Hattingen. Der scheidende Dirk Sörries spricht über die vielen Probleme der Saison des TuS Hattingen, dessen Abstieg er fast gar nicht im Klub erlebt hätte.

21 Punkte trennten den TuS Hattingen am Ende vom rettenden Ufer der Fußball-Bezirksliga. Von einer knappen Angelegenheit kann also keine Rede sein. TuS-Trainer Dirk Sörries, der nun im Sommer den Verein verlässt, ist dennoch der Meinung, dass der Abstieg hätte verhindert werden können. Und das hat Gründe – eine Abstiegsanalyse.

Vor der Saison stand bei den Rot-Weißen ein Umbruch an, einige Leistungsträger der vergangenen Jahre wollten kürzertreten, wie etwa Yusuf Aydin oder Moritz Zöllner. Zudem wechselten Eduard und Johann Geik zum RSV Hattingen, wo sie nun den Aufstieg in die Kreisliga B feierten.

Verpflichtungen wie Pascal Salewski und Oliver Triestram sowie die Spieler der jüngeren Generation sollten die Lücke schließen. „Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Wir alle waren optimistisch, dass wir die Klasse halten können. Von der Qualität des Kaders bin ich immer noch überzeugt“, erklärt Dirk Sörries.

TuS Hattingen musste die jungen Spieler ins kalte Wasser werfen

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Eine Hauptursache für den Abstieg waren sicherlich die vielen Verletzungen, einige davon langfristig. Gleich im ersten Vorbereitungsspiel brach sich Nils Pickhardt, dem als A-Jugendlicher eine Rolle im Bezirksliga-Team zugetraut wurde und er deswegen zum Senior erklärt wurde, das Schien-und Wadenbein. Das Verletzungspech blieb dem TuS in der Folge treu. Es folgten in kurzer Zeit schwerwiegende Ausfälle von Daniel Protzel, Philipp Durek, Sertac Dogan und Ramon Sauret-Kranz.

„Plötzlich fehlten fünf Stammspieler. Wir waren wir gezwungen die jungen Spieler, die wir behutsam und ohne Druck aufbauen wollten, ins kalte Wasser schmeißen“, sagt Sörries.

Niederlagenserie gleich zu Beginn der Saison

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Sportlich machten sich die Verluste natürlich bemerkbar. Das erste Spiel verlor der TuS 3:4 bei Blau-Weiß Huckarde. Ein Warnsignal war diese Partie aber noch nicht, da die Wildhagen-Elf zwischenzeitlich einen 0:3-Rückstand egalisierte. Auch die 0:3-Pleite gegen den CSV Linden löste noch nicht allzu große Sorgen aus.

Doch die Sieglos-Serie wuchs wie die Ausfallliste jedoch immer weiter an. Erst am neunten Spieltag gelang dem TuS der erste Sieg (1:0 gegen den VfB Annen). „Wir hatten zwischenzeitlich so viele Verletzungen, dass wir zu häufig nur mit acht oder zehn Spielern trainiert haben. So haben wir ja niemals irgendwelche Abläufe trainieren können. Im gesamten Saisonverlauf habe ich zehnmal das Training wegen Personalmangel abgesagt. Teilweise wusste ich Samstagabend nicht, wer am Sonntag spielen wird. In dieser Zeit hätte ich mir mehr Unterstützung im Verein gewünscht“, sagt Sörries.

Tiefpunkt im Auswärtsspiel in Harpen

Ein Tiefpunkt wurde Ende Oktober beim Auswärtsspiel in Harpen erreicht. Sörries wechselte Torwart Maurice Otten notgedrungen als Stürmer ein. Sieben Punkte betrug nach dem Spieltag der Abstand zu den sicheren Rängen.

Maurice Otten musste in der abgelaufenen Saison zwei Mal als Feldspieler beim TuS Hattingen eingewechselt werden.
Maurice Otten musste in der abgelaufenen Saison zwei Mal als Feldspieler beim TuS Hattingen eingewechselt werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Mit einer anderen Weichenstellung und anderen Prioritäten hätten wir den Anschluss wieder herstellen können“, so Sörries. „Zu diesem Zeitpunkt hätte man noch einiges reparieren können. Das habe ich mehrfach angesprochen. Passiert ist aber nichts.“

Dirk Sörries bot in der Winterpause seinen Rücktritt an

Im Winter machte sich der Coach auch Gedanken über seine Zukunft, er stellte seinen Rücktritt in den Raum. Erst bei seinem Trainerteam, dann bei seiner Mannschaft. „In meinen Überlegungen ging es darum, dass vielleicht neue Impulse gebraucht werden können“, so Sörries.

Sowohl Co-Trainer Serkan Aydin als auch die Mannschaft stärkten ihm aber den Rücken. „Daraufhin wollte ich die Sache auch auf jeden Fall durchziehen. Und in der Wintervorbereitung gab es ja auch wieder Lichtblicke.“

Yusuf Aydin entschied sich, wieder voll mitzuwirken und Sascha Sotzek ging aus eigenem Bestreben den Schritt aus der zweiten in die erste Mannschaft. Und mit einem neuem Spielsystem kam auch etwas Sicherheit hinzu. Das erste Spiel nach der Winterpause gewann der TuS mit 4:1 und die Hoffnung war zumindest für kurze Zeit wieder zurück. Doch unglückliche und vor allem knappe Niederlagen und ernste personelle Rückschläge verhinderten eine richtige Aufholjagd.

Der Abstieg war schon früh kaum noch zu verhindern

„Nach vier, fünf Spielen der Rückrunde war uns schon klar, dass der Klassenerhalt kaum noch zu schaffen sei“, so Sörries. Und so schwand Woche für Woche auch immer ein wenig mehr Glaube der Mannschaft. Das Team habe immer alles versucht und gegeben, aber ab einem gewissen Zeitpunkt sei es normal, den Kopf auch mal hängen zulassen.

Ärgerlich aus Sörries‘ Sicht war dann aber noch das Rückspiel gegen den TuS Heven, zu dem seine Mannschaft nicht antrat und so der Abstieg endgültig besieget wurde. „Aus meinem Kader wären eigentlich genug Spieler da gewesen, aber es war vom Vorstand gewünscht, dass einige nicht spielen, damit die im weiteren Verlauf in der zweiten Mannschaft aushelfen können“, so Sörries. Die Zweitvertretung kämpfte noch aussichtsreich um den Klassenverbleib, der letztlich auch mit Unterstützung der ersten Mannschaft geschafft wurde. „Dem Wunsch des Vorstands habe ich mich natürlich gebeugt.“

In der kommenden Saison spielt der TuS mit zwei Mannschaften in der Fußball-Kreisliga A. Dirk Sörries wird dann an der Seitenlinie des Bezirksligisten TuS Körne stehen. „Ich habe vom Vorstand immer die Rückendeckung gehabt und im Februar auch das Angebot bekommen, hier zu verlängern. Ich gehe im Guten. Und dennoch hätte ich mir im Saisonverlauf eine klare Linie gewünscht. Die hat leider gefehlt. Dann hätten wir die Chance gehabt, den Abstieg zu verhindern. Aber so war es am Ende natürlich ein verdienter Abstieg.“

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