Hattingen. Der Vorsitzende des Russischen Sportvereins hat Wurzeln in der Ukraine und in Russland. Was ihm und dem Verein in der aktuellen Lage wichtig ist.

Für Eduard Osovec sind es derzeit besonders unruhige Tage. Der Vorsitzende des Russischen Sportvereins Hattingen beobachtet den Krieg in der Ukraine genau. Schließlich hat er dort Verwandte und Freunde – und er selbst hat Wurzeln aus den beiden aktuell verfeindeten Ländern.

„Bei uns im Verein wird aktuell natürlich sehr viel über die Lage gesprochen. Aber als Verein werden wir keine Partei ergreifen“, betont Osovec. Innerhalb der Mannschaft gibt es Spieler verschiedener Nationen. Mit Artem Kowal und Maksim Nagoritschnyy auch zwei Ukrainer. „Wir haben aber auch Spieler mit anderer Nationalitäten, etwa Litauen, Iran oder Irak“, erzählt Osovec.

RSV Hattingen muss sich wegen seines Namens immer mal Kommentare anhören

Die Mannschaft hat am Samstag ein Nachholspiel, auswärts gegen die dritte Elf des SV Herbede (18.15 Uhr). Ob es Sprüche geben wird? „Mal sehen, wir haben uns in all den Jahren schon so manches anhören müssen. Damit kommen wir klar“, sagt Osovec, der in der aktuellen Situation aber nicht unbedingt damit rechnet. Zumal der Verein sich eben nicht auf eine Seite stellt.

„Ich weiß aber nicht, ob uns der Vereinsname trotzdem zum Verhängnis wird. Wir sind aber gut integriert und leben auch hier in Deutschland. Unsere Gründer haben alle russische Wurzeln, der Vereinsname hat daher seine Berechtigung. Sonst leben und arbeiten wir hier in unserem Land“, betont Osovec.

Verein möchte bewusst keine Partei ergreifen

Bereits seit 2014, als es zur Kreml-Krise kam, hat der RSV Hattingen beschlossen, das politische Geschehen um ihn herum aus dem Vereinsleben herauszuhalten. „Wir wollten es definitiv und sind bisher gut damit gefahren“, weiß Osovec.

Zumal es um den gemeinsamen Sport gehe und gerade dafür immer und überall auf der Welt Spieler mit vielen verschiedenen Wurzeln in Teams zusammenspielen. Es komme in diesen Tagen aber auch vor, dass der RSV wegen seines Namens und dazu des Doppeladlers auf dem Wappen angeschrieben wird.

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Der ausgebrochene Krieg in der Ukraine ist intern auch ein Thema, da viele Verwandte und Bekannte aus Russland oder der Ukraine haben. „Es werden Videos bei uns in der WhatsApp-Gruppe gepostet. Es gibt aber auch Fakevideos dabei, die in den sozialen Medien auftauchen“, erzählt Osovec. Das sei für die Einschätzung der erschwerend.

Sorgen um Verwandte und Freunde aus der Ukraine

In der Hauptstadt der Ukraine lebt eine Cousine von ihm. „In den ersten Tagen, als schon von Angriffen auf Kiew gesprochen wurde, hat sie mir geschrieben, dass es ruhig im Umfeld war und es noch gar keine großen Angriffe gab“, berichtet er und ist deshalb auch bei den Medienberichten teilweise skeptisch. „Es ist interessant, wenn man in dem Fall näher dran ist.“

Der 33-Jährige sogt sich allerdings auch sehr um seine Verwandten und Freunde, die in der Ukraine oder auch in Russland leben. „Zuerst hatte ich meine Cousine auch nicht erreicht und war dann froh, als sie sich zurückgemeldet hat“, gesteht er. Seiner seiner Bekannten lebt auch im Bereich der von den Separatisten kontrollierten Gebieten. „Es ist erschreckend, wenn man es so mitbekommt. Zumal die Angriffe auch Zivilisten treffen. Einfach nur schrecklich“, so Osovec, der auf ein schnelles Kriegsende hofft.

Als Schüler war Osovec in den Sommerferien immer in der Ukraine

Früher war er als Schüler elf Jahre lang in den Sommerferien immer in der Ukraine bei den Großeltern für sechs Wochen. Er erinnert sich an eine angenehme Zeit im Heimatland seines Vaters. In Russland sei er dagegen noch nie gewesen, wo seitens der Mutter, die Deutsch-Russin ist, Verwandte leben. „Ich kenne aus Moskau auch Cousins und Bekannte, wo Meinungen zum Krieg auch mal auseinander gehen“, sagt Osovec, der gespannt ist, was Wladimir Putin weiter plant und wie die Nato darauf reagieren wird.

Bislang gehe es den Verwandten und Freunden gut. Er hofft, dass es so bleibt und nicht noch viele weitere Zivilisten getötet werden. „Ich habe meinen Verwandten auch angeboten, dass sie im Notfall hier zu mir nach Deutschland kommen können und wir dann weiter schauen.“

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