, so Knappmann, sei hingegen der Wechsel von Stürmer Michael Smykacz zum Ligarivalen SV Schermbeck.
Der Ex-Kapitän
Maurice Temme hat seinen Vertrag aufgelöst, sein Papier beim Regionalligisten Wuppertaler SV sei aber noch nicht gegengezeichnet, sagt Westfalia-Trainer Christian Knappmann. Hernes früherer Kapitän ist in diesen Tagen noch im Wartestand. Für den Trainingsauftakt im Stadion am Schloss am Donnerstag hatte er sich als Zuschauer angekündigt.
Bisheriger Kader des SC Westfalia Herne: Seifried, Jakob; Seo, (SV STraelen), Eisenbach (TVD Velbert), Yilmaz (FC Kray), Sengün, Baydemir (Westfalia Rhynern), Pakowski, Jesic, Lampka, Jünemann, Gashi, Pulver, Tamouh (eigene U19), Ogrzall, Haferkorn, Yamashita (SF Baumberg), Terzin (Ratingen 04/19), Stawski.
Abgänge: Haar, Rößler (beide TuS Bövinghausen), Dieckmann (Hammer SpVg), Ciccarelli, Abdallah (beide Hammer SpVg/?), Schmykacz (SV Schermbeck), Schick (?), Fuchs (ASC 09 Dortmund), Temme (Wuppertaler SV/?), Duyar (Pr. Münster II), Grzelka (FC Iserlohn), Lingk (TW/TVD Velbert).
Julian Berges tritt von seinem Stellvertreterposten zurück
Die größte Zahl an Personalien betrifft den Kader von Westfalia Herne. Aber auch im Vorstand gibt es eine Änderung. Julian Berges, der Ende August mit Marcel Witzke zum Stellvertreter-Duo von Uwe Heinecke gewählt worden war, ist zum 31. Dezember von diesem Posten zurückgetreten.
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Julian Berges verabschiedet sich nach zwei Jahren vom Stadion am Schloss und will sich zum Jahreswechsel „neuen Aufgaben stellen“. Wobei für ihn klar war: „Ich wollte der Westfalia noch unbedingt dabei helfen, dass das Insolvenzverfahren bis Jahresende auf den Weg gebracht werden kann.“