Bocholt. Herausragendes Landesliga-Spitzenspiel: 722 Zuschauer. Hattinger Tabellenführer siegt beim SV Biemenhorst. Einer zieht‘s trotz Schmerzen durch.
Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Noch. Nicht einmal nach diesem grandiosen 3:1 (1:1)-Sieg im Top-Spiel der Landesliga-Staffel 2 beim SV Biemenhorst, das ein erklärendes Stück dafür gewesen ist, warum Fußball so schön sein und so viel Spaß machen kann, mag Marcel Kraushaar über den Oberliga-Aufstieg reden. Lieber erzählt der 33-jährige Trainer der Sportfreunde Niederwenigern, die nun bei einer Begegnung weniger drei Punkte vor dem SV Blau-Weiß Dingden, der in Mülheim beim VfB Speldorf nur ein 2:2 geschafft hat, und fünf vor jenen Biemenhorstern liegen, dass sich sein Team in dieser Saison schon den einen oder anderen Patzer geleistet habe.
Aber in dieser Verfassung? In der Bocholter Intersport-Pieron-Arena lieferte der Tabellenführer aus Hattingen bei seinem 19. Saisonsieg vor der riesigen Kulisse von 722 Zuschauern eine ausgezeichnete Leistung ab, taktisch nahezu ein Meisterwerk. Marcel Kraushaar bekam das zu sehen, was er geplant hatte. „Es ist nicht unser Spiel, uns hinten reinzustellen, aber das haben wir bewusst getan“, sagte der SFN-Coach, der nach dem Schlusspfiff glücklich auf die Knie gefallen war und mehrmals freudestrahlend mit der rechten Hand auf den Kunstrasen gehämmert hatte. Er wollte für die starke Offensive der Biemenhorster, die beste der Liga, gewappnet sein. „Die sind fußballerisch“, meinte er, „nach vorne brutal.“
1:0 nach 19 Minuten: Schevan Rascho trifft für die Sportfreunde Niederwenigern
Okay: Die Sportfreunde mussten zunächst eine kleine Drangphase der Mannschaft von Trainer Javier Garcia Dinis überstehen. „Aber wir haben gewusst, dass wir unsere Umschaltmomente kriegen werden. Man hat gesehen, dass der Plan aufgegangen ist“, sagte Marcel Kraushaar, der sich vor allem auch über die Anpassungsfähigkeit fürs System und die Bereitschaft seiner Fußballer freute – zum Beispiel über Marc Rapka, der sich erst am Samstag vor einer Woche beim PSV Wesel-Lackhausen (2:1) am linken Sprunggelenk verletzt hatte „und das Ding trotz großer Schmerzen durchzieht“, wie sein Coach sagte. Zweimal war Marc Rapka sogar ganz nah dran, auch zu treffen. Er scheiterte jedoch jeweils in einem Eins-gegen-eins-Duell an SVB-Keeper René Konst.
Kurz nach der Pause war dann Schluss für Flügelflitzer Marc Rapka, weil er erneut einen Schlag auf seinen lädierten Knöchel bekommen hatte. 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt, nachdem Schevan Rascho die Sportfreunde in der 19. Minute nach einem Pfostentreffer von Max Golz in Führung gebracht und Justin Heckers per 25-Meter-Freistoß in der 39. Minute für den SV Biemenhorst ausgeglichen hatte.
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Es war dann eine zweite Halbzeit, in der der Tabellendritte alles versuchte, es aber nicht schaffte, die starke Defensive der Sportfreunde beziehungsweise Torwart Jan Dehl zu überwinden. Marcel Kraushaar war begeistert, dass seine Mannschaft, die gerne mit dem Spielgerät unterwegs ist, „so bereit ist, gegen den Ball zu arbeiten“, sagte der SFN-Coach. Er wusste gar nicht so genau, für welchen Superlativ er sich an diesem Sonntagnachmittag entscheiden sollte, und er wollte auch keinen Spieler herausheben. „Die Leidenschaft, mit der wir verteidigt haben“, sagte er, „war überragend.“
Das zweite Plus der Nummer eins der Liga in diesem Spitzenspiel war die Cleverness vor dem Tor des SV Biemenhorst in der zweiten Halbzeit. Zweimal. Siegbringend. Zunächst nutzte Max Golz die Vorarbeit seines linken Verteidigers Amin Ouahaalou, um den Ball stark anzunehmen und dann cool zur 2:1-Führung an René Konst vorbeizulegen (53.), ehe Schevan Rascho so großartige Vorarbeit leistete, dass Dominik Enz nur noch zum 3:1 abzustauben brauchte (71.). Und zur Belohnung gibt es für die Sportfreunde Niederwenigern nicht nur drei Punkte, sondern auch einen trainingsfreien Montag. Marcel Kraushaar hat einen Sauna-Tag angeordnet.
So haben sie gespielt:
Tore: 0:1 Schevan Rascho (19.), 1:1 Justin Heckers (39.), 1:2 Max Golz (53.), 1:3 Dominik Enz (71.)
SF Niederwenigern: Dehl - Lümmer, Nissen, Heufken, Ouahaalou - Enz (90.+3 Gipper), Machtemes (69. Hillmann), Barrera, Rapka (49. Dorka) - Rascho (82. Köfler), Golz (63. Renneberg).
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