Das Sportliche, Finanzen, Organisatorisches und Fragen der Fans: Beim Info-Abend des SC Westfalia Herne war die Themenliste lang.
Zehn Punkte stehen auf der Tagesordnung dieses Info-Abends, neun sind schon abgehakt, die ersten unter Punkt zehn – Fragen der Mitglieder – auch, und dann kommt sie noch, eine weitere echte „Butter-bei-die-Fische“-Frage.
Sie lautet: was ist denn eigentlich das sportliche Ziel für die nächste Saison?
Die jüngere und jüngste – eine Zeit lang auch die allerjüngste – Vergangenheit ist lange Thema gewesen im „Tilkowski“, der Vereinsgaststätte des SC Westfalia Herne, und zum Schluss blickt Christian Knappmann, der Trainer, dann mal in die ideale sportliche Zukunft.
„Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Schaffen wir das, haben wir am Saisonende 102 Punkte“, witzelt Knappmann. Aber Spaß beiseite. Um die anderthalb Stunden ist es her, in den Anfangsminuten der Versammlung, da waren Knappmann und der Sportliche Leiter Tim Eibold noch „happy“ über eine gerade beendete „skurrile und verrückte Saison“, Platz acht und die Qualifikation für den Westfalenpokalwettbewerb. Nach langem Abstiegskampf war das am Ende die beste (Oberliga-) Platzierung seit neun Jahren.
Knappmann hat in dieser Woche nach einer Anfrage des Wuppertaler SV dem Regionalligisten abgesagt. Stattdessen sagt er am Anfang des Info-Abends bei Westfalia Herne: „Wir wollen ambitioniert bleiben.“ Später erklärt der Trainer: „Wir wollen oben mitspielen, unter die ersten sechs, und natürlich wollen wir auf einen der ersten beiden Plätze.“ Tim Eibold ergänzt: „Wir haben nur eine geringe Fluktuation im Kader, bekommen fünf, sechs neue Spieler dazu und haben nur wenige Abgänge. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann kann hier Großes entstehen.“
Klinken putzen auf der Suche nach weiteren Sponsoren
Applaus, hundertprozentige, zufriedene Zustimmung im Tilkowski. Und auch, was Sponsoren angeht, hören die erschienenen Mitglieder gerne die Nachrichten von Christian Knappmann: mit dem Ausrüster Capelli hat für die Westfalia eine langfristige Partnerschaft, bis 2024, begonnen. „Emka“ bleibt Hauptsponsor und zum Beispiel Sponsor „Impact“ habe ermöglicht, Ilias Anan zu halten. Der hatte nicht nur im Frühjahr Kontakt zu einem marokkanischen Erstligisten, sondern zuletzt auch Anfragen aus der Regionalliga. Knappmann dankt auch allen anderen Sponsoren und Gönnern, kündigt für sich und Tim Eibold aber schon mal an: „Für uns gibt es keine Pause. Wir werden in den nächsten Wochen wieder fleißig Klinken putzen.“
Es gibt bei diesem Info-Abend Themen, die einen anderen, ernsteren Blick auf die Dinge erfordert haben, allerdings auch hier mit einer vorsichtig optimistischen Note vom Vorsitzenden Uwe Heinecke, dem Sportlichen Leiter Tim Eibold, Trainer Knappmann sowie Datensammler und Spielanalyst Julian Berges vorgetragen.
„Ab Januar haben wir uns akribisch reingearbeitet“, so Heinecke über die Zeit nach den Rücktritten von Sascha Loch und Jürgen Stieneke. Dabei, so Heinecke, sei man auf Verbindlichkeiten in Höhe von 180000 Euro gestoßen: „Um von denen herunterzukommen, haben wir schon einen großen Schritt gemacht, aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht“, so Heinecke. Dabei macht der jetzige Vorstand mit Uwe Heinecke und dem kommissarischen 2. Vorsitzenden Dirk Bardenheuer auch mit rechtlichen Schritten Ansprüche an den früheren Vorstand geltend.
Ein dringendes Thema seien kurz vor Saisonende teilweise noch seit 2011 ausstehende Zahlungen an die Verbände FLVW und WDFV gewesen: ein Rückzug aller Mannschaften des Vereins vom Spielbetrieb habe gedroht. „Das haben wir abgewendet, indem wir zunächst eine Ratenzahlung vereinbart haben. Aber wir haben jetzt entschieden, dass wir die Verbände noch in dieser Woche komplett bedienen“, sagt Heinecke.
Auch das letzte Heimspiel des SC Westfalia Herne ist noch mal Thema
Auch das letzte Heimspiel kommt beim Info-Abend auf den Tisch. Einige Fans fühlten sich am Freitag nach dem letzten Saisonspiel, dem 3:1 gegen den SC Paderborn 07 II U21, von Uwe Heinecke „rausgeschmissen“ beim Versuch – wie andere Fans auch – den Innenraum zu betreten. Die Kritik bekommt Heinecke fünf Tage danach auch deutlich zu hören. Der Vorsitzende entschuldigt sich, verspricht Wiedergutmachung bei Bratwurst und Pils.
Ein Punkt, der die Westfalia schon seit Langem begleitet: eine Jahreshauptversammlung. Heinecke kann noch keinen genauen Termin nennen, weil für ein Jahr – 2015 – noch keine endgültigen Zahlen vorlägen: „Ich gehe in keine Jahreshauptversammlung ohne eine vollständige Bilanz.“ Bis 30. August soll diese Jahreshauptversammlung aber stattfinden, und generell lädt Uwe Heinecke die Mitglieder ein: „Ihr könnt jederzeit zum Stadion kommen und uns ansprechen und Fragen stellen.“
Eine letzte wird dann noch an diesem Abend gestellt: wäre die Regionalliga finanziell überhaupt machbar für die Westfalia? Christian Knappmann antwortet: „Mit guter Arbeit und Fleiß kann man das mit einer Mannschaft schaffen, die nicht mehr kostet. Man braucht Courage und Mut, gute Spieler, ein gutes Scouting und einen Spirit im Verein.“
Das sind die Punkte, die fürs Sportliche abzuarbeiten sind.
Arbeiten an der Tribüne zwischen dem 3. Juni und dem 13. September
Neuzugänge beim SC Westfalia Herne sind zur kommenden Saison Henry Haferkorn (19 Jahre, RW Oberhausen, U19-Bundesliga), Nick Jünnemann (19/VfB Waltrop), Nikolai Pakowski (20/TV Jahn Hiesfeld, Oberliga Niederrhein), Manuel Dieckmann (29/Hammer SpVg, Oberliga Westfalen) und Caspar Biebersdorf (19/RW Essen, U19-Bundesliga). Ilias Anan bleibt in Herne, auch Kai Hatano soll bei der Westfalia bleiben, allerdings muss der Klub hier noch Fragen zum Visum klären. Verlassen werden die Westfalia Felix Fuchs (Ziel unbekannt), Nico Legat TuS Bövinghausen), Emre Cakir (Westfalia Wickede), Takuya Tasaka und Mücahit Deniz (beide Ziel unbekannt).
Neben den Aufgaben fürs Sportliche der neuen Saison stehen auch handfeste Arbeiten an. In der Zeit vom 3. Juni bis 13. September wird an der Tribüne, deren Dach und den Trägern, gearbeitet. Möglich ist wegen dieser Arbeiten, dass die Westfalia für ihre ersten drei Spiele der kommenden Saison, die am Schloss angesetzt sind, jeweils das Heimrecht tauscht.