Es gibt Spiele, die enden nicht unentschieden und haben trotzdem keinen Gewinner. Ein solches war das Bezirksliga-Spitzenspiel zwischen den Sportfreunden Niedewenigern und dem Tabellenführer TVD Velbert, das nach 75 Minuten beim Stand von 2:1 für Niederwenigern nicht fortgesetzt wurde. Die Entscheidung über die Wertung der Partie oder eine Wiederholung liegt jetzt bei der Spruchkammer.

Zwei Gelb/Rote und eine Rote Karte hatte Schiedsrichter Oguz Öztas von Rot-Weiß Essen an die Gäste bereits verteilt, da eskalierte die Situation eine gute Viertelstunde vor dem Ende. „Ich habe das Spiel unterbrochen, weil mein Linienrichter mir signalisierte, dass er sich von den Velberter Zuschauern bedroht fühlte“, sagte der Unparteiische hinterher. Nach 20 Minuten Unterbrechung, die dazu dienen sollten, die erhitzten Gemüter zu beruhigen, habe er wieder anpfeifen wollen, sagte Öztas weiter. Dann aber habe Velbert den Antritt verweigert. Begründet worden sei das im Spielbericht damit, dass die Gäste sich bedroht fühlten, sagte Verbandsbeobachter Manfred Neufeld. Daraufhin brach Öztas die Partie beim Stand von 2:1 für Niederwenigern ab.

Es gab am Ende eigentlich nur Verlierer. Der Fußball gehört dazu, weil nun die Entscheidung über die Meisterschaft und den Aufstieg in die Landesliga eventuell nicht auf dem grünen Geläuf, sondern am gleichfarbigen Tisch fällt.

Ob sich die Gäste aus Velbert nach dem Abbruch kurzzeitig als Gewinner gefühlt haben? Sportlich waren sie zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon am Ende. Der TVD Velbert war in einer vom Abwarten beider Mannschaften geprägten Halbzeit die leicht bessere und nach 40 Spielminuten mit 1:0 in Führung gegangen. Noch vor der Pause aber musste Velberts agiler Stürmer Ahmed Berraneb mit Gelb/Rot vom Platz, nachdem er Martin Winterpacht geschubst hatte – eine richtige Entscheidung. Berraneb hatte schon nach 13 Minuten Glück gehabt, als er nach hinten austrat und Winterpacht böse dort traf, wo Männer ganz bestimmt nicht getroffen werden wollen. Hätte der Schiedsrichter das gesehen, hätte er schon nach dieser Szene einen Platzverweis geben müssen. Nach der Pause erhöhten die Sportfreunde den Druck, und Fabian Lümmer drückte den Ball nach einem Lattenkopfball von Hendrik Hildebrand zum Ausgleich über die Linie (57.).

Wenig später dezimierte sich Velbert durch die zweite Gelb/Rote Karte. Als Niederwenigern nach einem umstrittenen Elfmeter von Stephan Kreiger (71.) mit 2:1 in Führung gegangen war, brachen alle Dämme: Der dritte Gästespieler musste vom Feld, diesmal mit Rot. Und dann kam es zu den eingangs geschilderten Vorkommnissen.

Und die Sportfreunde? Die hätten die Gewinner sein müssen, aber jetzt sind sie auf das Ergebnis der Spruchkammersitzung in den kommenden zwei Wochen angewiesen. „Es darf kein drittes Spiel Niederwenigern gegen Velbert geben“, sagte der aufgebrachte SFN-Abteilungsleiter Bertold Pieper. Sonst könnte jeder behaupten, sich bedroht zu fühlen, in der Hoffnung auf ein Wiederholungsspiel.