Susanne Wessel vom BV Pool 2000 Herne gewann in Bad Wildungen den Deutschen Titel im 10-Ball. Dabei hatte es anfangs nicht danach ausgesehen.
Während am Mittwochabend eine Jugendmannschaft des HEV auf dem Eis der Hannibal-Arena trainiert, und die wartenden Eltern sich entscheiden können, ob sie nun drinnen oder draußen frieren wollen, haben es die Mitglieder des BV Pool 2000 Herne da eindeutig besser. In den gut beheizten Vereinsräumen innerhalb der Arena absolvieren vier von ihnen einige lockere Trainingsspiele. Unter ihnen auch Susanne Wessel, die erst Anfang des Monats die Deutsche Meisterschaft im 10-Ball gewinnen konnte.
Es war aber beileibe nicht der erste Titelgewinn für Susanne Wessel. In ihrem Trophäenschrank finden sich neben den nun 15 Deutschen Meisterschaften bei den Damen & Ladies auch noch zehn EM-Titel und viele weitere Medaillen. Angefangen hat alles auf einem ganz bescheidenen Level.
Die erste Berührung mit dem Poolbillardsport hatte die damals 18-Jährige vor 30 Jahren in einer Spielothek in Gelsenkirchen. Dort gab es zwölf Tische und genügend Gegner, um sich in einer Hobbyliga mit dem Sport vertraut zu machen. Der Wechsel zu einem richtigen Verein ließ aber nicht lange auf sich warten.
Als „Anfängerin“ beim PBC Marl
Beim damaligen Bundesligisten PBC Marl spielte sie als „Anfängerin“ zwar nur in den unteren Ligen mit, konnte sich aber von den Spielern der 1. Mannschaft einiges abschauen. „Dort habe ich zum ersten Mal richtiges Poolbillard kennengelernt“, erinnert sie sich.
Nach einer Zwischenstation beim BSV Wuppertal, wechselte Susanne Wessel zum PBC Castrop, bei dem sie die meisten Erfolge ihrer Karriere verbuchen konnte. Nach der Auflösung des PBC vor gut einem Jahr, wechselte sie, wie viele ihrer Vereinskollegen, zum BV Pool 2000 Herne und ist mit dieser Entscheidung sichtlich zufrieden. „Der Verein bietet uns hier gute Möglichkeiten zu trainieren und zu spielen“, so Wessel.
Nachdem sie in ihrer Premierensaison für die Herner noch den DM- und EM-Titel im 8-Ball holen konnte, lief es in diesem Jahr nicht ganz so gut. Bei der EM in Veldhoven im Juli holte Wessel zum ersten Mal seit 2012 keinen Einzeltitel. „Das war schade, aber irgendwann reißt jede Serie“, resümiert sie. Ein kleiner Trost war der Titel im Ladies-Team-Wettbewerb zusammen mit Karin Michl.
Bei der Deutschen Meisterschaft in Bad Wildungen Anfang des Monats bahnte sich Ähnliches an. Im 8- und 9-Ball schied Susanne Wessel jeweils früh aus, fand dabei nicht ihren gewohnten Rhythmus.
Mit dem Sohn im Kreisliga-Team
Im 10-Ball sah es zunächst ebenfalls so aus, als würde sie ohne Titel nach Hause fahren müssen. Die Niederlage in der 1. Runde gegen Susanne Repplinger aus Dillingen sollte sich aber als ein Glücksgriff erweisen. „Ich wusste, wenn ich was reißen will, muss ich jetzt jedes Spiel gewinnen“, erinnert sie sich. Gesagt getan. Über die Verliererrunde, spielte sich Susanne Wessel bis ins Finale durch. Ihre Gegnerin: Susanne Repplinger. Im Gegensatz zur Vorrunde ließ Wessel ihr keine Chance. Am Ende ging die BV-Spielerin mit einem 5:0-Sieg, einem „Whitewash“, vom Tisch und sicherte sich so einen Titel.
Bis die nächsten großen Turniere anstehen, wird Susanne Wessel aber nicht tatenlos bleiben. Mit ihrem Sohn spielt sie in der Kreisligamannschaft des BV Pool 2000 Herne. Der Neunjährige zeigt bereits Talent und hat schon einige Spiele gegen Erwachsene gewonnen. Vielleicht der Beginn einer ganz neuen Wessel-Generation in Herne.