Der Herner EV und sein langjähriger Trainer lösen Vertrag auf. Elmar Schmitz übernimmt Dienstag in Herne, Frank Petrozza heuert in Duisburg an.
Mit dem Begriff „Ära“ sollte man sparsam umgehen. In diesem Fall aber ist er berechtigt: Die „Ära Frank Petrozza“ am Herner Gysenberg ist beendet. Am Montagvormittag einigte sich der Herner EV mit dem 47-Jährigen, dessen Vertrag als Cheftrainer und Sportmanager der 1. Mannschaft mit sofortiger Wirkung aufzulösen.
Eine Trennung, die beide Seiten bedauern, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Während die für die Oberligamannschaft des HEV zuständige Gysenberghallen GmbH gern mit ihrem Erfolgstrainer weitergearbeitet hätte, störte Petrozza die Art und Weise, wie sein Ausstieg kommuniziert wurde. „Ich hätte mich bei der Pressekonferenz am Sonntag gern von Fans, Vorstand und dem gesamten Team offiziell verabschiedet und mich für die tolle Zeit in Herne bedankt. Aber ich wurde gebeten, das nicht zu tun, und diesen Wunsch habe ich respektiert“, sagt Petrozza hörbar aufgewühlt. „So wie es der Verein jetzt auf seiner Homepage darstellt, stehe ich als der Böse da. Aber ich habe mein Herz und Blut immer, bis zum letzten Wochenende, für Herne gegeben.“
Verein wollte erst Fakten abwarten
Das wird rund um den Gysenberg niemand bestreiten. Den an Petrozza herangetragenen Wunsch der Geschäftsführung, auf ein Statement nach dem Timmendorf-Spiel zu verzichten, erklärt HEV-Pressesprecher Klaus Picker so: „Die Vertragsauflösung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollzogen. Wir gingen zwar davon aus, dass dies am Montagmorgen passiert, aber es war noch kein Fakt.“ So verabschiedete sich der Italo-Kanadier am Sonntagabend lediglich von seiner Mannschaft. Ganz geheim blieb das aber dann doch nicht – durchaus zum Missfallen des Vereins.
Über die Gründe der jetzt vollzogenen Trennung gibt es hingegen keine zwei Meinungen. Bereits Anfang letzter Woche, so heißt es in der Pressemitteilung des HEV, habe der 47-Jährige um Vertragsauflösung gebeten, weil er zu einem anderen Verein in der Nachbarschaft wechseln wolle. Dem habe Jürgen Schubert, Geschäftsführer der Gysenberghallen GmbH, so kurzfristig nicht entsprechen können, weil bis zum Wochenende kein geeigneter Ersatz hätte gefunden werden können. Das aber ist inzwischen geschehen: Der 51-jährige Elmar Schmitz, aktuell Trainer der Krefelder DNL-Mannschaft und Sportobmann beim KEV, wird an diesem Dienstag dem Oberliga-Team vorgestellt und anschließend das Training leiten.
Schubert: Ich bin menschlich enttäuscht
Seinem scheidenden Banden-Chef schickt Schubert nicht nur warme Worte hinterher. „Ich bedanke mich für die Arbeit von Frank Petrozza, die er in den letzten gut fünf Jahren am Gysenberg geleistet hat. Ich bin allerdings menschlich sehr enttäuscht von Frank Petrozza“, wird Schubert in der Presseerklärung zitiert. „Er muss wohl schon mehrfach mit einem anderen Verein gesprochen haben. Deswegen sehen wir keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Damit, so Schubert weiter, sei die Angelegenheit für ihn abgehakt. Man hätte sich ein besseres Ende gewünscht, aber „Petrozza wollte unbedingt sofort wechseln und hat dieses Ansinnen in den letzten Tagen immer stärker intensiviert. Da waren wir gezwungen, einen Schlussstrich zu ziehen.“
Einen Schlussstrich, den auch Petrozza wollte, wenn auch etwas eleganter. Aus seinen Absichten nämlich macht der ehrgeizige Ex-Profi keinen Hehl. „Ich will meine Mannschaft und mich immer weiter entwickeln, ich will jedes Jahr besser werden. Aber das ist in Herne nicht mehr möglich“, nennt er seine Beweggründe. Dass er Kontakte nach Duisburg hat, wo Doug Irwin vor wenigen Wochen entlassen wurde, bestreitet er nicht. „Aber es gab auch viel Aufmerksamkeit von anderen Vereinen. Ich war zuletzt dreimal Trainer des Jahres, das weckt Interesse“, räumt Petrozza freimütig ein. Wann und wo er als Trainer wieder auftauche, wollte er nicht sagen. „Es ist nichts unterschrieben, und es ist auch nicht meine Sache, das öffentlich zu machen.“
Blick richtet sich nach vorne
Nun trennen sich also die Wege. Sicher spielt der bislang eher enttäuschende Saisonverlauf eine Rolle. Wo es in den letzten Jahren nicht nur, aber auch wegen Petrozza stetig aufwärts ging, ist jetzt Stagnation zu erkennen. Im Vorjahr Meister der Oberliga Nord, kämpfen die Gysenberger aktuell um einen Platz unter den besten Sieben und die vorzeitige Qualifikation für die Playoffs – eine Situation, die sicher auch den finanziellen Möglichkeiten geschuldet ist, den ehrgeizigen Petrozza aber nicht zufriedenstellen konnte.
So endet nun also eine Ära am Gysenberg. Dort richtet man den Blick gleich wieder nach vorne: „Es stehen noch sieben Spieltage bis Ende des Jahres in der Hauptrunde auf dem Spielplan. Dahin geht die ganze Konzentration“, gibt Jürgen Schubert die Marschrichtung vor.
Am Nachmittag kam dann, was zu erwarten war: Ligarivale Füchde Duisburg stellte auf seiner Homepage Frank Petrozza als neuen Trainer und Sportlichen Leiter vor.