Im Duell der Westfalenliga-Vizemeister unterliegt der DSC Wanne-Eickel dem SV Schermbeck mit 2:3 nach Verlängerung.
Hängende Köpfe. Hier und da auch Tränen. Und vielleicht das Bild des Tages, wie Christian Melchner die Anlage des FC Marl 2011 verließ: langsamen Schrittes, angeschlagen, mit immer noch blutiger Nase nach einer Szene aus der 13. Spielminute des entscheidenden Spiels um den Aufstieg in die Fußball-Oberliga Westfalen. Mit 2:3 nach Verlängerung musste sich der DSC Wanne-Eickel, Vizemeister der Westfalenliga 2, dem SV Schermbeck, geschlagen geben.
Zwei Worte von Spieler Stephen Lorenzen, die die Stimmungslage beim DSC in Kürze zusammenfassten: „Das ist maximal enttäuschend“, sagte er, während drüben, in der gegenüberliegenden Hälfte des Spielfeldes, längst die Feier der anderen lief.
Der DSC Wanne-Eickel hatte die Chance vergeben, nach 25 Jahren wieder in die Oberliga zurückzukehren. 1993 war der Klub in die damalige Verbandsliga abgestiegen. Aber der SV Schermbeck war es, der sich vor 1035 Zuschauern den Aufstieg erkämpfte. Das vor allem mit viel Einsatz in einer Begegnung, in der die Spieler beider Teams in den Zweikämpfen deutlich machten, dass es um viel ging.
Viele Unterbrechungen, acht Gelbe Karten plus je einmal Gelb-Rot auf jeder Seite: es sei viel Hektik im Spiel gewesen, stellte Holger Flossbach, Trainer des DSC Wanne-Eickel, fest. Das „cleverere Zweikampfverhalten“ sah Flossbach auf Seiten der Schermbecker, gerade auch in der Phase, als die Wanner in Überzahl spielten. Schermbecks Aldin Hodzic hatte in der 35. Spielminute Gelb-Rot gesehen. Allerdings hatten die Wanner diesen vermeintlichen Vorteil nur bis zur 69. Minute: Christian Melchner musste auch mit Gelb-Rot vom Platz. Der Innenverteidiger leistete sich ein Foulspiel in Nähe der Außenlinie an Marc Schröter. 1:2 lag Wanne da, trotz Überzahl, zurück.
Ins Spiel und vor das gegnerische Tor fanden beide Teams schnell. Dawid Ginczek ließ sein Team und den Wanner Anhang in der zwölften Spielminute jubeln. Der DSC-Stürmer hob den Ball zum 1:0 des DSC Wanne-Eickel über SV-Torwart Tim Krückemeier hinweg ins Tor. Die Antwort allerdings folgte gleich in der 13. Spielminute – der Treffer von Marc Schröter geriet doppelt schmerzhaft für den DSC. Denn Schermbecks Marek Klimczok ging gegen Christian Melchner so zur Sache, als er die Hereingabe zu Torschütze Schröter weiterleitete, dass der Wanner erst einmal mit blutender Nase behandelt werden musste. Melchners Nase sei gebrochen, berichtete Wanne-Eickels Trainer Holger Flossbach. Schiedsrichter Stefan Tendyck hatte in dieser Szene kein Foulspiel von Klimczok erkannt, gab den Treffer.
Grodzik trifft in der 112. Minute zur Entscheidung
Vor dem gegnerischen Tor waren zunächst die Schermbecker gefährlicher, zweimal rettete Sören Gerlach. Dann schienen die Wanner im Vorteil. Kurz vor dem Strafraum holte Aldin Hodzic den durchgestarteten Dawid Ginczek von den Beinen und sah die Gelb-Rote Karte (35.). Mit einem Mann weniger aber leisteten die Schermbecker weiterhin erfolgreich Defensivarbeit und konnten sogar in Führung gehen. Dominik Milaszewski lief in eine lange Hereingabe, schoss ein zum Schermbecker 2:1 (66.). Es dauerte bis zur 86. Minute, bis Wanne, nach Gelb-Rot gegen Melchner ebenfalls zu Zehnt, antworten konnte. Der eingewechselte Peter Rios setzte sich auf der linken Angriffsseite durch, flankte auf Dawid Ginczek, und der köpfte ein zum 2:2 (86.).
Noch in der regulären Spielzeit folgte für Holger Flossbach der „Schlüssel“ des Spiels. Im Schermbecker Strafraum hatte Dzenan Pilica freie Schussbahn – doch er zog nicht selbst ab, sondern gab weiter zu Ginczek. Der traf zwar, aber die Schiedsrichter entschieden auf Abseits. Pilica hätte selbst schießen müssen, so Holger Flossbach.
Stattdessen drehte in der Verlängerung Dennis Grodzik den Schlüssel zum Schermbecker Aufstieg. Er lief mit dem Ball über die linke Seite durch und traf ins lange Eck (112.). 3:2 für Schermbeck.
Diese Enttäuschung zu verarbeiten, sagte Stephen Lorenzen später, das werde jetzt noch etwas dauern. Aber die Antwort auf die Frage, ob er und seine Teamkollegen nächste Saison auch wieder das Ziel Aufstieg in Angriff nehmen wollen, kam aber schnell in nur einem Wort.
„Natürlich.“
>> Statistik zum Spiel
SV Schermbeck - DSC Wanne-Eickel n.V. 3:2
Tore: 0:1 (12.) Ginczek, 1:1 (13.) Schröter, 2:1 (65.) Milaszewski, 2:2 (86.) Ginczek, 3:2 (112.) Grodzik.
Schermbeck: Krückemeier; Helling, Klimczok, Schröter (77. Grodzik), K. Rudolph (72. Niewerth), Milaszewski, Grumann (100. Niehoff), Hodzic, Poch, Habitz, P. Rudolph.
DSC Wanne: Gerlach; Kasumi, Schlüter, Melchner, Lorenzen - Preissing, Tomaschewski (83. Rios) - Liguda (72. Völkel), Westerhoff, Baf (88. Pilica) - Ginczek.
SR: Tendyck (Gelsenkirchen).
Zuschauer: 1035.
Gelb-Rote Karten: Hodzic (Schermbeck/35.). Melchner (Wanne/69.).