Michael Stewart und Ute Wachs sind internationale Schiedsrichter und haben gerade die Billard-EM in Brandenburg hinter sich.
Geschafft! Zehn anstrengende Tage sind vorbei. Michael Stewart freut sich wieder auf sein Zuhause. Der Billardspieler der BG Grün-Weiß Friedrich der Große Herne ging fast anderthalb Wochen seinem Lieblingshobby nach. John Michael Arthur Henry Stewart, wie er genau heißt, war als Schiedsrichter bei der Karambol-Europameisterschaft in Brandenburg an der Havel im Einsatz.
Die drittgrößte Stadt im Land Brandenburg war zum mittlerweile dritten Mal Austragungsort der kontinentalen Wettkämpfe in der ältesten Billard-Disziplin.
Und nach 2013 und 2015 war auch Michael Stewart zum dritten Mal bei dem Großevent im Stahlpalast als Schiedsrichter im Einsatz. Dabei wurde der 65-Jährige erst spät offizieller Schiedsrichter.
Zwar spielt Michael Stewart schon seit 40 Jahren Billard, doch erst seit 15 Jahren aktiv im Verein. Mit vier Kumpels spielte er zuvor regelmäßig in diversen Kneipen Billard. „Billard war interessanter als Skat“, sagt Michael Stewart. Freitag war ihr Tag. Für sie galt: „Freitag entschuldigt nur der Tod“, wie er sagt. Alle vier wurden irgendwann dann auch Mitglied bei Friedrich der Große Herne, weil es kaum noch Gaststätten mit Karambolbillardtischen gab. Im Verein trainierten sie dann aber auch an anderen Tagen.
2006 zum Zuschauen bei der DM in Bad Wildungen
Ebenso wie zum aktiven Billardspielen kam Michael Stewart auch erst spät zum Schiedsrichtern. 2006 fuhr er mit Vereinskollegen nach Bad Wildungen zur Deutschen Meisterschaft – zum Gucken. „Aber das hat mich begeistert. Ich wollte bei einer DM auch mal als Schiedsrichter dabei sein“, so Stewart.
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Ein Jahr später nahm er mit drei anderen FdG-Spielern an einem Schiedsrichter-Lehrgang des Billard-Verbandes Westfalen teil. Nach einem Tag Theorie und einem Tag Praxis und Prüfung hatte er den Lehrgang bestanden. Und seine Bewertung war so gut, dass er bereits zur nächsten Deutschen Jugendmeisterschaft eine Einladung erhielt. Und seither hat er keine nationale Meisterschaft bei der Jugend und bei den Erwachsenen verpasst.
Michael Stewart hat sich seit dieser Zeit zu den besten deutschen Schiedsrichtern entwickelt. Das blieb den Verantwortlichen der Verbände und Vereine nicht verborgen. 2009 fand in Herten die Europameisterschaft Cadre 47/2 statt. Zusammen mit Bernd Hasler und Ute Wachs von FdG Herne wurde er vom Ausrichter BC Grüner Tisch Buer als Schiedsrichter eingeladen. Sie meisterten ihre Spiele mit Bravour, und Michael Stewart und Ute Wachs leiteten dann sogar das Endspiel.
