Zwei Freiwurfpunkte besiegeln zwei Sekunden vor Schluss die unglückliche 73:74-Niederlage. Am Mittwoch muss ein Sieg her. HTC setzt Fanbus ein.
Wieder war’s ein Drama, aber anders als am Freitag eines mit bitterem Ausgang: Hernes Basketballerinnen verloren das dritte Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen die Rutronik Stars Keltern höchst unglücklich mit 73:74 (36:30) und müssen am Mittwoch in Keltern unbedingt gewinnen, um ein fünftes Spiel zu erzwingen, das dann am Samstag in Herne stattfinden würde. Möglich ist das, ganz zweifellos. Aber schwer. Verdammt schwer.
Während die Sterne nach Spielschluss feierten, als hätten sie ihren Titel bereits erfolgreich verteidigt, stand den Hernerinnen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Bei Karin Kuijt flossen die Tränen, Marek Piotrowskis Blick ging ins Leere. Lange dauerte es, bis Hernes Headcoach ein paar Sätze sagen konnte. „So ist Sport. Am Freitag haben wir mit Glück gewonnen, heute Keltern. Dass wir so ein Spiel bei dieser Kulisse nicht nach Hause bringen konnten, ist schwer zu verdauen.“
Trainer ist als Psychologe gefordert
Ihm wird aber nichts anderes übrig bleiben, als seine Enttäuschung schnell zu verarbeiten. Schließlich ist er jetzt als Psychologe gefordert und muss auch die geknickten Spielerinnen wieder aufrichten. Denn noch ist es nicht vorbei, noch ist der Titel nicht vergeben. Das muss der HTC am Maifeiertag in Keltern ausstrahlen, dann ist alles möglich.
Herne hatte sich aber schon an diesem Sonntag für eine weitere Jubelfeier gerüstet. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn war die Halle bereits proppevoll, wer zehn Minuten vor dem Sprungball kam, stand vor verschlossenen Türen. Diesmal hatte auch eine größere Kelterner Fangruppe mit ihren Klatschbrettern hörbaren Anteil am Lärmpegel, der allerdings nicht ganz die Phonstärke des Freitagsspiels erreichte.
Herner TC ist sofort im Spiel
Anders als in den beiden ersten Partien war der HTC sofort gut im Spiel, legte bis zum 8:6 immer zwei Punkte vor. Per Dreier brachte Kristina Rakovic die Gäste erstmals in Führung (8:11/5.), aber Herne hielt sofort dagegen, schaffte mit einem 10:4-Run ein 18:15. ehe Milica Deura das Viertel in letzter Sekunde mit einem Dreier zum 18:18 beendete.
Genauso temporeich und intensiv ging es im zweiten Abschnitt weiter. Als Karin Kuijt und Loyce Bettonvil innerhalb weniger Sekunden zwei Dreier zum 26:22 (14.) trafen, schien auch die anfängliche Nervosität verflogen. Nun gelangen sehenswerte Spielzüge, und auch bei den Rebounds packten Natalie Burton und Co. besser zu. Und weil Jasmine Thomas und Ezinne Kalu, die beiden Stars der Sterne, bis dahin von der Herner Defense besser als bislang verteidigt wurden, nahm der HTC einen 36:30-Vorsprung mit in die Halbzeitpause.
Zehn Punkte Vorsprung
Und es ging mit Vollgas weiter. Angetrieben von Kapitänin Emina Karic, die ein ganz starkes Spiel machte, drückte Herne sofort wieder aufs Tempo und schraubte die Führung durch Burtons Dreipunktspiel sogar in den zweistelligen Bereich (44:34/23.). Keltern wankte, aber Keltern fiel nicht. Zuerst übernahm Rakovic Verantwortung, sorgte mit drei Körben in Folge dafür, dass Herne sich nicht weiter absetzen konnte. Und dann begann die große Zeit der Ezinne Kalu. War sie bis dahin vorwiegend als Passgeberin in Erscheinung getreten, zog sie nun mehrfach unwiderstehlich zum Brett, punktete per Korbleger oder nach Fouls von der Linie..
Vor allem dank Emina Karic und Karin Kuijt, die zwei weitere Dreier traf, blieb Herne aber vorn. Bis zum 67:60 (34.) sah es so aus, als könne der HTC das Spiel erneut knapp für sich entscheiden. Dann schlichen sich ein paar Ungenauigkeiten ein, vier oder fünf Angriffe blieben ohne Erfolg, und auf der anderen Seite ließen es Kalu (6) und Thomas (4) krachen. Binnen vier Minuten war aus dem 67:60 ein 67:70 geworden.
Führung hält bis 2,2 Sekunden vor Schluss
Also Crunchtime. Kuijt eröffnete sie mit einem Korbleger, Burton legte zum 71:70 nach. Dann traf Pierre-Louis zum 71:72. Knapp 40 Sekunden waren noch auf der Uhr. Herne leistete sich einen Turnover, aber Karic erkämpfte sich von Kalu den Ball zurück, Herne lief den nächsten Angriff. Attura verlegte, Jordan Frericks packte sich den Abpraller, wurde gefoult. Und traf zweimal zum 73:72. 8,8 Sekunden blieben den Gäste für einen letzten Angriff. Zweimal unterband Herne per Foul, dann stupste Frericks den Ball ins Seitenaus. Nun ging es um jede Zehntelsekunde. Die Uhr zeigte zuerst 1,7 Sekunden an, wurde nach Kelterner Protesten schließlich auf 3,2 Sekunden korrigiert. Der Einwurf kam zu Stach, die traf, Keltern jubelte – aber die Uhr war nicht mitgelaufen. Erneut längere Diskussionen, dann ließen die Referees den Einwurf wiederholen. Wieder ging der Pass an Emma Stach, die zog sofort das Foul, durfte an die Linie. Und verwandelte zweimal eiskalt. Atturas Verzweiflungswurf aus der eigenen Hälfte änderte es nicht mehr, die Sterne durften jubeln, und Herne trug Trauer.
Aber die Kampfansage kam eine Stunde nach Spielschluss. Um das Team beim vierten Spiel lautstark zu unterstützen, setzt der HTC am Mittwoch einen Fanbus ein. Abfahrt ist am 1. Mai um 9.30 Uhr an der Halle. Wer mitfahren möchte, kann sich am Montag bis 18 Uhr bei Facebook oder zwischen 19 und 20 Uhr in der Halle melden.