Westfalia Herne entführt drei Punkte aus dem Parkstadion. Taktische Cleverness und robustes Zweikampfverhalten werden mit 2:0-Sieg belohnt.
FC Schalke 04 II U23 -
SC Westfalia Herne
0:2
Tore: 0:1 (21.) Carls (ET), 0:2 (75.) Klaas.
S04: Wieszolek (46.) Ahlers) - Bitter, Weber, Karakas, Carls - Dragon, Faletar (65. Grinbergs) - Budimbu, Ademoglu, Ciganiks - Alawie (74. Zahn).
SCW: Altin - Rößler, Temme, Teichmöller (27. Har), Mützel - Dzaferoski (69. Klaas) - Legat, Thier, Zaskoku - Kühn, Onucka (78. Demiroglu).
SR: Alexander Ernst.
Zuschauer: 499.
Auf Sympathiepunkte war der SC Westfalia auf Schalke nicht aus, umso heißer war er auf Oberligapunkte. Die holten sich die Herner, und das vollkommen verdient: Mit einer taktischen Meisterleistung, leidenschaftlichem Kampf und immenser Laufbereitschaft triumphierte der Aufsteiger im Parkstadion, düpierte die Schalker Jungprofis und hielt Anschluss zu den oberen Tabellenplätzen.
Es war der vielleicht beeindruckendste Sieg der Ära Knappmann, ein Sieg, der auch besonders gefeiert werden musste. An der Spitze seines gesamten Teams rannte der Trainer auf die gut hundertköpfige Herner Fankolonie zu, legte auf dem regennassen Rasen einen perfekten „Diver“ hin, klatschte alles ab, was sich ihm an Händen entgegenstreckte, drückte manchen Fan an seine breite Brust und ließ sich von Thorsten Legat einen dicken Schmatz auf die Stirn drücken. Das musste einfach sein nach diesem starken Auftritt.
Taktische Maßnahmen fruchten
Er sei bislang immer stolz auf seine Mannschaft gewesen, schnaufte Christian Knappmann anschließend durch, weil es noch in keiner Partie an Leidenschaft oder Mentalität gemangelt habe. „Aber was wir heute angeboten haben, war im taktischen Bereich auf einem völlig anderen Niveau“, lobte der glückliche Coach. „Wir haben ständig gewechselt, mal Angriffspressing gespielt, mal tiefer gepresst. Alles hat geklappt. Ich habe im gesamten Spiel keine klare Schalker Chance gesehen. Aus meiner Sicht haben wir hoch verdient gewonnen.“
Dem war kaum zu widersprechen. Denn die Herner taten genau das, was gegen eine mit schnellen, technisch gut ausgebildeten Fußballern gespickte U23-Truppe immer angesagt ist: Sie spielten „Männerfußball“. Kaum lief der Ball, zeigte Benjamin Teichmöller die Gangart an. Schalkes Muhamed Alawie spürte gleich beim ersten Zweikampf einen Schuh an seiner Achillessehne – und schon wusste der letztjährige Torschützenkönig der Regionalliga Südwest, dass er nicht beim Kindergeburtstag war. Ähnlich kernig und aggressiv, zumeist aber fair suchten die Herner auch danach die Zweikämpfe und entschieden sie meist auch für sich.
Den Schneid abgekauft
Damit kauften sie den Jungknappen den Schneid ab. Und die Herner beschränkten sich keineswegs auf die Defensive, im Gegenteil. Sie liefen hoch an, zwangen Schalke zu langen Schlägen, holten sich im Mittelfeld die „zweiten Bälle“ und kamen früh zu den ersten Abschlüssen, die jedoch noch harmlos blieben. Bis zur 21. Minute. Da ließ 04-Keeper Wieszolek einen Zaskoku-Eckball fallen, und aus dem Gewühl stocherte ihn Philipp Rößler mit Hilfe seines Gegenspielers über die Linie.
Das Führungstor spielte den Hernern weiter in die Karten. Sie machten weiter Druck und verlagerten das Spiel meist in die Schalker Hälfte. Knappmanns Maßnahme, das Mittelfeld mit drei laufstarken Spielern zu besetzen, hinter denen Dino Dzaferoski etwaige Löcher zulief, erwies sich als goldrichtig. Im Zentrum brannte nichts an.
Gefahr nur über die Außenbahnen
Über die Außenbahnen kamen die Knappen zwar mitunter durch, vor allem über rechts, wo Sebastian Mützel mit Budimbu und dem nachschiebenden Bitter oft zwei Schalker gegen sich hatte. Doch die Hereingaben und Flanken landeten im Nirwana oder bei den schnellen Herner Innenverteidigern. „Weil ich Tempo auf der letzten Linie brauchte, habe ich mit Teichmöller und Temme extra zwei Geschwindigkeitsspieler ins Zentrum gestellt“, verriet Knappmann.
Teichmöller musste zwar früh mit ausgekugelter Schulter auf die Bank, wo auch der angeschlagene Torjäger Ferati saß. Aber der für ihn eingewechselte Maurice Haar war sofort im Spiel und fegte mit eisernem Besen den Strafraum sauber.
Ende der ersten Hälfte geriet der SCW doch etwas unter Druck, ohne klare Chancen zuzulassen. Das laufintensive Spiel hatte Körner gekostet. So zogen sich die Gäste nach der Pause weiter zurück und setzten auf Konter. Schalke hatte nun viel Ballbesitz, aber kaum einen Abschluss. Gefährlicher blieb der SCW mit langen Bällen, die Maurice Kühn festmachte oder verlängerte. Das 0:2 aber resultierte erneut aus einem Standard. Nach schnell ausgeführtem Freistoß hatte Robin Klaas freie Schussbahn, und der gerade eingewechselte Mittelfeldmann traf voll ins Glück. Schalke war geschlagen.