Die Cadre-Disziplinen wurden auch zu den Lieblingsdisziplinen von Michael Stewart. „In diesem Spiel hat man die meiste Abwechslung und ist mehr in Bewegung als in der Freien Partie. Man sieht auch mehr Technik bei den Spielern“, sagt er. „Dreiband schiedse ich nicht so gerne, aber hochklassiges Dreiband schon.“
2014 hat Michael Stewart die CEB-Lizenz erhalten
Auch wenn er schon 65 Jahre alt ist, will er noch einiges als Schiedsrichter lernen. „Ich will natürlich immer auf dem aktuellen Stand bleiben. Zudem interessiert mich auch 5-Kegel und Artistik“, sagt Michael Stewart. Seine Stärken sieht er in seiner lauten und deutlichen Aussprache. „Zudem kann ich mich sehr gut konzentrieren. Und ich will nie den Spieler stören, aber das Spiel weiter im Blick haben. Auch eine getroffene Entscheidung kann ich klar verteidigen.“
Internationaler Schiedsrichter wurde Michael Stewart übrigens erst im Jahr 2014 und erhielt die Lizenz des europäischen Billard-Verbandes CEB. Bei der Dreiband-Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften in Viersen wurde er aber schon seit 2013 jedes Jahr eingesetzt. In diesem Jahr wurde er nun auch in Korea bekannt. Er leitete das Endspiel zwischen dem neuen Weltmeister Korea und Belgien, das wie alle koreanischen Spiele dort live im TV übertragen wurde und nicht nur wie in den vergangenen Jahren im Internet bei kozoom.com. Stewart: „Ich hatte insgesamt drei Spiele der Koreaner. In Brandenburg haben mich die koreanischen Kozoom-Mitarbeiter gleich wieder erkannt.“ Sein Vorteil ist: Er hat ein markantes Gesicht mit einem Schnäuzer. „Und der wird auch immer bleiben.“
>> Ute Wachs ist eine Dreiband-Spezialistin
Wenn Michael Stewart bei Meisterschaften als Schiedsrichter auftaucht, ist Ute Wachs meist auch dabei. Die 57-Jährige hat wie ihr Kollege vor zehn Jahren einen Schiedsrichter-Lehrgang besucht und ist Unparteiische bei großen Turnieren.
Auf sich aufmerksam gemacht hat sie 2009 bei der Europameisterschaft Cadre 71/2 in Herten im Glashaus, als sie zusammen mit Michael Stewart das Endspiel leitete, das der Spanier Esteve Mata gegen den Tschechen Marek Faus nach Verlängerung gewann.
Danach war sie bei allen drei Europameisterschaften in Brandenburg 2013, 2015 und in diesem Jahr dabei.
An die Meisterschaft im Stahlpalast wird sie sich gerne erinnern. „Ich hatte auf dem Matchbillard einmal das deutsche Team mit Martin Horn und Ronny Lindemann und einmal die Griechen geschiedst“, sagt Ute Wachs. „Und natürlich auch Frédéric Caudron.“ Das war aber am Turnierbillard mit seinem Klubteam aus Belgien. Da gewann Caudron das Halbfinale gegen Eddy Merckx mit 40:11 in nur sechs Aufnahmen. Doch auch ein Endspiel durfte sie leiten. Sie erlebte live und aus direkter Nähe den Sieg des Spaniers Carlos Anguita im Dreiband der U21 auf dem Matchbillard gegen den früheren Junioren-Weltmeister Adrien Tachoire aus Frankreich.
Zunächst mit dem Poolbillard angefangen
Vor vielen Jahren hat Ute Wachs allerdings mit dem Poolbillard angefangen. Beim BC Wanne-Ost hat sie dann zum ersten Mal Karambol gesehen. „Das sieht ja einfach aus“, sagte sie sich und nahm 1988 dann auch selbst ein Queue in die Hand. Später spielte sie auch bei Sportfreunde Wanne, bei Friedrich der Große Herne und seit einigen Jahren nun beim BC Herne-Stamm.
Ihre Lieblingsdisziplin ist seit jeher Dreiband, auch wenn sie als einzige deutsche Schiedsrichterin, die eine internationale Lizenz der Confédération Européenne de Billard besitzt, die anderen Disziplinen wie Freie Partie, Einband oder Cadre ebenso beherrscht. Wenn es ihre Arbeit erlaubt und sie Urlaub bekommt, ist sie bei jeder großen Meisterschaft dabei. „Nur zweimal habe ich für die Jugend keinen Urlaub bekommen“, sagt Ute Wachs. „Aber im Herbst bei der Deutschen Meisterschaft bin ich wieder dabei.“