Die Vorbereitung auf dem Platz läuft beim SC Westfalia Herne. Die kommissarisch Verantwortlichen müssen noch vieles klären.
Der Schlusssatz, den Dirk Bardenheuer anfügt, lautet: „Es wäre schön, wenn die Tradition auf der Seite der Zukunft wäre.“ Damit fasst der kommissarische Vorsitzende des Fußball-Oberligisten SC Westfalia Herne ein längeres Gespräch zusammen. Bardenheuer und Frank Wawrziniok, der kommissarische 2. Vorsitzende, wollen grundsätzlich darlegen, wie es aus ihrer Sicht mit dem Traditionsverein weitergehen soll. Um im Bild zu bleiben: die jüngere Vergangenheit aber ist noch nicht ganz auf der Seite der Zukunft, wie sie unter anderem Bardenheuer und Wawrziniok sehen.
Zunächst mal stellen die beiden fest: es gebe ein „gutes Innenverhältnis“ zwischen ihnen sowie Tim Eibold, dem Sportlichen Leiter, und Trainer Christian Knappmann. „Wir arbeiten in Ruhe und mit Vertrauen zusammen“, sagt Dirk Bardenheuer, „liegen auch, was das Sportliche angeht, auf einer Wellenlänge. Wenn es Unruhe gibt, dann kommt die zu 99 Prozent von Außen.“
Oder aus früherer Zeit. Ende November, sagt Frank Wawrziniok, habe der Verein kurz vor dem Ausschluss aus dem Verband gestanden. Inklusive sofortiger Einstellung des Spielbetriebs: „Der Verein stand bei den Verbänden mit einer fünfstelligen Summe in der Kreide“, sagt der kommissarische 2. Vorsitzende. Diese Verbindlichkeiten hätten zu 70 Prozent aus der Vergangenheit gestammt, so Wawrziniok. Die kommisarischen Vorsitzenden hätten dafür gesorgt, dass zunächst ein Teil zurückgezahlt worden sei – und so den Ausschluss aus dem Verband abgewendet.
Wie weit die beiden dabei sind, die Vergangenheit aufzuarbeiten? „Es gibt mehr Licht als Schatten“, sagt Frank Wawrziniok, „aber wir sind weit davon entfernt, alles zu wissen.“
Vom zurückgetretenen Vorsitzenden Sascha Loch haben sie offenbar nicht genug erfahren. Bardenheuer und Wawrziniok erklären: „Wir haben mit ihm nicht gestritten, lediglich kritische und klärende Fragen gestellt. Wir sind immer noch dabei, uns Dinge zusammenzusuchen, der komplette Durchblick fehlt. Viele Dinge müssen noch von einem Anwalt für Vereinsrecht geprüft werden.“
Versammlung bis Ende August
Das Ziel sei es, handlungsfähig zu werden. Dafür ist Dirk Bardenheuer auch im ständigen Austausch mit Jürgen Stieneke, dem verbliebenen Vorstandsmitglied: „Und das durchaus auch kritisch, weil wir zu einigen Fragen auf der Suche nach Antworten sind“, so Bardenheuer.
Erstmals gebe es nun eine Budgetierung für den gesamten Verein, sagt Dirk Bardenheuer und erklärt: „Es gab hier bisher nie einen Finanzplan.“ Frank Wawrziniok sagt außerdem: „Der Verein braucht eine Jahresbilanz und nicht nur eine Steuererklärung.“ Auch deshalb hätten sie die für Dezember angesetzte Mitgliederversammlung abgesagt. „Sie wäre sowieso außerordentlich gewesen, weil sie laut Satzung immer bis Ende August eines Jahres durchgeführt werden muss. Aber auf Fragen, die zum Beispiel zu einer Rechnung gestellt werden, müssen wir Antworten haben“, sagt Frank Wawrziniok.
Die nächste Mitgliederversammlung des SC Westfalia Herne soll in diesem Jahr stattfinden, fristgerecht bis Ende August 2019.
Grundsätzlich sagt Dirk Bardenheuer: „Wir wollen seriös und finanziell abgesichert arbeiten und den Verein Westfalia Herne wieder positiv darstellen.“ Etwa auch mit der Idee, eine Jugendakademie/Internat für Nachwuchsfußballer einzurichten, weitere Sponsoren zu gewinnen und die Nähe zu den Fans zu suchen – vor allem nach vorne zu schauen also.
>> Sonntag testet Westfalia Herne gegen SV Sodingen
Da mögen lautstarke Nebengeräusche die öffentliche Wahrnehmung des SC Westfalia Herne in den letzten Tagen noch so sehr geprägt haben – die Arbeit auf dem Platz ging ruhig und geordnet vonstatten. „Wir haben seit letzter Woche Donnerstag richtig gut trainiert“, ist Christian Knappmann mit der ersten Phase der Wintervorbereitung zufrieden. So zufrieden, dass der Trainer seinen Spielern einen freien Samstag schenkt und sie erst wieder zum Testspiel gegen den SV Sodingen am Sonntag (15.15 Uhr) in die real-Arena bestellt.
„Eigentlich wollten wir Montag den ersten trainingsfreien Tag einlegen“, erzählt Knappmann. „Aber nach mehr als einer Woche harter Arbeit sind doch erste Anzeichen von Müdigkeit erkennbar. Da wollen wir nichts riskieren.“
Einige Spieler werden erst mal geschont
Dasselbe sagt er auch mit Bezug auf die Formation für den Sodingen-Test. Alle Spieler, die sich mit Blessuren herumplagen, bleiben erstmal draußen. Das betrifft Philipp Rößler, der sich einen grippalen Infekt eingefangen hat, aber auch Maurice Temme und Maurice Kühn. Beide haben noch Probleme an ihren operierten Knien und sollen noch geschont werden. Ebenfalls nicht dabei ist Bilal Abdallah, der nach seiner Roten Karte für ein Handspiel im Hallenturnier mit einer zweiwöchigen Sperre belegt wurde.
Überhaupt nicht mehr dabei ist Yuto Kizaki. Der kleine Dribbler ist aus familiären Gründen in seiner Heimat geblieben. Trotzdem hofft der SCW, auch in der Rückrunde einen zweiten Japaner im Kader zu haben. Seit Dezember trainiert ein Landsmann von Kai Hatano mit, den Knappmann gern für die Sechser-Position verpflichten würde. Inzwischen liegt ein Visum vor, am Montag sollen abschließende Gespräche geführt werden.
Michael Smykacz und Steven Kodra, die anderen Winterneuzugänge, werden gegen Sodingen schon auflaufen. „Ich freue mich drauf. Gegen Sodingen gewinnt man nicht im Vorbeigehen, da sind wir gleich richtig gefordert“, so Knappmann.