Der SV Sodingen hat den Aufstieg in die Westfalenliga geschafft. Am letzten Spieltag verdrängte der SVS den SC Obersprockhövel von Platz eins.
Gut eine Stunde, bevor die ersten Hochrechnungen in der Welt waren, standen die Grünen schon als große Sieger dieses Sonntags fest. Zumindest in Herne. Mit dem Abpfiff von Schiedsrichter Claas Steenebrügge fielen sich 20 junge Männer in grünen Trikots des SV Sodingen jubelnd in die Arme, Sekunden später, als die erlösende Nachricht aus Kemminghausen kam, verdichtete sich die Szenerie zu einem hüpfenden, singenden Knäuel. „Nie mehr Landesliga, nie mehr, nie mehr“ grölten die euphorisierten Jungs. Sekt spritzte, Bier schäumte, und als Robert Hansmann mit inbrünstiger Reibeisenstimme die Humba anstimmte, tanzten auch Ehrenvorsitzender Veselko Jovanovic, das Trainerteam um Timo Erkenberg und ein paar Fans und Kinder ausgelassen mit.
Vor allem der Doc war hin und weg. „Wir sind im richtigen Moment ins Ziel gekommen, alles andere ist sch...egal“, bejubelte Jovanovic die Punktlandung seines Herzensclubs. „Vorher hatte die Saison Höhen und Tiefen. Aber am Ende sind wir Erster, und das haben die Jungs auch verdient.“ Endlich sei der SV Sodingen wieder da, wo er hingehöre: In der Verbandsliga, die heute Westfalenliga heißt. „Wir haben die letzten fünf Jahre immer oben mitgespielt, jetzt haben wir es endlich geschafft.“
Noch eine Bierdusche für Trainer Erkenberg
Mit einem 3:1 (0:0) über den SSV Mühlhausen-Uelzen, den sie damit endgültig zum Abstieg verurteilten, haben die Sodinger ihren langgezogenen Endspurt mit dem achten Sieg in Folge fortgesetzt und den bis zum gestrigen 1:2 in Kemminghausen führenden SC Obersprockhövel auf der Ziellinie noch abgefangen. „Das sind die schönsten Geschichten des Fußballs“, blieb Meistertrainer Timo Erkenberg auch in der Stunde des Triumphs sachlich auf dem Teppich. „Wir waren kein einziges Mal Erster, aber nach dem letzten Spieltag sind wir es.“ Sprach’s – und holte sich noch eine Bierdusche ab, bevor er sich wieder zu seinen Jungs gesellte. Und die ließen es noch ein Weilchen krachen. Solche Momente sind es schließlich, für die jeder Sportler trainiert, das sind Augenblicke, die in Erinnerung bleiben, und Emotionen, die ausgelebt werden müssen.
Dass es Timo Erkenberg geschafft hat, aus vielen guten Fußballern ein funktionierendes Team zu bilden, wurde auch am letzten Spieltag dieser Saison wieder deutlich. Obwohl mit David Menke, Tim Kilian, Nico Brehm, Marco Bakenecker, Stephan Hornberger und Christian Mengert gleich sechs Spieler in der Startformation standen, die jetzt den Verein verlassen, hauten sich alle von der ersten Minute an voll rein. Jeder kämpfte für den anderen, jeder rannte, was die Lunge hergab.
Sodinger dominieren klar und bleiben ruhig
Das reichte, um nach einer zerfahrenen Anfangsphase die Partie klar zu dominieren. Ab der 15. Minute brannte es regelmäßig im Gäste-Strafraum, aber Tore wollten bis zur Pause nicht fallen. Zwei dicke Chancen vergab Naim Ajeti, einen Patalla-Freistoß fischte der SSV-Keeper aus dem Winkel, und Aydin verfehlte mit seinem Freistoß knapp das Ziel.
Der SVS aber verfiel nicht in Hektik, sondern erhöhte den Druck – und wurde dafür belohnt. Artistisch lenkte Ajeti, mit dem Rücken zum Tor, eine Flanke zum 1:0 ins Netz (59.), kurz darauf fing SSV-Kapitän Kruse in höchster Not eine Flanke mit der Hand aus der Luft. Steenebrügge konnte nicht anders, er zeigte auf den Punkt und gelb/rot. Den Elfmeter verwandelte Aydin zum 2:0. Die Gäste verkürzten noch einmal, setzten danach alles auf eine Karte – und fingen sich einen Konter ein, den Ajeti zum 3:1 abschloss. Wenig später lagen sich die Grünen in den Armen. Sie haben geschafft, was kaum noch möglich schien, haben zehn Punkte Rückstand aufgeholt und sind Meister – ähnlich wie die Bayern, wie Jovanovic anmerkte. Aber im Feiern ist Sodingen besser.
Tore: 1:0 (59.) Ajeti, 2:0 (67.) Aydin (11m), 2:1 (75.), 3:1 (87.) Ajeti.
SVS: Menke - Kaminski (79. Akkan), Bakenecker, Mengert, Kilian - Yigit (75. Abdallah), Aydin, Patalla, Brehm - Hornberger (89. Kaulitzky), Ajeti.