Der Herner EV macht in Peiting aus einem 1:4-Rückstand einen 6:4-Sieg und beweist besondere Qualitäten. Im Halbfinale geht es gegen Tilburg.

Der Herner EV steht im Halbfinale der Oberliga-Playoffs. Das Team von Trainer Danny Albrecht gewann auch das dritte Duell mit dem Südmeister EC Peiting und schaffte mit einem spektakulären 6:4-Sieg bei den Oberbayern wie gegen Regensburg erneut einen Sweep.

Marcus Marsall (rechts im Bild, links Lois Spitzner) traf für den Herner EV zum 5:4 in Peiting.
Marcus Marsall (rechts im Bild, links Lois Spitzner) traf für den Herner EV zum 5:4 in Peiting. © Archiv, Rainer Raffalski

Der HEV hatte in beiden Playoff-Serien bereits für jede Menge Glanzlichter gesorgt, doch was der Nord-Sechste am Dienstag im Peitinger Eisstadion zustande brachte, übertraf alles bisher Dagewesene. Vor 983 Zuschauern lagen die Gäste nach 23 Minuten schon mit 1:4 fast aussichtslos im Rückstand und drehten auch diese Partie mit schier unerschöpflicher Ruhe, Geduld und Moral.

Wie beim ersten Auftritt in Peiting hatte der HEV einen verheißungsvollen Start. Dennis Thielsch traf zum frühen 1:0 und wieder benötigte der Südmeister eine Überzahl, um ins Spiel zu finden. Die erste überstand der HEV noch, die zweite aber nicht mehr und jetzt drehten die Gastgeber richtig auf. Die Gysenberger gerieten schwer unter Druck, verloren mehr und mehr die Zuordnung vor dem eigenen Tor und kamen vor allem der Peitinger Paradereihe um Milan Kostourek kaum noch hinterher.

Peiting schaltet nach dem 4:1 in den Verwaltungsmodus

Mit einem Doppelschlag in 62 Sekunden schraubte der Topscorer der Oberbayern das Drittelergebnis auf 3:1 und nach einem weiteren ECP-Treffer kurz nach Wiederbeginn schien ein viertes Duell am Freitag in der Hannibal-Arena unvermeidlich.

Glaubten jedenfalls die Zuschauer vor Ort und auch beim Public Viewing im heimischen Penalty-Restaurant waren die betretenen Gesichter nun in der absoluten Mehrheit. Dass der ECP angesichts der klaren Führung bereits jetzt in den Verwaltungsmodus schaltete und seinen Druck deutlich zurücknahm, machte zunächst nicht viel Hoffnung und auch Dennis Thielschs zweiter Treffer wurde von den meisten zu diesem Zeitpunkt wohl eher als Ergebniskosmetik betrachtet.

Herner EV wittert seine Chance und nutzt sie

Offenbar auch von den Gastgebern, denen erst nach Patrick Asselins Überzahltor zum 4:3 zu dämmern begann, dass dieses fast schon abgehakte Spiel doch noch aus dem Ruder laufen könnte. Beim Südmeister machte sich Verunsicherung breit, viele Pässe kamen nicht mehr an und auch das gefürchtete Peitinger Powerplay lief nicht mehr rund.

Der HEV witterte seine Chance und er nutzte sie. Tom Schmitz traf aus dem Hinterhalt zum kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich und den Gastgebern wurde die Angst vor dem Saison-Aus am Ende zur erdrückenden Last. Das 4:5 durch Marcus Marsalls Überzahltor war die logische Folge, bevor Moritz Schug mit einem Empty-net-goal die nächste Herner Playoff-Sensation perfekt machte.

Ab dem 4:4 war wieder alles offen

„Wir haben trotz des klaren Rückstands die Ruhe bewahrt. Die Mannschaft hat erneut große Moral bewiesen. Nach dem 2:4 war sofort wieder der Mut da. Spätestens nach dem 4:4 war wieder alles offen. Am Ende hat sich dann erneut die Qualität in unseren Reihen durchgesetzt. Die Mannschaft hat einen tollen Entwicklungsprozess hinter sich und ruft in den Playoffs ihr Potenzial maximal ab“, meinte Danny Albrecht hinterher.

Sein Gegenüber Sebastian Buchwieser gratulierte dem HEV fair zum Erreichen des Halbfinales: „Der Gegner war immer etwas besser in den drei Spielen. Bei uns haben einige nach der 4:1-Führung wohl schon an das mögliche nächste Spiel gedacht.“

Halbfinale: Tilburg hat das erste Heimrecht gegen HEV

Schon vor der Serie gegen die Grün-Weiß-Roten hatte sich der ECP-Trainer vom Herner Sweep gegen Regensburg tief beeindruckt gezeigt und die Gysenberger als schwerstmöglichen Gegner im Viertelfinale bezeichnet.

In der Runde der letzten Vier trifft der HEV auf den Titelverteidiger aus Tilburg. Der dreimalige Oberligameister setzte sich gegen den Süd-Sechsten aus Selb ebenfalls in drei Spielen durch und hat am 12. April gegen die Grün-Weiß-Roten das erste Heimrecht. Weitere Termine sind der 14. und 16. sowie, falls nötig, der 18. und 20. April.

Drittel: 3:1, 1:2, 0:3.

Tore: 0:1 (3:53) Thielsch (Bauermeister/Spitzner), 1:1 (13:33, 5-4), 2:1 (17:17, 4-4), 3:1 (18:19), 4:1 (22:52), 4:2 (32:55) Thielsch (Spitzner), 4:3 (38:11, 5-4) Asselin (Snetsinger/Linda), 4:4 (44:46) T. Schmitz (Snetsinger/Schug), 4:5 (56:17, 5-4) Marsall (Ackers/Liesegang), 4:6 (59:56, 5-6) Schug (Liesegang).

Strafminuten: Peiting 14 plus 10 – Herne 16.