Gut 80 Radfahrer starten auf der ersten Etappe des Radmarathons NRW bei der RSG Herne. Die Resonanz fällt in diesem Jahr geringer aus.
Der ganze Gysenbergpark ist menschenleer und ruhig an diesem Samstagmorgen. Der ganze Gysenberg? Nein. Eine Gruppe von unbeugsamen Radfahrern hat sich vor der Sporthalle im Gysenberg versammelt und durchzieht die Stille mit dem Geräusch von surrenden Reifen und klackenden Gangschaltungen.
Sich um 7.30 Uhr an einem Samstag aufs Fahrrad zu schwingen ist schon eine Leistung an sich. Dann in den folgenden Stunden aber noch 210 bzw. 252 Kilometer abzureißen, ist noch mal eine ganz andere Nummer. Doch eben diese Strecken galt es für die gut 80 Starter auf der ersten Etappe des 22. Radmarathons NRW zu bewältigen. Neun weitere folgen im Verlauf des Jahres. Der Marathon wird dabei nicht als Rennen ausgetragen, sondern als Leistungsüberprüfung. Für ein Rennen hätte der Ausrichter, die Radsportgemeinschaft Herne (RSG), die Strecken absperren müssen. Wer etwas länger schlafen wollte, oder sich den Marathon nicht zutraute, konnte auch zwischen Strecken von 42 bis 151 km wählen.
Insgesamt 155 Teilnehmer auf allen Strecken
Als die kürzeren Distanzen gegen 9 Uhr an den Start gingen, waren Birgit Hardenberg und Andreas Küper vom SC Capelle schon längst unterwegs. Die beiden kommen schon seit Jahren in den Gysenberg. „Es ist ein guter Formtest früh im Jahr. Die Stimmung und die Verpflegung sind immer gut“, da waren sich die beiden gebürtigen Münsterländer Marathonfahrer einig. Das frühe Aufstehen müsse aber gelernt sein, schoben sie hinterher, bevor sie sich schnell zum Start begaben.
Klaus Spiekermann, der 1. Vorsitzende der RSG Herne, entließ die ersten Starter mit einigen netten Worten und einer Bitte gen Himmel, dass es doch trocken bleiben möge, auf die Strecke. Seine Worte fanden zumindest meteorologisch kein Gehör. Nicht der einzige Grund, warum Spiekermann sich zwischen den beiden Starts geknickt zeigte: „Im vorigen Jahr hatten wir alleine 300 Marathonstarter. Das ist ein Trauerspiel, sonst ist es hier immer brechend voll.“
Keine guten Trainingsbedingungen im Frühjahr
Neben der aktuellen Wetterlage seien auch die schlechten Trainingsbedingungen im Frühling ein Grund für das geringe Interesse. „Die meisten Fahrer wollen erst kommen, wenn sie 1500 km in den Beinen haben. Das war in diesem Jahr schwer“, erklärte er weiter. Außerdem habe der Radklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, vor dem eigentlichen Rennen am Sonntag, seine Strecke für die Amateure geöffnet. Viele Punkte, die gegen die Veranstaltung in Herne arbeiteten.
Für die kürzeren Strecken fanden sich 75 Starter am Gysenberg ein. Spiekermann konnte sich am Mittag nur wiederholen: „Ein Trauerspiel.“ Dennoch bot die RSG Herne den insgesamt 155 Startern wieder ein gut organisiertes und freundliches Radfahrerlebnis, egal auf welcher Strecke sie sich nun durch das Bundesland kämpften.
Viele werden im kommenden Jahr wiederkommen. Das steht schon mal fest. Dann wird der Gysenbergpark erneut von Fahrradklingeln und rollenden Reifen geweckt werden. Die Hoffnung bleibt, dass dadurch nicht nur der Park, sondern auch die Sonne aufgeweckt wird.