Westfalia Herne kehrt nach zwei Jahren zurück in die Oberliga Westfalen. Nach dem 2:1-Zittersieg in Brackel beginnt eine lange Zeit des Wartens.
- Der SC Westfalia Herne kehrt nach zweijähriger Abwesenheit zurück in die Oberliga Westfalen.
- Nach dem 2:1-Zittersieg in Brackel beginnt die Aufstiegsparty mit halbstündiger Verspätung
- Olper Sieg gegen Holzwickede macht Knappmann-Elf vorzeitig zum Meister
SV Brackel -
SC Westfalia Herne
1:2
Tore: 0:1 (46.) Ferati, 0:2 (56.) Onucka, 1:2 (57.) Sacher.
SVB: Graudejus - Kasper, Schwaß, Arslan, Severin - Sacher, Coleman (46. Gordon), Wettklo, Erdogan (80. Adler) - Wittchen (84. Basic), Sylla.
SCW: Königs - Rößler, Teichmöller, Kühn, Mützel - Temme, Onucka, Zaskoku - Klein (62. Maldea), Ferati (77. Streit), Steuke (70. Klaas).
SR: Philipp Dräger.
Trainer Christian Knappmann hatte den Mund ziemlich voll genommen, seine Mannschaft hat geliefert: Seit 17.16 Uhr an diesem sonnigen Mai-Sonntag ist der SC Westfalia Herne am Ziel und steht als verdienter Meister der Westfalenliga 2 und neuer Oberligist fest. Dass die erste spontane Party in Brackel einen eher bizarren Charme ausstrahlte, lag an seltsamen, von den Hernern nicht zu verantwortenden Umständen – Knappmann und seine Jungs werden es danach sicher noch richtig haben krachen lassen.
Als der unaufgeregt leitende Philipp Dräger um 16.48 Uhr eine Partie abpfeift, die in der Schlussphase einer Herner Abwehrschlacht gleicht, haben die Herner ihren Job erledigt – mit größter Mühe zwar und keineswegs meisterlich souverän, aber immerhin: Sie haben dem Druck standgehalten und einen starken, um den Klassenerhalt kämpfenden Gegner bezwungen. Kurz schreien die Jungs in Blau und Weiß ihre Erlösung heraus, bilden im Mittelkreis ein hüpfendes, johlendes Knäuel, klatschen ihre Fans ab – und dann beginnt das Warten.
Olpe dreht das Spiel gegen Holzwickede
Denn noch weiß niemand, ob es schon mehr als einen Sieg zu feiern gab. In Olpe nämlich war die Partie gegen SCW-Verfolger Holzwickede erst eine halbe Stunde später angepfiffen worden. „Steht 0:0, 70. Minute“, liefert Knappmann eine erste Info aus Olpe, wo Thorsten Sievert das Spiel verfolgt. „Aber egal. Wir lassen uns das nicht mehr nehmen, das machen wir klar. Spätestens Sonntag in Herne.“
Kurz darauf meldet sich Sievert erneut. Holzwickede hat getroffen, die Aufstiegsparty scheint vertagt, nach und nach verschwinden die Spieler Richtung Gästekabine in einer abseits gelegenen Turnhalle. Von dort plötzlich ein Aufschrei: Ausgleich in Olpe. Nichts wie hin zur Turnhalle. Dort, auf ein paar Quadratmetern zwischen Hecke und Hallentür, warten Mannschaft, Trainerteam und Betreuer auf den Abpfiff in Olpe. Endlich, um 17.16 Uhr, die Erlösung: 2:1 für Olpe, Schlusspfiff. 20, 25 junge Männer fallen jubelnd übereinander her, hauen markige Sprüche raus, Schweiß mischt sich mit Adrenalin und Testosteron. Und dann geht’s zurück auf den Platz, hin zu den 40, 50 Fans, die so lange ausgeharrt haben. Pascal Königs stimmt die Humba an – der Auftakt zur Herner Feierwoche ist gemacht.
Loch will Meisterfeier auf dem Rathausplatz
Wie die weiter geht, wird sich zeigen. „Ich versuche, eine Meisterfeier auf dem Rathausplatz zu organisieren, gerne zusammen mit Horsthausen“, verrät SCW-Vorsitzender Sascha Loch einen Wunsch, den er dem Oberbürgermeister vortragen werde. Vergleichsweise still ist ausgerechnet einer, der sonst der lauteste ist: Christian Knappmann, der Frontmann und Einpeitscher der Herner Aufstiegstruppe. „Jetzt wollen wir auch den Pokal. Also Jungs, fünfmal Training die Woche. Morgen 18 Uhr sehen wir uns“, scherzt er. Und kriegt von Marko Onucka gleich die passende Antwort. „Ohne mich. Kein einziges Mal komm ich“, sagt der Siegtorschütze.
Trainiert haben Onucka und Co. in den letzten elf Monaten auch genug. Meint sogar der Trainer. „Die Jungs haben unglaublich viel investiert, haben fünf-, sechsmal die Woche trainiert und alles umgesetzt, was ihr dicker Vorturner von ihnen verlangt hat. Ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft“, so Knappmann. „Es kann keinen verdienteren Meister geben als Westfalia Herne.“
Nie hatte ein anderer Verein mehr Punkte als Herne
Dem zu widersprechen, hieße die Fakten zu ignorieren. Zu keinem Zeitpunkt der gesamten Saison hatte eine Mannschaft mehr Punkte auf dem Konto als der SCW, an 27 von 30 Spieltagen war Herne Tabellenführer. Der selbsternannte Titelfavorit hat großen Worten große Taten folgen lassen.
Dass es auf dem Platz nicht immer nach Oberliga aussah, dass es auch in Brackel nach einer zähen ersten Hälfte, einem Herner Doppelschlag zu Beginn der zweiten und dem direkten Anschlusstreffer noch eine Zitterpartie wurde, geschenkt. Das weiß auch Knappmann, daran wird er arbeiten. Später. Denn jetzt ist nicht die Zeit zu arbeiten, jetzt ist die Zeit zu feiern.