Die ehemalige Handball-Nationalspielerin Anna Brandt will der DJK Westfalia Welper beim Aufstieg in die Bezirksliga helfen. Am vergangenen Wochenende kam sie beim 19:18 gegen den Tabellenzweiten ETG Recklinghausen zum ersten Mal zum Einsatz.
Anna Brandt erzielte bei ihrem Debüt „mal eben“ zwölf Tore. „Am Anfang sah es deutlich aus, aber am Ende wurde es doch ein wenig hitzig“, sagt sie. Recklinghausen nahm Anna Brandt in enge Deckung und wollte sie so aus dem Spiel nehmen. Schließlich hatte Recklinghausen zuvor noch keinen Verlustpunkt und reagierte dementsprechend „engagiert“ auf das Mitwirken der 50-maligen Nationalspielerin. „Am Ende haben wir aber durch eine gute kämpferische Leistung gewonnen“, sagt die 36-Jährige.
Dass sie oft eine Sonderbewacherin bekommen werde, sei ihr klar, sagt Anna Brandt. „Aber mir ist es sowieso wichtiger, Lücken für die anderen Spielerinnen zu reißen, als selbst Tore zu machen. Mein Ziel ist nicht, dass das Spiel auf mich zugeschnitten wird.“
In der Vergangenheit feierte Anna Brandt ihre größten Erfolge bei Borussia Dortmund. Mit der Borussia gewann sie den DHB-Pokal und den Europapokal. Auch in der Nationalmannschaft hat sie Spuren hinterlassen. Sie zählte zur Mannschaft, die 1997 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft gewann. Ende 2009 hatte Anna Brandt ihren Abschied vom aktiven Handball mit einem Auswahlspiel vor einem Länderspiel der deutschen Handball-Damen in der Uni-Halle in Wuppertal gefeiert. Dort hatte sie zuvor beim TV Beyeröhde in der ersten und zweiten Bundesliga gespielt.
Die Bilanz der gebürtigen Polin liest sich beeindruckend. In 120 Bundesliga-Spielen warf sie 521 Tore, hinzu kamen 98 Treffer in 18-DHB-Pokal-Partien und 130 Tore in 37 Europacup-Spielen.
Dass eine solche Spielerin von internationalem Niveau jetzt für eine Kreisliga-Mannschaft aufläuft, hat in Anna Brandts Fall einen einfachen Grund: Seit elf Jahren lebt sie in Hattingen, gemeinsam mit Ehemann Jens Brandt. Der wiederum trainierte lange die erste Herrenmannschaft der Westfalia und ist dem Verein eng verbunden. Seit Beginn dieser Saison ist er Spielertrainer der zweiten Mannschaft in der Kreisliga.
„Hier ist meine Heimat“, sagt Anna Brandt über Welper. Das Umfeld in Welper habe sie überredet, wieder zu spielen – bei Feiern und in der Halle. „Ich war bei einigen Spielen in der Halle, und da hieß es öfter mal: Anna, kannst du nicht spielen?“
Was folgte, waren einige Trainingsteilnahmen, und offensichtlich machte es doch wieder Spaß. Dazu trägt auch bei, dass Anna Brandt ihrer Mannschaft viel zutraut. „Da ist Potenzial vorhanden. Vielleicht würde es noch besser in der Bezirksliga als in der Kreisliga klappen“, sagt Anna Brandt. Denn in der höheren Klasse könne das spielerische Vermögen mehr zur Geltung kommen. Anna Brandt will den Westfalia-Frauen also helfen, aber das wird wohl nicht in jedem Spiel gehen. Denn neben ihrem Beruf als Sportlehrerin an der Gesamtschule in Welper trainiert die zweifache Mutter auch noch die D-Juniorinnen der JSG Hattingen-Welper, die in der Kreisliga eine gute Rolle spielen. „Es werden sich wohl ein paar Spiele überschneiden, und da geht die Jugend-Mannschaft für mich vor“, sagt Anna Brandt.
Vorgesehen ist Anna Brandts Hilfe aber ohnehin vor allem in den wichtigen Spielen gegen Spitzenmannschaften. Der Anfang wurde in Recklinghausen gemacht.