Berlin/Hattingen.

74 244 Zuschauer pilgerten am Montagabend ins Berliner Olympia-Stadion, um das Stadt-Derby Hertha BSC gegen Union zu sehen. Nicht auf den Rängen, aber an der Seitenlinie stand ein Hattinger – nämlich Uwe Neuhaus (53), der die „Eisernen“ schon seit fünfeinhalb Jahren trainiert und damit dienstältester Zweitliga-Trainer ist.

Union stand kurz vor dem Sieg, führte gegen die Hertha mit 2:0, musste dann aber doch noch zwei Gegentore hinnehmen. „Natürlich habe ich mir als Hattinger das Spiel im Fernsehen angeschaut. Es war ja auch ein Hattinger beteiligt“, sagt Ex-Trainer Hansi Wagner, der in der heimischen Sportszene auch ein bekannter Mann ist und Uwe Neuhaus natürlich kennt. „Wir haben uns auch einmal in Kaiserau getroffen, als ich auf einem Trainer-Lehrgang war“, sagt Wagner. „Sein Trainer war ich aber nicht. Als ich von der SG Welper zum VfL Winz-Baak kam, war Uwe Neuhaus schon weg“, erinnert sich Wagner an aufregende Hattinger Fußball-Zeiten.

Neuhaus, der zuvor für den TuS Hattingen gespielt hatte, wechselte 1982 zum Oberligisten SpVgg Erkenschwick. Und das war auch so eine Geschichte, wie sie nur der Fußball erzählt. „Man sagt immer, dass die Erkenschwicker damals gekommen seien, um Uwe Weiß und Eumel Modest zu beobachten“, sagt Hansi Wagner. „Und den Uwe Neuhaus haben sie dann mitgenommen.“

Neuhaus selbst ist die Entscheidung damals nicht leicht gefallen. Er habe überlegt, Berufssoldat zu werden, sagte er jetzt gegenüber dem Fachmagazin Kicker. Der gelernte Elektriker hatte bei der Bundeswehr bereits vier Jahre lang Hubschrauber repariert. Letztlich entschied er sich aber für den Fußball. „Sonst“, so Neuhaus im Kicker, „wäre ich heute vielleicht in Afghanistan, da fliegen diese Dinger ja jetzt.“

Uwe Neuhaus hat wohl die richtige Entscheidung getroffen, doch der Weg in den Profi-Fußball war noch ein weiter. Zwei Jahre lang spielte er für die Stimberg-Elf, ehe ihn der Weg über Rot-Weiss Essen und BVL 08 Remscheid zur SG Wattenscheid 09 führte.

Da wurde er unter Trainer Hannes Bongartz zum Bundesliga-Spieler – mit 30 Jahren. Kein anderer Trainer habe ihn so geprägt wie Bongartz“, sagte Neuhaus im Kicker. 105 Bundesliga-Spiele bestritt er dann für die 09er und belegt damit in der ewigen Rekordliste der heimischen Bundesligaspieler Platz zwei - hinter Wolfgang Scheid, der für Rot-Weiß Oberhausen 106 Mal das Tor hütete. Doch die Konkurrenz hat er im Nacken. Denn Lukas Schmitz (24) kommt inzwischen auch schon auf 93 Einsätze für Schalke 04 und Werder Bremen.