Die U17-Basketballerinnen des Herner TC gehen als Titelverteidiger in die neue Bundesliga-Saison. Drfolgscoach Mario Zurkowski muss sein Team dafür fast komplett neu aufbauen.

Es war ein Erdbeben, das die WNBL im Frühjahr erschütterte: Mit einem überraschend deutlichen 74:43 gegen Hauptrundensieger TSV Hagen 1860 zogen die Außenseiter vom Herner TC zunächst ins Finale der Gruppe Nord ein und gewannen dieses genau wie Halbfinale und Endspiel beim Top 4 um die Deutsche Meisterschaft – die U17-Mädchen des Herner TC waren Deutscher Meister.

Fünfeinhalb Monate danach beginnt nun die neue Saison der WNBL – rein vom Papier her sind die Hernerinnen nun die Gejagten. Dabei ist in Herne vor dem Saisonstart so ziemlich alles ein Thema – nur nicht die Titelverteidigung. HTC-Coach Mario Zurkowski verlängerte im Sommer seinen Vertrag, verbunden mit dem Auftrag zum Neuaufbau. Ohne Anna Lappenküper und Mali Sola, die nun auch vom Alter her endgültig im Seniorenbereich angekommen sind, dafür mit einigen neuen Gesichtern.

Teamgeist steht über allem

„Die Mannschaft wurde im Sommer komplett umgebaut“, schildert Zurkowski, „sechs Spielerinnen aus der vergangenen Saison sind nur dabei.“ Er leitet jetzt ein sehr junges Team, nur drei Spielerinnen gehören zum Altjahrgang 1999 – der Rest ist 2000 oder sogar 2001 geboren, letztere wären sogar für die U15 spielberechtigt. „Es ist ohne Zweifel sehr viel Talent in der Mannschaft vorhanden“, zieht Zurkowski erste Schlüsse aus der Vorbereitung, „aber es fehlen die richtige Härte und Abgeklärtheit. Das ist aber ganz normal, daran arbeiten wir.“

Zurkowskis Aufgaben dürften sich allerdings im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich anders gestalten: Hatte er zuletzt einen eingespielten und eingeschworenen Haufen unter sich, der größtenteils schon lange zusammenspielte, geht es nun mehr um Grundlagen. Teambuilding ist angesagt – sowohl neben als auch auf der Platte. Wie wichtig das ist, hat die vergangene Spielzeit gezeigt: Vor allem dank der überragenden Teamchemie konnte der HTC viele Ausfälle, unter anderem von Lappenküper und Sola, kompensieren und schließlich überraschend die Meisterschaft gewinnen. „Das war ausschlaggebend“, erinnert sich Zurkowski, „die Erfahrung zeigt: Teamgeist steht über allem.“

Neben dem eigenen Nachwuchs muss Zurkowski nun vor allem externe Neuzugänge integrieren: Spielerinnen aus Recklinghausen oder Bochum sind längst dabei, nun kommen auch Neuzugänge aus Velbert, Dorsten und Wuppertal hinzu. Für Zurkowski ein starkes Signal, dass beim HTC vieles richtig gemacht wird: „Das zeugt auf jeden Fall von Qualität. Jugendarbeit ist gerade für einen Bundesligaverein die komplette Basis. Und die Reputation eines Vereins definiert sich nicht nur über die erste Mannschaft – da sind wir gut aufgestellt.“

Wie wichtig die U17 für den HTC ist, hat Zurkowski im Sommer zu spüren bekommen: Ursprünglich wollte er nur ein Jahr Mädchen trainieren, danach zurück in den Männerbereich wechseln. Dann kam der Titel-Run – und eigentlich auch der Abschied vom Trainer. Aber: „Man merkt, dass die U17 dem Vorstand sehr am Herzen liegt. So wie der Verein sich bemüht hat, mich zu halten, hatte ich keine Alternative.“

Bundesligateam als Zugpferd

Kein Wunder: Die WNBL-Mannschaft ist ein Versprechen für die Zukunft des HTC. Ein oder zwei Spielerinnen pro Jahrgang sollen es ins Bundesligateam schaffen, unter erschwerten Bedingungen: „Viele Teams in der Liga haben Leistungszentren mit Internat. Die Tendenz ist, dass sich die WNBL-Mannschaften auch aus Osteuropa extrem verstärken, das Niveau der Liga wird deutlich angehoben.“ Dass es anders geht, will Zurkowski mit dem HTC zeigen: „Was Herne hier geschafft hat, ist besonders gemessen an den Möglichkeiten klasse.“ Vor das in Herne immer wieder gelobte Umfeld ist für junge Spielerinnen ausschlaggebend, zum HTC zu kommen. Ebenso die Trainerpositionen – auch Marek Piotrowski und das Bundesligateam spielen eine große Rolle: „Die DBBL-Mannschaft ist das Zugpferd des Vereins“, erklärt Zurkowski. „Oberhausen hat kein WNBL-Team mehr in NRW gibt es jetzt noch uns, Hagen und Neuss. Wir gehören zur deutschen Spitze, Jugend und Senioren sind eng verzahnt, die erste Mannschaft trainiert immer nach uns.“ Das sei ein wichtiges Zeichen: „Wir spielen nicht nur Nachwuchs-Bundesliga – wir sind auch Bundesliga-Nachwuchs.“