Hattingen.
Die Herbstpause haben sie sich verdient. Als Aufsteigerinnen haben die Handballerinnen der TSG Sprockhövel Neuland betreten, und in diesen zuvor unbekannten Regionen sind sie bisher bestens zurechtgekommen. Platz vier steht nach vier Spieltagen zu Buche.
Aber auf die Frage, ob er damit denn zufrieden sei, gibt Trainer Michel Richter eine überraschende Antwort. „Nein, nicht wirklich“, sagt er und verweist auf die Vorbereitung, in der die Sprockhöveler Frauen einige Ausrufezeichen gesetzt hatten.Mit entsprechenden Ambitionen starteten sie dann in die Saison – und fielen gleich im ersten Spiel gegen Sundern auf die Nase. Eine „kollektive Schockstarre“ hatte der Trainer da ausgemacht. „Die Mannschaft war unglaublich nervös. Ich selbst auch“, blickt Richter noch einmal zurück. „Und wenn sich diese Anspannung nicht löst, dann ist das nicht gut.“ So krampfte sich die TSG durch die 60 Minuten und musste sich schließlich mit einem Tor Differenz geschlagen geben.
Jede Position ist doppelt besetzt
Aber die Niederlage hatte wohl auch einen positiven Aspekt. Denn der ganz große Druck war erst einmal weg, und so hielten sich die Erwartungen vor der zweiten Partie in Grenzen. Zumal der Kader vor dem Spiel gegen Ferndorf recht ausgedünnt war. Und was passierte? Die TSG-Frauen gewannen überlegen mit 27:20 und lieferten dabei ihre beste Saisonleistung ab. „Vielleicht ist es auch so gekommen, weil wir zuvor nichts erwartet haben“, nennt Richter einen Grund für die tolle Vorstellung.
Die TSG war also endgültig in der Landesliga angekommen und stand gegen Netphen vor ihrem zweiten Sieg. Dreimal hatte sich Sprockhövel mit drei Toren abgesetzt und erreichte am Ende doch nur ein 19:19, das letztlich noch Torfrau Theresa Mühlhaus mit einer starken Vorstellung absicherte. „Da haben wir noch ein bisschen Lehrgeld zahlen müssen“, sagt Richter. „Wir haben oft zu früh abgeschlossen und sind mit der offensiven Deckung des Gegners nicht klargekommen.“
Letztlich ging es mit einem 32:29 gegen Lüdenscheid in die Herbstpause. „Starke Offensive, verbesserungswürdige Defensive“, fasst der Trainer diese Partie zusammen und sagt dann aber auch. „Wenn man als Aufsteiger mit 5:3 Punkten startet, muss man zufrieden sein.“
Ein Grund für die positive Punkteausbeute sei sicherlich die Ausgeglichenheit des Kaders. „Bei uns ist jetzt jede Position doppelt besetzt. Das ist natürlich ein großer Vorteil, wenn es einmal Ausfälle geben sollte“, so Richter.
Dabei sind die TSG-Zugänge noch gar nicht voll auf Touren gekommen. So kam Pat Schneider aus beruflichen Gründen bisher nur sporadisch zum Einsatz, und auch Nathalie Scherber ist noch nicht bei 100 Prozent. „Das kann sie auch gar nicht“, sagt Michel Richter. „Bevor sie zu uns gekommen ist, hat sie fünf Jahre pausiert. Aber sie ist für uns auf jeden Fall eine Verstärkung.“
Jennifer Böhmer kämpft sich zurück
Auf dem Weg zurück zu alter Klasse ist auch Jennifer Böhmer, die sich im Winter einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. „Sie hat schon wieder ihre Tore geworfen, braucht aber noch Zeit“, sagt der Trainer, der sich nicht nur über die Fortschritte Jennifer Böhmers, sondern auch über die Leistungen der Jüngsten im Team freut. Das sind die 17-Jährigen Rabea Striebeck und Theresa Ruthenbeck. Beide können auf der Linksaußen-Position eingesetzt werden, beide haben außergewöhnliches Talent. „Wenn man sie spielen sieht, dann käme man nicht darauf, dass sie erst 17 sind“, sagt Richter, der seine Mannschaft in der Landesliga auf einem guten Weg sieht. Natürlich sei die Liga stärker besetzt als die Bezirksliga, so der Polizeibeamte. Aber stärker sei die Liga vor allem deshalb, weil die Mannschaften ausgeglichener besetzt seien. „In der Bezirksliga haben viele Teams ein paar Leistungsträgerinnen, aber dann auch Spielerinnen, die den Kader auffüllen. Das ist in der Landesliga anders. Den richtigen Leistungssprung gibt es erst hin zu Verbandsliga.“
Aber davon wird in Sprockhövel zurzeit allenfalls geträumt.