Kerstin Duchatz vom TTC Westfalia Herne ist als Tischtennis-Schiedsrichterin rund um den Globus im Einsatz.
Die Stimmung in der Halle war aufgeheizt, erinnert sich Kerstin Duchatz. Die chinesischen Anhänger buhten den in Führung liegenden japanischen Spieler bei jedem Aufschlag gnadenlos aus. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Da, erzählt die Schiedsrichterin, griff sie dann ein. Sie unterbrach das Herreneinzel im Tischtennis-Team-Finale der Youth Olympics 2014 in Nanjing, eine Kamera fing sie ein und warf ihr Bild auf die große Leinwand. Sie führte den Finger vor den Mund – und von da an war es still in der Halle.
Für Kerstin Duchatz war dieses Finale das bisherige Highlight ihrer mittlerweile 13-jährigen Karriere als Schiedsrichterin. Angefangen hat die gebürtige Hernerin aber auf der anderen Seite des Spiels. An der Platte. Mit 12 Jahren schloss sie sich dem TTC Westfalia Herne an und ist dem Verein, jetzt als Jugendwartin, bis heute treu.
Bundesliga und internationale Turniere
Als sich die Mädchen-Mannschaft der Westfalia langsam auflöste, da viele Spielerinnen andere Interessen verfolgten, begann Duchatz ihre erste Schiedsrichterausbildung. Mit 17 wurde sie Bezirksschiedsrichterin. Danach folgte jedes zweite Jahr die Ausbildung und Prüfung zur nächst höheren Schiedsrichterstufe.
Mit der Ernennung zur Blue Badge Schiedsrichterin, erreichte sie 2016 die höchste mögliche internationale Qualifikation. Ihre Ausbildung in Deutschland, kam ihr dabei zugute. „Unsere Art der Ausbildung ist sehr gut und international hoch angesehen“, erzählt sie. Innerhalb weniger Monate hatte sie die Voraussetzungen erfüllt.
Mit steigender Qualifikation, stiegen auch die Entfernungen. Neben den Bundesligapartien, die sie regelmäßig begleitet, stehen auch immer wieder internationale Turniere auf dem Plan, wie jetzt im März ein Turnier in Katar, oder im April die Tischtennis-Weltmeisterschaft in Ungarn. Durchschnittlich ist die 30-jährige jedes zweite Wochenende an irgendeiner Platte, irgendwo in Deutschland, irgendwo auf der Welt.
Ausbilderin von Nachwuchs-Schiris
Ihre Schiedsrichtertätigkeit biete ihr eben diese schöne Gelegenheit: Die Welt zu sehen, so Duchatz. „Keiner von uns macht das wegen des Geldes, sondern weil wir den Sport lieben. Wir sind alle ehrenamtlich engagiert, bekommen zwar kleinere Auslagen von den Verbänden, aber reich wird man als Schiedsrichter nicht“, erklärt sie weiter.
Obwohl Duchatz so viel unterwegs ist und beruflich, als Eventmanagerin bei der DASA, ebenfalls stark eingebunden, opfert sie einen weiteren Teil ihrer knappen Freizeit dem Tischtennis: Für den WTTV betreut sie seit 2016 die Ausbildung der Nachwuchs-Schiedsrichter. So ist sie momentan für 150 Schiedsrichter/innen verantwortlich, zehn davon in einem Perspektivteam, die es vielleicht auf die internationale Ebene schaffen können. Die zusätzliche Arbeit nimmt sie aber gerne auf sich. „Ich will etwas von meiner Erfahrung zurückgeben. Außerdem habe ich einfach Bock darauf ,diese Leute auszubilden und sie für das Ehrenamt zu begeistern“, begründet sie ihr Engagement.
Kerstin Duchatz hat in ihrer Karriere schon viel erlebt, gesehen und bewegt. Ein klares Ziel, ein (offensichtlicher) Wunsch ist aber noch offen. „Ich möchte mal bei Olympischen Spielen dabei sein und dort ein Spiel begleiten“, erzählt sie. „Allerdings rechne ich in den nächsten 20 Jahren nicht unbedingt mit einer Nominierung.“, ergänzt sie lachend. Aber auch wenn es noch so lange dauern sollte – die Begeisterung wäre immer noch die gleiche wie heute.