Sprockhövel. .

Das war ein Ding: Die TSG Sprockhövel trotze dem Zweitligisten VfL Bochum bei der Einweihung des neuen Kunstrasens nicht nur ein 1:2, sie hätte fast sogar noch mehr Tore erzielt.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Der VfL hatte in den Tagen zuvor den VfB Hüls, einen Ligagegner der Sprockhöveler, mit 10:0 abgeschossen. „Zwei Mal hat der Bochumer Torwart sensationell gehalten“, sagte Sprockhövels Trainer Lothar Huber kopfschüttelnd und fast ein bisschen ungläubig über die Paraden, mit denen VfL-Torhüter Michael Esser seine Mannschaft beim Stand für 2:0 für den Favoriten nach einer Stunde Spielzeit vor einem Sprockhöveler Treffer gerettet hatte. Der fiel dann trotzdem. Emre Yesilova, der nach seiner Einwechselung viele starke Aktionen hatte, krönte seinen Sprint nach 74 Minuten mit dem Anschlusstreffer.

Die gesamte Mannschaft der TSG lieferte gegen den VfL eine ganz starke Partie ab, zu lange darauf ausruhen sollte sie sich darauf allerdings nicht. „Heute und morgen genießen wir das noch“, sagte Lothar Huber. „Aber ab Donnerstag konzentrieren wir uns voll auf Gütersloh.“ Am Sonntag steht für die TSG schon das nächste Meisterschaftsspiel an. „Ich hoffe, dieses Spiel hat den Jungs Selbstvertrauen gegeben.“

Viele Stammkräfte beim VfL dabei

Trotz des knappen Ergebnisses blamierte sich der Bundesligist im Baumhof nicht. Ob Florian Jungwirth, Torschütze Richard Sukuta-Pasu, Piotr Cwielong, Christian Tiffert oder der ehemalige Sprockhöveler Mirkan Aydin – es standen viele Profis auf dem Platz, die auch in der Liga Anspruch auf eine Stelle in der Startelf haben. Und vor allem in der ersten Hälfte war auch zu sehen, dass die Bochumer wollten. Zum Beispiel in den hitzigen Zweikämpfen, die sich Jungwirth mit Sprockhövels Alexander Meister lieferte. Bis zum Strafraum der Huber-Elf lief der Ball auch gut. Wollte man dem Bundesligisten einen Vorwurf machen, dann müsste das der sein, sich zu wenig Chancen erspielt zu haben.

Auch VfL-Fan Marvin Bruckmann (20) aus Hattingen sah das so: „Bochum war dominierend, aber nicht zwingend. Da ist noch Luft nach oben. Die TSG spielt für einen Oberligisten nicht schlecht.“ Klaus Eckner (61) aus Sprockhövel hatte die Mannschaft seines Heimatortes begeistert. „Insbesondere die Defensivleistung war gut. Der Klassenunterschied war in vielen Situationen nicht erkennbar.“

Neururer mit Augenzwinkern

Obwohl ihn das Gegentor durch Yesilova ärgerte, gab sich VfL-Trainer Peter Neururer nach dem Spiel gut gelaunt. Eine „schöne Sache“ sei der Auftritt in Sprockhövel aus „bewegungstherapeutischer“ Sicht für die Nachwuchsleute des VfL gewesen, so Neururer mit einem Augenzwinkern.

Man erinnere sich als Kontrast zum Spiel am Dienstag an 2010, als die TSG den VfL am Hattinger Wildhagen auf Naturrasen empfing und 4:0 verlor: Trotz ihres höheren Sieges waren die Profis damals schwächer. Der damalige Bochumer Trainer Friedhelm Funkel kritisierte nach dem Spiel lieber den Zustand des Rasens, der wirklich nicht gut war, als dass er Kritik an seiner Mannschaft äußerte oder ein nettes Wort für den Gastgeber fand. Auch unter den anwesenden VfL-Anhängern fand das damals nicht jeder gerechtfertigt.

Dieses Spiel hatte also eigentlich mehrere Gewinner: Die TSG, die mit der offiziellen Zuschauer-Zahl von 1000 zufrieden war und ein Spektakel präsentieren konnte. Das Publikum, das eine aufregende zweite Halbzeit sah. Den VfL Bochum, der sich als angenehmerer Gast seines Kooperationspartners als 2010 zeigte. Und natürlich die Sprockhöveler Spieler. Welcher Oberliga-Kicker kann schon behaupten, seine Mannschaft habe gegen ein Profiteam ein Tor erzielt und nur mit einem Treffer Unterschied verloren?