Gevelsberg. Beim Stand von 1:0 wird das Topspiel der Fußball-Kreisliga A2 zwischen Ararat Gevelsberg und dem TuS Hasslinghausen abgebrochen. Der Grund ist skurril.

Knapp 50 Minuten dauerte es, bis der Krankenwagen den Fußballplatz am Hundeicken endlich verlassen hatte. Zusammen mit Rodi Mohammed vom Fußball-A-Ligisten SV Ararat Gevelsberg, der sich zuvor in einem Zweikampf schwer verletzte und lange in der Kälte ausharren musste. Als es eigentlich hätte weitergehen können, brach der Unparteiische die Partie gegen den TuS Hasslinghausen allerdings beim Stand von 1:0 für die Gevelsberger trotzdem ab – und sorgte beim Tabellenführer für erhitzte Gemüter.

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Doch was war passiert? Eigentlich wirkte die Szene in der 23. Spielminute recht harmlos: Ein normaler Pressschlag zwischen Ararats Rodi Mohammed und Hasslinghausens Jeremy Obi nahm allerdings weit größere Ausmaße an, als absehbar war. Spätestens als Ararats Mohammed immer lauter schrie und damit auch zwei Minuten später nicht aufhörte war klar, dass es ernster als gedacht ist – und womöglich länger dauern würde. „Der Spieler hatte Schmerzen ohne Ende. Das war kein Foulspiel und keine Absicht. Womöglich ist der Gegenspieler ihm auf den Knochen gefallen“, meinte der Unparteiische Frank Schwarzelühr hinterher. Es soll sich wohl um eine Verletzung am Knöchel handeln, möglicherweise an den Bändern, hieß es vonseiten Ararats unmittelbar nach dem Spiel.

Spieler fangen sich in Gevelsberg wieder an aufzuwärmen

Nach der Szene zog sich alles in die Länge. Der Ararat-Spieler wurde erst mit Decken und Jacken bei der klirrenden Kälte abgedeckt, später mit einer silbernen Wärme-Folie. Weil der Krankenwagen knapp 15 Minuten auf sich warten ließ, schickte der Schiedsrichter beide Teams in die Kabine.

Nach gut 50 Minuten stand der Krankenwagen noch immer auf dem Feld. Der verletzte Spieler von Ararat befand sich da schon längere Zeit mit den Sanitätern im Rettungswagen – doch das Spielfeld verließen sie nicht. Um den Krankenwagen herum machten sie die Spieler beider Seiten bereits wieder warm und bereiteten sich auf den Wiederanpfiff vor, den alle erwarteten.

Rettungssanitäter können Platz nicht verlassen

Es wirkte alles so, als ginge es jeden Moment wieder los. Doch der Schiedsrichter blies dann plötzlich dreimal tief in die Pfeife und kreuzte die Arme. „Spielabbruch“, rief er – und ging entschieden Richtung Kabine. Die wartenden Akteure auf dem Platz waren überrascht. Die Spieler von Ararat, die dank Enver Bayezit zu dem Zeitpunkt 1:0 führten, gingen dem Schiedsrichter hinterher und wollten gerne weiter spielen.

„Die wissen nicht, in welches Krankenhaus sie sollen und fahren nicht raus.“

Frank Schwarzelühr, Schiedsrichter

„Die Rettungssanitäter können nicht sagen, wie es weitergeht. Die haben das Auto ausgemacht. Die wissen nicht, in welches Krankenhaus sie sollen und fahren nicht raus“, argumentierte der Unparteiische im Kabinentrakt. Mitten in der Diskussion machten die Spieler von Ararat den Schiri dann drauf aufmerksam, dass der Krankenwagen sich gerade doch noch in Bewegung gesetzt hat. Als der Unparteiische diesen über den Parkplatz abrauschen sah, machte er sich wieder auf den Weg zum Platz und wollte das Spiel doch noch fortsetzen. „Jetzt fährt er raus? Da ist er! Dann lass uns weitermachen, ich komme ja auch extra aus Lüdenscheid“, sagte er. Die Spieler von Ararat jubelten und wollten sich schon zum zweiten Mal während er Unterbrechung warm machen.

Hasslinghausens Spieler schon wieder auf Heimweg

Doch auf der anderen Seite stand am Ausgang die Traube von Hasslinghausen, die die Taschen schon geschultert hatten und gerade die Anlage verlassen wollten. „Unsere Neun und unsere Zehn sind schon im Auto“, erzählte Hasslinghausens Trainer Daniel Utech – worauf eine Diskussion zwischen den Vereinen entbrannte. Ararat wollte weitermachen, Hasslinghausen nicht. Kurz war unklar, wie es weitergeht.

Doch der Schiri machte dann Nägeln mit Köpfen. „Ich habe abgebrochen. Wenn beide unbedingt hätten weitermachen wollen, hätte ich nochmal angepfiffen. Aber jetzt warten wir schon 50 Minuten und irgendwann ist Schluss“, entschied er endgültig.

„Die haben gesehen, dass es für sie nicht gut läuft und wollen nicht antreten.“

Ishak Aykoc, Trainer vom SV Ararat Gevelsberg

Bei Ararat kam das gar nicht gut an. „Die wollen nicht spielen, weil sie wissen, wenn wir abbrechen ist es wieder 0:0. Die haben gesehen, dass es für sie nicht gut läuft und wollen nicht antreten“, vermutete Ararats Coach Ishak Aykoc. Klar wurde zudem: Er und seine Mannschaft werden am kommenden Sonntag, wenn es zum Rückrundenauftakt erneut gegen Hasslinghausen geht, extra motiviert sein. Und schossen auch schon Giftpfeile in Richtung des Gegners. Wann das abgebrochene Spiel nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Mitte nächster Woche will Staffelleiter Dietmar Achtert das neu ansetzen. Genauso ist stand jetzt unklar, was die genaue Diagnose von Ararats Rodi Mohammed ist.

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