Der Deutsche Meister Herner TC will für den EuroCup im Damenbasketball melden. Ein neuer Sponsor trägt einen Großteil der zusätzlichen Kosten.

Der Herner TC wird als amtierender Meister und Pokalsieger den deutschen Damenbasketball in der neuen Saison aller Voraussicht nach auch auf internationaler Ebene vertreten und sich in den nächsten Tagen für den FIBA EuroCup Women melden. Diesen Vorschlag will HTC-Präsident Wolfgang Siebert jedenfalls dem an diesem Donnerstag tagenden geschäftsführenden Vorstand des Gesamtvereins machen. „Dessen Entscheidung will ich nicht vorgreifen. Aber ich gehe davon aus, dass dem auch zugestimmt wird“, erklärte Siebert am Mittwoch auf WAZ-Anfrage.

Seit den großen Triumphen im April und Mai, als die HTC-Damen sich nacheinander beide nationalen Titel holten und ganz Herne begeisterten, lag die Frage auf dem Tisch, ob man das Wagnis Europa eingehen wolle. Die sportliche Qualifikation war geschafft, nun galt es, die organisatorischen und vor allem finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Den Ausschlag bei der Meinungsbildung gab schließlich die Zusage des Dortmunder Handelsunternehmens TEDi AG, einen erklecklichen Teil der zusätzlichen Kosten zu tragen. Das TEDi-Logo wird dann auch die spezifischen EuroCup-Trikots zieren, auf denen nur ein Sponsor werben darf.

Noch keine genaue Kostenkalkulation

„Aber auch einige andere Sponsoren haben zugesagt, etwas mehr zu geben, wenn wir in Europa spielen“, freut sich Felicia Siebert, die Leiterin der Basketball-Abteilung. „Und ich hoffe, dass es reicht.“ Eine genaue Kostenkalkulation ist erst möglich, wenn auch die Gegner feststehen. Denn es macht schon einen Unterschied, ob man nach Frankreich und Italien oder nach Russland und Israel reisen muss.

Meldeschluss für den EuroCup ist der 24. Juni, wichtige organisatorische Dinge werden bei einem Treffen der teilnehmenden Vereine am 23. Juli in München besprochen. Ob dabei auch die Auslosung vorgenommen wird, konnte Felicia Siebert noch nicht sagen. „Ich habe hier umfangreiche Unterlagen vom Deutschen Basketball-Bund bekommen, die muss ich erstmal durcharbeiten.“

Deutsche Teams zahlen meist Lehrgeld

Zuletzt war es so, dass die Vorrundengruppen nach regionalen Gesichtspunkten ausgelost wurden. „Auf jeden Fall ist das aber noch ein ganz anderes Niveau“, weiß HTC-Trainer Marek Piotrowski. „Da sind sehr viele tolle Mannschaften dabei aus Ländern, wo sehr viel mehr Geld im Spiel ist.“ Für deutsche Teams gab es in der Vergangenheit wenig zu gewinnen. „Ich glaube, Keltern hat vor zwei Jahren mal die Gruppenphase überstanden. Sonst haben unsere Mannschaften Lehrgeld gezahlt.“

Gern würden die HTC-Fans auch Jordan Frericks (l.) wieder im Herner Team sehen. Die physisch starke US-Amerikanerin war eine der überragenden Spielerinnen der letzten Saison.
Gern würden die HTC-Fans auch Jordan Frericks (l.) wieder im Herner Team sehen. Die physisch starke US-Amerikanerin war eine der überragenden Spielerinnen der letzten Saison. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das könnte auch dem HTC bald bevorstehen. Doch als Sportler liebt Piotrowski solche Herausforderungen. „Ich finde es gut, dass die Reise nicht zu Ende ist und wir nun auch den nächsten Schritt machen.“ Zunächst einmal bereitet auch ihm das eine Menge Arbeit. „Seit vier Stunden weiß ich jetzt, in welche Richtung es geht. Ab sofort beginnen die Gespräche mit den Spielerinnen. In ein, zwei Wochen sollten wir das Gerüst stehen haben.“

Piotrowski beginnt jetzt das Personal-Puzzle

Gern würde er mit dem Gros des Meisterteams weitermachen. „Aber neue Impulse braucht es gerade nach solchen Erfolgen auch“, betont Piotrowski. Mit Kapitänin Emina Karic, Darcee Garbin und Beatrice Attura haben sich drei Spielerinnen verabschiedet, als Neuzugang wurde Kennedy Leonard vorgestellt. Eigene Talente wie Laura Zolper oder Sarah Polleros bleiben dabei, mit allen anderen wird jetzt gesprochen. „Das wird ein schwieriges Puzzle, und die Zeit drängt“, so Piotrowski. Es gelte, unterschiedliche Dinge unter einen Hut zu bringen. So gibt es für den Einsatz von Ausländerinnen im EuroCup andere Vorgaben als in der Bundesliga. Und nicht jede Spielerin kann es sich erlauben, wochentags durch Europa zu tingeln. Viel Arbeit wartet noch, aber die Verantwortlichen gehen sie mit Freude an. Europa, wir kommen.