Mats Grzesinski spielt für Nettelstedt in der A-Jugend-Bundesliga hofft auf die Teilnahme an der U17-EM im Beachhandball.

Unerschrocken stürzen sie sich den Bällen entgegen. Man könnte fast meinen, Handball-Torhüter müssen auf jeden Fall verrückt sein, um sich immer wieder absichtlich aus kürzester Distanz abwerfen zu lassen. Verrückt oder aufgekratzt wirkt Mats Grzesinski aber überhaupt nicht, eher ein wenig schüchtern. Der gebürtige Herner nahm in Witten am Sichtungslehrgang des Beachhandball-Nationalteams teil, hofft auf die Teilnahme an der U17-Europameisterschaft in Zagreb – und träumt von einer großen Karriere zwischen den Pfosten.

Mats Grzesinski hat sich hohe Ziele als Handball-Torhüter gesteckt.
Mats Grzesinski hat sich hohe Ziele als Handball-Torhüter gesteckt. © Thomas Nitsche

„Mein Ziel ist es, später in der 1. Bundesliga zu spielen. Ich denke, ich bringe gute Voraussetzungen mit“, sagt der 16-Jährige selbstbewusst. Grezesinski ist groß, hat gute Reflexe und eine schnelle Auffassungsgabe. Wenn sich der hochgewachsene Herner breit macht und seine Arme ausfährt, wird das Tor hinter ihm für seine Gegenspieler plötzlich ganz klein. Den Ball an ihm vorbeizubringen wird dann schwer.

Davon konnten sich seine Mitstreiter im Wittener Sand selbst überzeugen – sie scheiterten reihenweise. „Mats hält gut, er hat Fortschritte gemacht“, ist auch Konrad Bansa, U17-Beachtrainer, zufrieden mit der Leistung, sein Schützling im ersten von zwei Sichtungslehrgängen zeigte. Im vergangenen Jahr, als die Jugend-Beachhandballer bei der EM in Portugal Sechster wurden, stand der 16-Jährige nicht im Kader, diesmal sieht es ganz gut aus.

U17-EM-Teilnahme wäre für Grzesinski ein Traum

„Die Teilnahme wäre schon ein kleiner Traum“, sagt er. Geht der in Erfüllung, darf Grzesinski vom 16. bis zum 18. Juni in der Hauptstadt Kroatiens zeigen, was er so drauf hat. Denn das Spiel im Sand stellt an die Torleute noch einmal besondere Anforderungen. „Man ist im Vergleich zur Halle immer im Geschehen, die Distanzen sind kürzer, Würfe aus der Drehung können schon einmal unkontrolliert in Richtung Kopf fliegen“, erklärt Jugend-Nationaltrainer Bansa.

Wie kommt man also dazu, sich dem freiwillig auszusetzen? „Mein Bruder hat mich früher ins Tor geschickt. So hat das seinen Lauf genommen“, flachst Grzesinski, der in Herne geboren ist und bei Teutonia Riemke in Bochum erstmals Handball-Luft schnupperte. Mit dem HC Westfalia Herne gelang schließlich der Aufstieg in die Oberliga. „Da war ich zwölf“, sagt das Torwarttalent, auf das schließlich die Handball-Akademie der JSG NSM-Nettelstedt aufmerksam wurde.

Zehn Trainingseinheiten pro Woche

Seit August 2016 wohnt Grzesinski in Ostwestfalen in einer Wohngemeinschaft und spielt mit den A-Junioren des amtierenden Zweitliga-Spitzenreiters TuS Nettelstedt-Lübbecke in der Jugend-Bundesliga. Die Tage des 16-jährigen Ausnahmetalents sind streng getaktet: Zwei Stunden Training, danach zwei Schulstunden, dann Torwart-Training und die Übungseinheit mit der Mannschaft. Insgesamt zehn Trainingseinheiten stehen pro Woche auf dem Plan. „Viel Zeit bleibt da nicht. Höchstens für Wäschewaschen, Kochen, Einkaufen und Lernen“, verrät der Schüler, der die wenigen freien Wochenenden bei seinen Eltern in Herne verbringt. Dort lässt er ihn kurz hinter sich, den Alltag, der schon bald heißen könnte: DKB Handball-Bundesliga.