Marius Probst wiederholt seinen Erfolg von 2016 und verpasst nur um wenige Sekunden die 30-Minuten-Marke. Schnellste Frau kommt aus Mallorca.

Hernes größte und bunteste Silvesterparty stieg schon am Vormittag im Gysenbergpark. Eingeladen hatte der LC Westfalia, gekommen waren ein großer Teil der Herner Sportfamilie sowie Gäste aus Nah und Fern, sogar aus Mallorca. Insgesamt 1026 Hobby- und Leistungssportler, von der dreijährigen Leonie bis zum 80-jährigen Dieter Bürsten, ließen es sich nicht nehmen, vor dem Schampus noch den Schweiß fließen zu lassen und das alte Jahr im Laufschritt zu verabschieden.

Nachdem alles abgebaut war und der letzte Sieger stolz seine Urkunde in Empfang genommen hatte, konnte Cheforganisator Klaus Alhorn freudig die Bilanz des 41. Herner Silvesterlaufs ziehen: „Wir sind rundum zufrieden. Es gab keine Aufregung, keine Probleme, keine gravierenden Verletzungen.Und mit über 920 Finishern haben wir uns wieder leicht gesteigert.“

Schrilles bleibt die Ausnahme

Schrille Outfits wie in den letzten Jahren waren diesmal weniger angesagt. Die Black Barons, im Vorjahr in voller American-Football-Montur und geschlossener Formation ein echter Hingucker, hatten ihre Teilnahme schlicht verschwitzt, und selbst die Feuerwehrmänner rannten diesmal ohne Atemschutz durch den Wald. Ob sie deshalb im Ziel weniger pumpen mussten? Die meisten Finisher schnappten jedenfalls ordentlich nach Luft, als sie die zehn Kilometer oder zuvor den „Fünfer“ bewältigt hatten.

Nicht so Marius Probst. Kaum war der 23-Jährige mit 200 Metern Vorsprung als Sieger des Hauptlaufs ins Ziel gekommen, hatte sich seine Atmung schon wieder normalisiert. „Ich wusste unterwegs nicht, wie schnell ich war. Sonst hätte ich wohl nochmal antreten können“, meinte er mit Blick auf die Siegerzeit von 30:13,6 Minuten, mit der er seinen eigenen Streckenrekord nur um etwa 15 Sekunden verpasst hatte. Zufrieden war der in Herne geborene 1500m-Spezialist trotzdem. „Die äußeren Bedingungen waren klasse, die Strecke auch. Nur an wenigen Stellen etwas matschig, aber nicht so, dass es einen beeinträchtigt hat“, sagte der U23-Europameister von 2016. „Für mich war es ein relativ entspanntes Rennen.“

Moderator sagt Rennverlauf voraus

Oliver Grabowski hatte genau das prophezeit. „Der Probst wird das ,mit Weile’ gewinnen, um beim Pferdesport zu bleiben“, hatte der Moderator im lockeren Plausch mit OB Frank Dudda geunkt, noch ehe Klaus-Peter Grunwald den letzten Startschuss des Jahres abgab. Er sollte recht behalten. Denn kaum war der Knall verhallt, zog sich das Feld lindwurmartig auseinander, und als der letzte der fast 500 Läufer die Startlinie überquert hatte, waren die Ersten schon in die Gysenbergstraße eingebogen. Ganz vorn natürlich alle Favoriten, die sich ja in der ersten Startreihe aufstellen dürfen.

Nun war auch für hunderte Zuschauer Eile geboten. Strammen Schritts ging es hinauf in den Wald, um die Läufer auf der Strecke anzufeuern. Als Führungsfahrer Hans-Joachim Waaga auf seinem Mountainbike erstmals die Gabelung zwischen erster und zweiter Runde erreichte, hingen nur noch Probst und sein Wattenscheider Vereinskamerad Jan Hense an seinem Hinterrad, erst 40 Meter dahinter tauchte Bimnet Kifle auf. Beim zweiten Passieren dieses Punktes war der spätere Sieger bereits allein. „Ich wollte erst mit Jan länger zusammen laufen“ berichtete Probst im Ziel. Dann habe er sich aber so gut gefühlt, dass er das Tempo anzog: „Ich wollte ja auch eine vernünftige Zeit laufen.“

Aus Mallorca zum Urlaub nach Herne

Das gelang ihm – wie auch der Siegerin bei den Frauen, der 26-jährigen Francisca Tous aus Mallorca. Die Herne-Urlauberin schaffte die Strecke in der Klassezeit von 36:40 Minuten. Da konnte auch Christl Dörschel aus Wenden, Stammgast im Gysenberg, nicht folgen. Hand in Hand mit ihrer 18 Jahre jüngeren Vereinskameradin Judith Hacker lief die Vorjahressiegerin als Zweite über die Ziellinie.

Auch auf der halben Strecke ließen sich die Besten gar nicht erst auf den Endspurt ein. Alexander Ide vom TV Wattenscheid 01 nahm in 15:39,8 min dem zweitplatzierten Dorstener Lutz Holste rund 100 Meter ab, und die 16-jährige Teresa Schulte-Wermlinghoff von der LG Dorsten rannte allen übrigen 118 Läuferinnen auf und davon und hatte im Ziel 45 Sekunden Vorsprung.

Aber das machte niemandem etwas aus. Gewonnen nämlich haben alle, die auch am letzten Tag des Jahres ihren inneren Schweinehund besiegt haben. Das hätten auch zwei Dauer(b)renner gern getan, die zum Herner Silvesterlauf gehören wie der Portwein zu Miss Sophie: Hendrik Bollmann, seit seinem 10. Lebensjahr immer dabei, hat gerade erst einen verschleppten Infekt auskuriert und stand ebenso in Zivil an der Strecke wie Hans Basinski. Der Rekordteilnehmer erholt sich noch von einer Grüne-Star-OP und musste seinen 39. Start in Herne auf den 42. Silvesterlauf verschieben „Dann bin ich wieder dabei“, verspracht der 83-Jährige. Frohes Neues Jahr!