Einige der neuen Regeländerungen, die kurz vor Saisonstart im Handball publiziert wurden, befassen sich mit der Herzschlag-Phase eines Spiels.
Handball ist bekannt für seine oftmals nervenaufreibenden Geschichten. In den sechzig Spielminuten geht es unabhängig von Spielklasse oder Geschlecht auf und ab, mit wechselnden Führungen, der Adrenalinspiegel steigt kontinuierlich – bei Aktiven, Trainern und Zuschauern gleichermaßen. Und das nicht selten bis zur allerletzten Sekunde. Einige der neuen Regeländerungen, die kurz vor Saisonstart publiziert wurden, befassen sich mit der Herzschlag-Phase eines Spiels. An diesem Wochenende geht es wieder los im heimischen Handballsport. Und dann gelten auch direkt einige Neuheiten im IHF-Regelwerk. Einige wichtige Auszüge daraus.
7m in letzten 30 Sekunden
Seit 2016 führt das Nichteinhalten des Abstands bei formalen Würfen wie Freiwürfen in den letzten 30 Sekunden des Spiels zu einer Disqualifikation und einem Siebenmeter. Was zu reichhaltigen Diskussionen, aber offenbar auch zu kreativen „Lösungen“ geführt hat.
Der Knackpunkt dabei war der Begriff der „Verhinderung“ des Wurfs. Gemeint war damit ein Umklammern bei der Wurfausführung, nicht jedoch reines Zu-nahe-Stehen und schon gar nicht anderweitige Maßnahmen, um Wurfausführungen zu verhindern. Nach der Neufassung der Regel 8:10c steht nun die „aktive Zerstörung“ des Wurfergebnisses im Fokus. Auch ein strategisch herbeigeführter Wechselfehler etwa oder eine verbale Entgleisung im Auswechselraum ziehen nun bei hierdurch „zerstörten“ Würfen in den letzten 30 Sekunden eine Disqualifikation samt Siebenmeter nach sich.
Im Handballkreis scheinen diese Sonderfälle eher die Ausnahme zu sein, dennoch findet man die Neufassung der Regel gut. „Das dient der Fairness und das kann man ja nur begrüßen“, sagt Heiner Vogelsang, Vorsitzender von Elmar Herne. Manch einer suche sich eben die Lücke im Regeltext, die sich bietet. „Ich kann mich an nur wenige Diskussionen dazu in unseren Spielen erinnern“, meint Stefan Sokolowski, Handball-Chef des DSC Wanne-Eickel. Aber auch die wenigen könnten nun der Vergangenheit angehören. Was bleibt: Steht ein Spieler weniger als die geforderten drei Meter vom Werfer entfernt und greift nicht aktiv in die Wurfausführung ein, dann bleibt dieser weiterhin unbestraft – außer er blockt wiederum anschließend den Wurf.
Rot gegen den Torwart
Schweren Verletzungen beim Gegenstoß, die durch einen Zusammenprall mit dem aus seinem Tor geeilten Keeper resultierten, sollte der Kampf angesagt werden. Deshalb wurde dem Torwart die Verantwortung zugeschrieben, derartige Zusammenstöße zu verhindern. Andernfalls würde er unmittelbar disqualifiziert. „Gut so“, sind sich die Experten einig. Neu ist nun, dass Torhüter nicht mehr für Zusammenstöße mit Rot belangt werden, wenn dieser mit dem Gegner in die gleiche Richtung läuft, etwa nach seiner Einwechslung.
„Es ist alles gut, was die Gesundheit schützt. Diese zugrunde gelegte Konstellation ist in unseren Spielklassen jedoch schwer vorstellbar“, meint etwa Alfred Schwarz, sportlicher Leiter des TV Wanne 85. Auch Heiner Vogelsang ist dieser Ansicht: „Das geht an unserer Spielpraxis völlig vorbei. Das habe ich noch nie erlebt.“ Der Fall dürfte in Verbindung mit der taktischen Maßnahme des „7. Feldspielers“ zu sehen sein, die in hohen Spielklassen regelmäßig angewendet wird.
Versorgung Verletzter
Bei einer Verletzung auf der Spielfläche konnten die Schiedsrichter die Versorgung durch maximal zwei Personen zulassen – bislang unabhängig von der Anzahl der Verletzten. Neu ist nun, dass je verletztem Spieler bis zu zwei Personen aufs Feld dürfen, etwa bei einem Zusammenprall zweier Spieler aus derselben Mannschaft.