In der kommenden Woche eröffnet Helmut Biermann die Billard-DMerstmals als Präsident. Der Herner führt seit Juli die DBU an.

Es ist gar nicht so leicht, einen Termin mit Helmut Biermann zu bekommen. An einem Vormittag hat der 62-Jährige aber dann doch Zeit für ein Gespräch, bevor er wieder auf Reisen geht. In der kommenden Woche führt es ihn dann nach Bad Wildungen zur Deutschen Meisterschaft. „Das ist ja mein Kind“, wie sie der Präsident der Deutschen Billard-Union bezeichnet.

Vom 4. bis 12. November finden im hessischen Kurort zum 13. Mal die nationalen Titelkämpfe in den Spielarten Karambol, Pool und Snooker statt. „Ich freue mich auf Bad Wildungen, zumal ich die DM erstmals als Präsident eröffnen darf“, sagt Helmut Biermann. Er war 2004 einer der Initiatoren, bevor die Meisterschaft 2005 dort erstmals ausgetragen wurde und seitdem immer dort ist – zweimal im Jahr mit der Jugend und den Erwachsenen.

Viel an der Basis unterwegs

Seit 15. Juli ist der Herner DBU-Präsident. Bereits vor zehn Jahren wurde er mal gewählt, nahm das Amt damals aber nicht an, aus Enttäuschung darüber, dass keine Einstimmigkeit für dringend erforderliche Umbauten in der Deutschen Billard-Union zu erreichen war. „In diesem Jahr war es aber anders. Es hat mich gestört, wie mein Vorgänger das Amt ausgeführt hat“, sagt Helmut Biermann, und ergänzt: „nach Gutsherrenart.“

Das soll nun anders werden. „Mein Vorgänger war vier Jahre nicht präsent. Ich bin dagegen ein bunter Hund. Mein Telefon steht nicht still“, sagt der Herner. „Es ist eine Aufbruchstimmung zu erkennen. Ich habe ein gutes Team um mich herum. Alles geht Hand in Hand. Es ist eine Mischung aus Erfahrung, Motivation und Begeisterung. Es macht Spaß. Wir haben schon ein paar gute Ergebnisse erzielt.“

Dabei wollte er eigentlich gar nicht Präsident werden. „Doch dann habe ich mich mit der Familie und Freunden zusammengesetzt, hab ein Team gebildet und bin dann zur Wahl angetreten“, sagt Helmut Biermann. Wenige Wochen vor der Wahl zum Präsidenten der DBU wurde er als Generalsekretär der Confédération Européenne de Billard, des europäischen Dachverbandes des Karambol-Billardsports, nicht wiedergewählt. Biermann: „Das war schon ein Fulltime-Job. Also was sollte ich auch mit der vielen freien Zeit machen?“

Helmut Biermann ist viel an der Basis unterwegs. Er ist seit vier Jahren im Vorruhestand und kann daher viele Termine wahrnehmen. „Ich habe den Job nach dem Job bewusst gewählt. Ich wollte was machen, das mich ausfüllt“, sagt er. „Aber es gibt natürlich noch einiges aufzuarbeiten. Die Landesverbände haben eine hohe Erwartungshaltung. Sie sehen mich fast als Heilsbringer. Und im kommenden Jahr sind wieder Wahlen.“

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Der 62-Jährige will das Amt natürlich länger ausüben, und nicht so wie seine Vorgänger. Biermann: „In zehn Jahren gab es sechs Präsidenten. Der Ruf der Deutschen Billard-Union ist schlecht. Auch bei den Mitgliedern. Daher müssen wir einiges aufpolieren.“ Bei der Deutschen Meisterschaft wird es schon ein paar Neuerungen geben. „Die auffälligste Änderung wird die Rückkehr zu würdigen Siegerehrungen sein und nicht abseits der Öffentlichkeit. Die Wertschätzung der Sportlerinnen und Sportler steht im Mittelpunkt.“

Nach der Meisterschaft gilt es, andere Probleme anzugehen, wie etwa den Mitgliederschwund aufzuhalten. Zudem sollen sich die bisherigen Mitglieder wieder mit der DBU identifizieren. Biermann: „Alle müssen Wertschätzung erhalten. Schließlich sind 95 Prozent der Mitglieder Hobbyspieler.“ Im Beitragssystem soll sich auch was ändern, ein neues Internetportal muss auch her.

Dass das mit Helmut Biermann funktionieren kann, ist keine Frage. Eingewöhnungszeit brauchte er keine. „Ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt und habe als Präsident gearbeitet. Aber ich hatte auch einen guten Lehrmeister. Wolfgang Rittmann wollte immer, dass ich sein Nachfolger werde. Jetzt ist es so gekommen.“ Der Anfang vergangenen Jahres verstorbene Funktionär war von 1982 bis 2002 Präsident der DBU und von 1988 bis zu seinem Tod Präsident der CEB.

Billardkarriere fing in der Kneipe der Eltern an

Eine Karriere im Billard war Helmut Biermann schon in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern hatten eine Kneipe, in der ein Billardtisch stand. Die Gaststätte „Haus Biermann“ an der Shamrockstraße, die sein Großvater 1905 eröffnet hatte, wurde 1990 zur Szenekneipe „Sonne“.

Mit 16 Jahren fing er mit dem Billardspielen an. Doch es dauerte nicht lange, bis er bei den Billardfreunden Herne sein erstes Amt übernahm. Mit 18 war er schon 1. Vorsitzender, mit 20 im Billardkreis Herne, Castrop-Rauxel, Recklinghausen Geschäftsführer. 1983 stand er als 28-Jähriger als Vorsitzender an der Spitze des Kreises.

Überregional waren die Qualitäten von Helmut Biermann aber auch gefragt. 1988 kam er in das Präsidium des damaligen Billard-Amateur-Verbandes Westfalen.

Helmut Biermann war bei der Europameisterschaft in Brandenburg ein gern gesehener Interviewpartner.
Helmut Biermann war bei der Europameisterschaft in Brandenburg ein gern gesehener Interviewpartner. © Billardmagazin Touch

Drei Jahre später wurde er Vizepräsident, nach weiteren sechs Jahren löste er seinen Lehrmeister Wolfgang Rittmann als Präsidenten des Billard-Verbandes Westfalen ab. Dieses Amt bekleidet er nun also seit 20 Jahren. Ein Jahr früher bereits war er Präsident des Billard-Verbandes Nordrhein-Westfalen geworden, des Verbandes, der die Landesverbände Westfalen, Niederrhein und Mittleres Rheinland zusammenfasst.

Auf nationaler Ebene war Helmut Biermann von 2003 bis 2007 Vizepräsident Sport der Deutschen Billard-Union, in Europa bei der Confédération Européenne de Billard von 2013 bis 2017 Generalsekretär. Seit 1988 ist er auch im Landessportbund Nordrhein-Westfalen aktiv und seit fünf Jahren einer der beiden Sprecher der Fachverbände in den Ständigen Konferenzen der Stadt- und Kreissportbünde und der Sportverbände.

Helmut Biermann ist 62 Jahre alt und im Vorruhestand, nachdem er 40 Jahre bei der Stadt Herne und zulett als städtischer Verwaltungsrat tätig war. Seine Hobbys sind Reisen und Lesen. Helmut Biermann: „Zu mehr hat es in all den Jahren nicht gereicht.“ Wenn man die lange Listen seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten sieht, eigentlich verständlich.