Seit dem 1. Juli gelten Regeländerungen im Fußball. Die Schiedsrichter des Kreises Herne setzen auf den Austausch mit Spielern und Offiziellen.

Für Leonidas Exuzidis ist die Kommunikation, das Gespräch mit Spielern und Trainern, wichtig. Sein Motto dabei, das sagt der 23-jährige Schiedsrichter: „Es kommt zurück, was man gibt.“ Man darf davon ausgehen: in den kommenden Wochen der Vorbereitung wird das Geben und Nehmen zwischen Schiedsrichtern und Spielern in manchen Szenen etwas eingehender ausfallen als sonst. Seit diesem 1. Juli gelten die neuen Regeln im Fußball, bei den Profis wie den Amateuren, und der Kreisschiedsrichterausschuss des Fußballkreises Herne bittet alle am Spiel Beteiligten um Geduld.

Leonidas Exuzidis, Sprecher des Kreisschiedsrichterausschusses des Fußballkreises Herne.
Leonidas Exuzidis, Sprecher des Kreisschiedsrichterausschusses des Fußballkreises Herne. © david hennig/KSA

Aber es werde, da ist sich Leonidas Exuzidis sicher, schon einspielen im Laufe der nächsten Zeit. Mit Blick auf zurückliegende Regeländerungen sagt er: „Es hat ja immer geklappt. Es kommt auf alle Beteiligten an, und wir Schiedsrichter müssen die Spieler in manchen Situationen an die Hand nehmen.“

Schiedsrichter ist nicht mehr „Luft“

Im Fußball ist ja öfter mal von den Automatismen die Rede – und auch Schiedsrichter haben ihre in bestimmten Fällen. Exuzidis, der selbst Spiele bis zur Oberliga und in der A-Jugend-Bundesliga leitet, sagt: „Es ändern sich Dinge, mit denen man in den vergangenen Jahren eben immer auf eine bestimmte Weise umgegangen ist.“

Zum Beispiel, wenn ungewollt der Schiedsrichter im Spiel/am Ball ist – er ist nicht mehr „Luft“.

Lief bislang die Begegnung immer weiter, heißt es jetzt: „Berührt der Schiedsrichter den Ball und verursacht diese Berührung einen Ballbesitzwechsel oder ebnet den Weg für einen aussichtsreichen Angriff, ist das Spiel zu unterbrechen und mit einem Schiedsrichterball fortzusetzen.“

In solchen Situationen, die außerdem auch nicht oft in einem Spiel vorkommen, müssten sich die Schiedsrichter erst einmal gewöhnen, sagt Exuzidis, der Sprecher des Kreisschiedsrichterausschusses Herne.

„Wir müssen allen Beteiligten ausreichend Zeit geben“

Gregor Werkle, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, bittet: „Wir müssen allen Beteiligten ausreichend Zeit geben, um die Regeländerungen zu verinnerlichen. Das gilt auch für unsere Schiedsrichter – und ganz besonders für die Nachwuchsreferees.“

Denn auch die neuen Regeln würden das Spiel „deutlich beeinflussen“, so Werkle. So soll zum Beispiel bei Auswechslungen der langsame Trab Richtung Bank Fußballgeschichte sein. Der Spieler, der geht, soll das Spielfeld nun über die Linie verlassen, die ihm am nächsten ist.

Gespielt ist gespielt

Für Exuzidis außerdem eine bedeutsame Änderung: „Bei einem Freistoß im eigenen Strafraum für das verteidigende Team ist der Ball im Spiel, sobald er mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Er muss den Strafraum nicht verlassen“, heißt es in der neuen Regel. Gespielt ist gespielt, auch bei Abstößen muss er den Strafraum nicht verlassen.

Das habe es ja manchmal gegeben, so Exuzidis, dass eine Mannschaft kurz vor Spielende in so einer Situation im Strafraum gespielt hat und der Freistoß dann noch mal ausgeführt werden musste. Das brachte Zeit, „und dann hieß es meist: ,Wussten wir nicht’“, so Exuzidis.

Auch auf die Trainer als Verantwortliche kommt mit dem neuen Regelwerk etwas zu. Zum einen können sie – die Trainer in den Spielklassen von der Regionalliga abwärts – nun bis zu vier- statt bisher dreimal pro Spiel auswechseln. Zum anderen können auch Teamoffizielle künftig die Gelbe oder Rote Karte sehen. Exuzidis: „Das lässt uns Schiedsrichtern mehr Handlungsspielraum und ist auch für die Zuschauer transparenter.“ Die Rote Karte, etwa nach einer Beleidigung, ist dann auch mit einem Verweis aus dem Innenraum verbunden. Die Trainer „haften“ sozusagen auch, wenn sich jemand anderes auf der Bank danebenbenimmt und nicht klar ist, wer genau es war – dann bekommt der höchstrangige Trainer die Strafe.

Diskussionen ums Handspiel wird es weiter geben

In diesem Sommer bereiten sich Schiedsrichter und Teams/Trainer als auch auf den Umgang mit dem neuen Regelwerk vor. Wie groß die Veränderungen dann sind, ist ab sofort auf den Plätzen zu sehen. Manche Änderungen seien vielleicht nur Nuancen, sagt Leonidas Exuzidis: „Aber diese können sich ja doch summieren.“

Dass Diskussionen um ein mögliches Handspiel in unregelmäßigen Abständen weiter eine feste Größe bleiben, davon geht sogar DFB-Lehrwart Lutz-Michael Fröhlich aus. Festgestellt wurde im neuen Regelwerk: ein mit der Hand/dem Arm erzieltes Tor soll generell nicht zählen. Außerdem: „Auch ist es bis auf wenige Ausnahmen strafwürdig, wenn sich der vom Ball getroffene Arm oberhalb der Schulter befindet“, so Fröhlich. Durch detaillierte Beispiele sei nun die Grauzone kleiner, aber, stellt Fröhlich zum Thema Handspiel fest: „Es wird weiterhin Streitfälle geben.“

Schiedsrichter appellieren an Vereine und Verantwortliche

Gregor Werkle, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses im Fußballkreis Herne, appelliert an Vereine und Verantwortliche: mögliche Unklarheiten seien anfangs „mit großer Nachsicht“ zu betrachten.

Im Gespräch bleiben wollen die Schiedsrichter mit Teams, Trainern und Offiziellen aber nicht allein auf dem Platz. Der KSA, teilt der Ausschuss mit, biete ebenfalls die Gelegenheit, an einer speziellen Schulung teilzunehmen. Informationen und Kontakt über die Internetseite www.flvw-herne.de/schiedsrichter/