Bochum. Ein Spiel in der Bochumer Fußball-Kreisliga C wird aus einem kuriosen Grund abgebrochen. Unschöne Szenen und harte Vorwürfe gibt es dennoch.
Der Herbst ist da und mit ihm die Zeit, in der es statistisch am häufigsten zu Spielabbrüchen im Amateurfußball kommt. So auch an diesem Wochenende.
Die Partie in der Bochumer Kreisliga C5 zwischen der DJK Teutonia Ehrenfeld II und Hedefspor Hattingen III wurde nach knapp über 70 Minuten beim Stand von 3:0 für Ehrenfeld abgebrochen. Körperliche Gewalt war diesmal aber nicht der Grund.
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Kurz vor dem Abbruch hatte Hedefspor Hattingens Sevki Tiris die Gelb-Rote Karte wegen Meckerns gesehen. Zunächst ließ der Schiedsrichter Sven Ziegeler das Spiel noch weiterlaufen. Kurz darauf verließ Bayram Tas jedoch das Feld. Zuvor waren auch schon Ilhan Tas sowie Faruk Inci vom Platz gegangen. Hefespor hatte somit nur noch sechs Feldspieler und einen Torwart auf dem Feld. Schiedsrichter Ziegeler zählte durch und brach ab.
Hatte Hedefspor Hattingen nicht mehr genügend Spieler auf dem Feld?
Allerdings ist ein Spiel gemäß Paragraf 27 der Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes nur abzubrechen, wenn „eine Mannschaft nicht mehr die erforderliche Mindestspieleranzahl zur Verfügung hat“. Diese Mindestspieleranzahl liegt bei sieben Akteuren.
„Der Spielabbruch beruht auf der Tatsache, dass nach der Gelb-Roten Karte vier weitere Spieler von Hedefspor das Feld verlassen haben. Ich musste dann abbrechen, da mir ein Spieler mitgeteilt hat, dass er verletzt war“, sagte Ziegeler nach der Partie. Auf dem von der zweiten Hälfte des Spiels online abrufbaren Video ist hingegen zu erkennen, dass noch sechs Hattinger Feldspieler zum Zeitpunkt des Abbruchs auf dem Feld standen. Die Entscheidung über eine Wertung oder eine Neuansetzung muss nun das Sportgericht treffen.
DJK Teutonia Ehrenfeld steht eher auf der Seite des Schiedsrichters
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Unabhängig gab es extrem viele Reibungspunkte, die ebenfalls ein Nachspiel haben könnten. Hedefspor Hattingens Spielertrainer Ilhan Tas, der selbst auch vom Feld ging, um sich zu beruhigen und vor einer Roten Karte zu schützen, wirft dem Schiedsrichter ein nicht angemessenes Verhalten vor. „Ich spiele seit 22 Jahren Seniorenfußball und habe so ein Auftreten von der Kreisliga C bis zur Westfalenliga noch nicht gesehen“, so Tas. Schon bei der Passkontrolle habe Ziegeler gesagt, er werde Entscheidungen treffen, mit denen die Spieler nicht einverstanden sein werden und fordere Respekt.
Dies bestätigen Ziegeler sowie Ehrenfelds Trainer Arno Troost, ordnen die Worte aber anders ein. „Er hat nur darauf hingewiesen, dass es sein kann, dass er Fehlentscheidungen treffen werde“, so Troost.
Ziegeler selbst sagt: „Ich habe das zu beiden Mannschaften gesagt. Ich habe gesagt, dass es im Spiel Entscheidungen geben wird, mit denen die Spieler nicht einverstanden sein werden. Es wird Abseitssituationen geben, in denen sie eine andere Wahrnehmung haben werden als ich. Das kommt in jedem Fußballspiel vor. Ich habe nur darum gebeten, diese Situationen zu akzeptieren und nicht unsachlich zu werden oder zu meckern. So, wie ich das jeden Sonntag den Teams sage“, so Ziegeler.
Der Unparteiische spricht von einer Drohung
Im Spiel selbst fühlte sich Hedefspor ungerecht behandelt. „Man durfte ihm überhaupt nichts sagen, egal in welchem Ton. Jedes Mal, wenn etwas war, kam er drohend zu uns und sagte, er würde entscheiden. Und dann hat er grundlos abgepfiffen. Wir waren noch sechs Feldspieler plus ein Torwart. Ich bin auf den Spielbericht sehr gespannt“, so Tas.
Anders sieht das Ziegeler: „Der Spielabbruch wurde mir schon in der Halbzeit angekündigt. Das, was ich wahrgenommen habe von der Seite von Hedefspor, ging unter die Gürtellinie.“ Ein Spieler der Hattinger hätte ihm nach Abbruch noch gesagt, dass er aufpassen solle, dass seine Familie ruhig schlafen würde. „Da hört es auf und da sind wir an einem Punkt, an dem ich über zivilrechtliche Schritte nachdenke“, so Ziegeler. Ilhan Tas sagt dazu, dass Drohungen bei ihm im Team nicht toleriert werden würden und dass das die Spieler auch genau wissen würden.
Ehrenfelds Troost stellt die übergeordneten Fragen
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Ehrenfelds Troosts, der ebenfalls viel Meckerei der Hattinger gegenüber dem Schiedsrichter wahrnahm, war nach dem Spiel „sprachlos, welche Formen so ein simples Fußballspiel annehmen kann. Wir bewegen uns in der untersten Liga. Es ist unsere Freizeit, nicht unsere Profession. Es ist Breitensport. Auf diesem Niveau machen alle viele Fehler. Die Spieler meist weit mehr als die Schiedsrichter. Dennoch entladen sich die Emotionen immer wieder an den Schiedsrichtern. Schiedsrichter machen diesen Job ebenso wie alle Spieler freiwillig“, sagte er.
Er versuche, seinen Spieler zu erklären, dass Schiedsrichterentscheidungen als Unveränderbarkeit zu akzeptieren sind. „Sich mit ihnen zu beschäftigen, ergibt keinen Sinn und lenkt nur von den eigenen Aufgaben ab. Mittlerweile haben sie das auch verinnerlicht. Weshalb man einen Schiedsrichter nun solch einem persönlichen Stress aussetzt, kann ich nicht nachvollziehen. Wir können uns nicht beklagen, dass immer weniger Schiedsrichter sich diesen Gegebenheiten Woche für Woche stellen, wenn wir ihnen das Leben derart schwer machen. Darüber sollten wir uns alle vielleicht endlich mal Gedanken machen.“
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