Angeführt vom überragenden Niclas Maiwald zerlegt der SV Wanne 11 den Favoriten SC Westfaliain seine Einzelteile und triumphiert vor knapp 600 Zuschauern auch in der Höhe verdient mit 6:1.

SV Wanne 11 -
SC Westfalia Herne 6:1

Tore: 1:0 Kather (5.), 2:0 Maiwald (30.), 3:0 Maiwald (47.), 3:1 Ferati (52.),
4:1 Atmaci (59.), 5:1 Maiwald (60.),
6:1 Maiwald (81.).
SV 11: Ratsch - Närdemann, Reimann, Adamek, M. Kaya - E. Kaya, Lux (77. Liebel) - Kather, Atmaci, Oberc (32. Köhler) - Maiwald (83. Gottsheim).
SCW: Carpentier - Klaas (29. Kusakci), Rieker, Horneffer, Mützel - Streit, Zaskoku - Gumpert, Ferati, Yavuz (29. E. Kaya/46. Mumcu) - Onucka.
Rote Karte: Horneffer (43./Notbremse).

„Es knallt unterm Mond“ hatte der SV Wanne sein Kreispokalspiel gegen Westfalia Herne beworben. Das Spiel hielt doppelt, was der Slogan versprach. Wortwörtlich, denn nach einem Böllerwurf stand das Spiel einige bange Minuten lang vor dem Abbruch. Da war gerade das 5:1 für die Elfer gefallen und das war der viel lautere, sportliche Knall: Nach 90 Minuten stand es 6:1 für Wanne 11 gegen Westfalia Herne.

Sechs zu eins. Sechs. Zu. Eins.

Und das in der Höhe mehr als verdient, der SCW kam sogar noch einigermaßen glimpflich davon. Während jeder Einzelne der 14 eingesetzten Blau-Weißen eine Partie zum Vergessen ablieferte, machten die Elfer das Spiel ihres Lebens.

Maiwald und Ersan Kaya überragen

Ersan Kaya zum Beispiel, der 40-Jährige aus dem B-Liga-Team des SV. Aufgrund des Personalmangels durfte er für die Erste ran, Trainer Heermann nominierte ihn ins defensive Mittelfeld, wo er die regionalligaerprobten Onuckas, Feratis und Zaskokus einfach ausschaltete. Oder Niclas Maiwald. Mit dem Ball am Fuß und hohem Tempo nicht zu stoppen, ließ er immer wieder vier, fünf, sechs Verteidiger stehen, war mit vier Toren Mann des Abends – und ließ noch dicke Chancen aus.

„Schockiert“ äußerte sich Westfalia-Trainer Christian Knappmann: „Wir waren individualtaktisch um Längen schlechter als jeder einzelne Wanner.“ Sein Gegenüber Tom Heermann dagegen hatte verständlicherweise nur Lob: „Wir hatten die richtige Taktik und die richtige Körpersprache. Einfach eine überragende Mannschaftsleistung.“

Vor mehr als 550 zahlenden Zuschauern hätte der Wanner Pokalabend nicht besser losgehen können: 5. Minute, Foul an Atmaci, Freistoß von links auf den langen Pfosten, Kopfballablage – Luca Kather setzt die Kugel volley aus 15 Metern unter die Latte, Traumtor, 1:0.

Lux aus der Distanz nach schönem Maiwald-Solo (7.), Maiwald per Freistoß (12.), Maiwald nach tollem Sololauf und Oberc im Nachschuss (18.) scheiterten an Carpentier, dazu titschte ein Maiwald-Schlenzer auf die Latte (27.).

Auf der anderen Seite probierte es Ferati zweimal aus der Distanz, Ratsch und der Pfosten verhinderten den Ausgleich. Davon abgesehen war Westfalias Offensive ein Totalausfall. Null Strafraumpräsenz, kein Freilaufen, nichts. Im Zentrum war nur der SV: Sobald Schwarz Druck aufbaute, machte der SCW Fehler. Wanne schaltete schnell über Maiwald und Atmaci um, bekam Konter- und Freistoßchancen.

SCW-Trainer Knappmann tobte an der Bande, wechselte nach 30 Minuten doppelt. Eine Minute danach setzte Maiwald abermals zum Dribbling an, vierzig Meter diagonal, von links nach rechts, Haken, Abschluss, Innenpfosten, Tor. Im nächsten Versuch schoss Maiwald aus spitzem Winkel drüber (39.), drei Minuten später räumte ihn Horneffer am Sechzehner ab. Notbremse, Rot. Dann 15 Minuten Pause. Für Herne Zeit, sich zu sammeln, über das Erlebte nachzudenken.

Welche Schlüsse der SCW in der Halbzeit auch gezogen haben mag – es waren die falschen. 70 Sekunden nach Wiederanpfiff reichte ein Doppelpass von Maiwald mit dem aus der Zweiten hochgezogenen Dustin Köhler, um die Defensive auszuhebeln und auf 3:0 zu stellen. Alles klar? Westfalia bäumte sich kurz auf, Ferati trat einen Freistoß auf die Latte (49.), den nächsten in den Knick (52.). Nochmal Spannung?

Ferati macht nur den Ehrentreffer

Nein. Die Raben waren im Rausch. Atmaci nach Traumkombination über Maiwald und Köhler sowie Maiwald nach einem Carpentier-Fehlpass erhöhten auf den sagenhaften 5:1-Zwischenstand (60.).

Doch als der Ball einschlug, knallte es laut, ein Böller war direkt hinter der SCW-Bank explodiert. Einige Blaue verließen den Platz, fast zehn Minuten war das Spiel unterbrochen – bis es nach aufgeregten Diskussionen endlich weiterging.

Das Spiel war natürlich längst entschieden, Maiwald durfte noch seine Nummer vier nachlegen, bevor er das Feld unter tosendem Applaus verließ. Die Elfer ließen nun locker, Westfalia spielte zur Schadensbegrenzung die Uhr bis zum ersehnten Schlusspfiff runter – um dann schließlich ganz ohne Knall, sondern schnell und lautlos von der Hauptstraße zu verschwinden.