Hattingen.
50 Jahre alt ist er im April geworden, 36 Jahre hat er Handball gespielt. Doch am Samstag geht eine ungewöhnliche Karriere zu Ende. Peter Klöckner hört auf. Das Spiel der dritten Mannschaft des TuS Hattingen gegen den SV Westerholt II (15.30 Uhr, Kreissporthalle) wird sein letztes sein.
Die Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen. Er hätte auch noch weitergemacht, wenn es eine entsprechende Mannschaft für ihn gäbe. Doch der TuS hat halt nur drei Senioren-Mannschaften, und die dritte spielt in der Kreisliga. „Das ist für mich inzwischen zu hoch“, sagt Klöckner, der als Handballer immer dahin gegangen ist, wo es richtig weh tut. Klöckner war Kreisläufer.
Köckner ist ein TuS-Urgestein. Er hat immer bei den Rot-Weißen gespielt, zunächst aber als Fußballer. Torwart war er, weil er, wie er selbst sagt, den Ball gerne in die Hand nahm. Mit dem Fuß war er nicht so gut. Doch als Schlussmann in der TuS-Jugend langweilte er sich bald. „Wir hatten damals eine sehr gute Mannschaft, wir haben oft zweistellig gewonnen, und ich hatte im Tor nichts zu tun“, erinnert sich Klöckner.
In der Winterpause zogen die jungen Kicker in die Halle um und spielten im Training auch Handball. Bei Peter Klöckner hat es sofort gefunkt. Handball war sein Ding, das wusste er gleich. Er wechselte dann zwar nicht den Verein, aber die Abteilung. Knapp 18 Jahre war er alt, als er in die Senioren-Mannschaft wechselte Er war der jüngste im Team, und sein Trainer, Winni Althaus, verpasste ihm einen Spitznamen. Aus Peter wurde der „Junior“.
So wird er auch heute noch gerufen, auch von weitaus jüngeren Menschen. „Ich reagiere eigentlich auch fast nur noch auf Junior“, sagt Klöckner. „Dann weiß ich, dass ich gemeint bin.“
In der Senioren-Mannschaft des TuS Hattingen gab es für Klöckner viele Höhepunkte. Zuerst genannt werden muss natürlich der Aufstieg in die Oberliga. Und dann gab es ja auch noch die Derbys mit dem großen Rivalen DJK Westfalia Welper. Schon eine Woche vor dem Vergleich wurde eigentlich über nichts anderes mehr gesprochen.
Schönste Zeit in der Kreisklasse
Nach dem Spiel warfen sich die Sieger in die Brust, die Verlierer zogen den Köpfe ein. Die Rivalität hat sich mit den Jahren dann etwas gelegt, TuS und DJK entschlossen sich im Jugendbereich sogar zu einer Zusammenarbeit in der JSG. „Schade, dass es die jetzt nicht mehr gibt“, sagt Klöckner. „Ich war sogar dafür, dass sich auch die Seniorenmannschaften zusammentun. Dann hätte es in Hattingen über Jahre hinweg Spitzenhandball gegeben.“
Die erfolgreichste Zeit hatte er also in der Oberliga, doch die schönste verbrachte er in der 1. Kreisklasse. In der Hattinger Drittvertretung versammelten sich damals viele ehemalige Oberliga-Spieler. Die waren für die Klasse aber viel zu gut.
79 Spiele ohne Niederlage
Und so eilte der TuS von Titel zu Titel. Sieben Meisterschaften wurden gefeiert, zwischendurch gab es sogar eine Phase, in der der TuS in 79 Meisterschaftsspielen ohne Niederlage blieb. Klöckner schrieb damals einen Brief an den DHB und warf die Frage auf, ob sich die TuS-Drittvertretung jetzt die erfolgreichste Handball-Mannschaft Deutschlands nennen dürfe. Eine Antwort hat er allerdings nie bekommen.
Aber auch Freundschaftsspiele können Spaß machen. Zum Beispiel die Partie des TuS Hattingen gegen den VfL Gummersbach, als der „Junior“ gegen den „Hexer“ Andreas Thiel ein Tor erzielte. Toll sei auch das Erlebnis gewesen, mit seinem Sohn Pascal in einer Mannschaft zu spielen, sagt Klöckner, der auch als Zuschauer seine Freude hatte. Zum Beispiel beim unvergessenen Aufstiegsspiel in Hamm, als der TuS unter Trainer Thomas Körber 60 Minuten lang mit offener Manndeckung spielte.
36 Jahre also – eine lange Zeit, die auch mit vielen Schmerzen verbunden war. Zwei Kreuzbandrisse, Hand- und Rippenbrüche, Meniskusschäden, ausgekugelte Finger und diverse Blessuren mehr. Ja, Handball ist ein harter Sport. Folgeschäden hat er zwar nicht davongetragen, doch inzwischen hat er seinem Orthopäden mitgeteilt, dass er wegen des Handballs nicht mehr kommen werde.
„Ich komme morgens gut aus dem Bett, und ich hoffe, dass es so bleibt“, sagt Klöckner. „Ich möchte nur nicht, dass mich meine Mitspieler einmal Opi nennen.“
Da muss er sich aber wohl keine Sorgen machen, das wird nicht geschehen. Denn Peter Klöckner ist und bleibt – der „Junior“.