Hattingen.

Der Alltag hat ihn wieder. Tobias Pollap, der 26-jährige Hattinger Paralympics-Teilnehmer, ist schon eine Weile wieder zu Hause. Die Eindrücke aus London werden ihn nicht so schnell loslassen – aber er schaut auch schon in die Zukunft. Auf Olympia in Brasilien.

Aber London bewegt ihn halt immer noch. „Das absolute Highlight war das olympische Feuer“, sagt Tobias Pollap. Er konnte sowohl bei der Eröffnungs- als auch bei der Abschlussfeier dabei sein, hielt alles mit der Handy-Kamera fest. „Unser Team war mit der blauen und pinken Bekleidung sicher eine der auffälligsten Mannschaften“, sagt Pollap.

Vor ein paar Jahren, als er als Schwimmer mit einer sogenannten Hemiparese, einer halbseitigen Lähmung, noch bei den nichtbehinderten Schwimmern mitmachte, habe er sich gar nicht vorstellen können, jemals bei den Olympia dabei zu sein. Und nun in London schwamm er vor siebzehntausend Menschen, hatte an den ersten beiden Tagen eine riesige Gänsehaut beim Betreten der Halle. „Wir haben uns wie Rockstars gefühlt“, lacht er.

Am ersten Tag war der Student, der erst knapp vor seiner Abreise die Bachelorarbeit abgab, noch zu nervös. „Über 50 Meter Delfin bin ich zu schnell angegangen, habe zu viel Kraft verbraucht, die dann auf den letzten Metern fehlte.“ Danach aber lieferte Pollap eine persönliche Bestzeit nach der anderen ab, war sowohl im Finale über 50 Meter Freistil als auch über 200 Meter Lagen. Über 100 Meter Brust verpasste er die Finalteilnahme nur um zwei Hundertstel.

Die Öffentlichkeitsarbeit für die Paralympics ist nach Tobias Pollaps Meinung weit vorangeschritten. Zwar sind die Paraolympioniken nur alle vier Jahre wirklich präsent in den Medien, doch ein Aufwärtstrend war auch in der Berichterstattung im deutschen Fernsehen zu erkennen. Das ARD-Team vor Ort entdeckte in ihm einen angenehmen Interviewpartner, hatte ihn praktisch jeden Tag vor der Kamera. Aber genau während der Live-Übertragung des Finallaufes, bei dem sich zu Hause neben Freundin Nadine noch 14 andere Freunde und Verwandte vor dem elterlichen Fernseher in Hattingen versammelt hatten, gab es technische Probleme. Trotzdem war die Unterstützung aus der Heimat für Pollap überwältigend. Die Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, in der ihn seine Freunde bejubeln, wird er wohl so schnell nicht löschen.

Tobias Pollap stapelt ein bisschen tief: „Mein Ziel, den sechsten Platz, habe ich ja nicht erreicht. Aber Achtbester der Welt zu werden, ist nicht schlimm. Meine Konkurrenten nehmen mich jetzt wahr. Ich kenne mein Potenzial. Das war jetzt noch nicht das Ende“, verspricht er.

Bis Olympia 2016 in Rio de Janeiro macht Pollap auf jeden Fall weiter, strebt in der Zwischenzeit ein Masterstudium in Sportmanagement an. Über 50 Meter Freistil war er in London nur eine Sekunde hinter dem Drittplatzierten. Sein Herz hängt aber weiterhin an den 200 Metern, „Das bleibt meine Hauptstrecke“, sagt er. Hoffentlich klappt 2016 dann auch die Live-Übertragung.