Seit 45 Jahren trifft man sich freitags um 18 Uhr. Fritz Nedbal ist von Anfang an dabei. Der Lauftreff-Leiter hat gerade die neue Saison eröffnet.
Es hatte ein bisschen gedauert, bis sich alle Läufer zusammengefunden hatten. Dabei haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren nie verändert: 18 Uhr am Freitagabend vor der Sporthalle im Gysenbergpark. Und alle bitte schön in Laufkleidung, damit schnell losgelegt werden kann.
Seit 45 Jahren existiert der Lauftreff des Herner Stadtsportbundes (SSB) mittlerweile schon. Und einer ist von Anfang an dabei: Lauftreff-Leiter Fritz Nedbal, der auch in diesem Jahr wieder die Läufer im Gysenbergpark zur Eröffnung der Sommersaison willkommen hieß und anschließend selbst seine Runde drehte.
Man kennt sich beim Lauftreff. Zwar ist ein Großteil noch nicht so lange dabei wie Nedbal, einige Laufbekanntschaften und -freundschaften halten aber schon viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte. Was dabei unterschwellig mitschwingt, ist hingegen weniger schön. Neue Gesichter sind beim Lauftreff eher seltener, fast kaum anzutreffen. Nedbal ist diese Entwicklung nicht entgangen. „Es kommen immer weniger neue Leute und die Alten sterben weg“, fasst er trocken zusammen.
Neulinge stoßen viel zu selten hinzu
Noch kommen allerdings genügend Läufer zusammen, um fast alle Gruppen in ausreichender Zahl zu bestücken. Ob Walker, Jogger oder Dauerläufer, alle sind beim Lauftreff willkommen. Und ab und zu stößt doch noch mal ein Neuling zu den Alteingesessenen, wenn auch durch familiäre Vorbelastung.
Katharina Radetzki hat vor vier Jahren angefangen, regelmäßig mit der Walking-Gruppe durch den Gysenberg zu ziehen. Ihre Mutter Gertrud Radetzki ist schon etwas länger dabei, beinahe wöchentlich kommt sie aus Recklinghausen nach Herne, um zu walken. Und wer hat die beiden zum Mitmachen gezwungen? Vater und Ehemann Rudi Radetzki, Übungsleiter einer Laufgruppe und seit 37 Jahren beim Lauftreff dabei. Da blieb Mutter und Tochter kaum eine andere Wahl als irgendwann auch mitzulaufen. „Wir müssen ja mitmachen“, erklärt Gertrud Radetzki lachend, während ihr Mann lächelnd neben ihr steht.
Laufsachen nicht vergessen
Die Entwicklung der Läuferszene in den letzten Jahren hat Rudi Radetzki hautnah beobachten können. „Im Lauftreff werden es immer weniger Leute. Es gibt immer mehr Einzelläufer, die das nur für sich machen. Dabei ist es in der Gruppe doch wesentlich einfacher, man kann sich gegenseitig motivieren und zusammen Spaß haben“, appelliert er an die Sololäufer.
Ein wenig frisches Blut würde dem Herner Lauftreff sicher nicht schaden. Einige Einzelläufer sollten sich überlegen, ob sie nicht konvertieren wollen. Denn es ist so einfach: 18 Uhr. Freitagabend vor der Sporthalle im Gysenbergpark. Und die Laufsachen nicht vergessen.