Vor allem die Gäste aus Brasilien sorgen am Gysenberg für ausgelassene Stimmung. Die deutschen Klubmannschaften sind nicht zu schlagen.
Es war mit Sicherheit eine der farbenfrohsten und lautesten Sportveranstaltungen, die es in den letzten Monaten auf Herner Boden gegeben hat. Dass das beim Kegeln der Fall war, hätte man als Außenstehender zunächst nicht gedacht.
Auf den acht Schere-Bahnen am Gysenberg traten 16 Teams an, um beim „World Cup der Klubmannschaften“ um den Titel zu kegeln. Knapp 120 Kegler und Keglerinnen aus Brasilien, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland waren nach Herne gereist.
„Da zeigt sich, was für ein Stellenwert dieses Turnier für die Mannschaften hat“, sagt Verbandspräsident Michael Teschner in Anspielung auf die Entfernungen, die besonders die Gäste aus Brasilien zurückgelegt hatten.Das habe sich auch im Trainingseinsatz gezeigt. Einige Mannschaften waren schon gut zwei Wochen vor dem Wettkampf angereist, um beinahe täglich zu trainieren.
Eifeler Holzknacker kommt mit dem Rad
Nicht die weiteste, aber eine sehr spezielle Anreise hatte Thierry Porte vom belgischen Klub „Eifeler Holzknacker“. Er legte die knapp 450 Kilometer bis Herne mit dem Fahrrad zurück. Für den passionierten Langstreckenfahrer sei das keine Herausforderung gewesen. Am Wochenende konnte er dann etwas ausspannen, da er nur als Reservespieler angereist war.
Für den Verein Herner Kegler (VHK) war es eine Premiere. Zwar habe man frühe schon große Turniere ausgerichtet, aber noch nie eines „von solchem Kaliber“, sagte Vorsitzender Walter Rutenberg Der ursprüngliche Ausrichter habe abgesagt, und so sei man zu dieser ehrenvollen Aufgabe gekommen. Getreu dem Motto „Einfach mal machen“ habe man den Wettkampf organisiert. Mit spür- und hörbarem Erfolg. Die Stimmung an den Bahnen und im Vorraum ist entspannt. Es wird viel gelacht.
Rutenberg denkt an eine Neuauflage
Obwohl Rutenberg nie selber gekegelt hat, macht ihm die Arbeit sichtlich Spaß. „Sowas macht nur Sinn, wenn man es zwei Mal macht“, sagt er mit einem Lächeln und lässt durchscheinen, dass der VHK Herne an einer weiteren Ausrichtung sehr interessiert wäre.
Solche großen, internationalen Turniere könnten helfen, das Kegeln aus der reinen Freizeitsport-Ecke herauszuholen. Dieses Ziel möchte Teschner weiter verfolgen. Es gehe ihm darum, zwischen dem Freizeitkegeln und dem leistungsorientieren Kegelsport zu unterscheiden. Der Sport müsse lernen, sich anders zu präsentieren.
Sprechgesänge nach jedem Wurf
Es wurde aber nicht nur über Kegeln gesprochen, es ging auch in die Vollen – und das bei ungeheurer Lautstärke. Besonders die Anhänger des EC Pinheiros aus Sao Paulo sorgten für Stimmung. Jeder Wurf wurde mit kleinen Sprechgesängen gefeiert, wie man sie sonst nur aus großen Stadien kennt. „Das ist noch gar nichts“, beschwichtigt Teschner mit einem Lächeln, „wäre das ein Jugendwettkampf, hätten die noch Trommeln dabei.“
Die meisten Teams konnten sich für den weiten Weg und die harte Arbeit nicht belohnen, setzten sich doch die favorisierten Deutschen durch. Die Kegelfreunde Oberthal schafften das Double und standen bei Damen und Herren ganz oben auf dem Podest. Besonders Sarah Petry, die sowohl im Einzel, Tandem und in der Mannschaft antrat, sorgte für den Erfolg bei den Damen. Die einzigen Medaillen an nichtdeutsche Mannschaften gingen bei den Herren an EC Pinheiros um Rogerio Arkie, Weltmeister 1995, bei den Damen an den SCK Amicale 98 aus Luxemburg, die jeweils Bronze gewinnen konnten.
Trotz des internationalen Teilnehmerfelds und der vielen verschiedenen Sprachen konnte man sich auf eine Sache immer einigen: „Gut Holz.“ Völkerverständigung auf einfachste Weise.